Czerniejewo

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Czerniejewo
Wappen von Czerniejewo
Czerniejewo (Polen)
Czerniejewo (Polen)
Czerniejewo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Gniezno
Fläche: 10,20 km²
Geographische Lage: 52° 26′ N, 17° 29′ OKoordinaten: 52° 26′ 0″ N, 17° 29′ 0″ O
Höhe: 100 m n.p.m.
Einwohner: 2671
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 62-250
Telefonvorwahl: (+48) 61
Kfz-Kennzeichen: PGN
Wirtschaft und Verkehr
Straße: NeklaGniezno
Nächster int. Flughafen: Posen-Ławica
Gmina
Gminatyp: Stadt- und Landgemeinde
Gminagliederung: 14 Schulzenämter
Fläche: 112,01 km²
Einwohner: 7388
(31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 66 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 3003023
Verwaltung (Stand: 2015)
Bürgermeister: Tadeusz Szymanek[2]
Adresse: ul. Poznańska 8
62-250 Czerniejewo
Webpräsenz: www.czerniejewo.pl



Czerniejewo (deutsch Schwarzenau, früher Tscherniejewo) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Großpolen.

Geographische Lage

Die Stadt liegt am Fluss Wrześnica (deutsch Wreschnitza), etwa 38 Kilometer östlich der Stadt Posen.

Geschichte

Tscherniejewo (Schwarzenau) östlich der Stadt Posen und südwestlich der Stadt Gnesen auf einer Landkarte der Provinz Posen von 1905 (gelb markierte Flächen kennzeichnen Gebiete mit seinerzeit mehrheitlich polnischsprachiger Bevölkerung).
Stadtkirche
Evakuierte Polen auf dem Weg zum Bahnhof, 1939

Im 11. Jahrhundert befand sich an der Stelle des heutigen Czerniejewo ein Handelsplatz. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1284. Bis 1386 gehörte der Ort zu den königlichen Gütern, danach ging er an Sędziwój Paluka z Szubina. Wann genau die Siedlung das Stadtrecht erhielt, ist nicht mehr bekannt, da die entsprechenden Dokumente verloren gegangen sind, die Stadterhebung erfolgte aber zwischen 1386 und 1390 nach Magdeburger Recht. Im 16. Jahrhundert befanden sich die Górka im Besitz der Ortschaft.[3] Stephan Báthory genehmigte in einer Urkunde vom 30. März 1581 dem Ort, Jahrmärkte abhalten zu dürfen.[3] Die Reformation hielt Einzug, und die Protestanten bauten eine Kirche.[3]

Etwa 1780 ließ General Jan Lipski, inzwischen Eigentümer des Ortes, hier einen Palast errichten. Am Ausgang des 18. Jahrhunderts hatte die Stadt drei Kirchen, ein öffentliches Gebäude, 98 Wohnhäuser, sechs Mühlen und 787 Einwohner, darunter 147 Juden. Die Hälfte der Bewohner waren Polen.[3] Durch Heirat einer Lipski kam die Ortschaft im 19. Jahrhundert an einen Skorzewski.[3]

Bei der Zweiten Teilung Polen-Litauens fiel Czerniejewo 1793 an Preußen. Nach dem Frieden von Tilsit kam der Ort 1807 in das neu gebildete Herzogtum Warschau und verblieb dort bis zu dessen Auflösung 1815. Durch den Wiener Kongress kam die Stadt wieder zum Königreich Preußen. Während des Großpolnischen Aufstands 1848 brachten polnische Insurgenten die Stadt unter ihre Kontrolle, verbarrikadierten die Eingänge und begannen, die Flussbrücke abzureißen. Im April ließ General von Hirschfeld durch Abfeuern von vier Warnschüssen aus Artillerie-Geschützen den Aufstand beenden. Die Stadt wurde von preußischen Truppen besetzt, die Brücke wieder instandgesetzt.[4]

Im Jahr 1875 erfolgte der Anschluss an das Schienennetz der preußischen Staatsbahn.

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hatte die Stadt zum Landkreis Witkowo im Regierungsbezirk Bromberg der preußischen Provinz Posen gehört.

1918/1919 nahm die polnische Bevölkerungsgruppe des Ortes am Großpolnischen Aufstand teil. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste die Stadt 1920 an die Zweite Polnische Republik abgetreten werden.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Czerniejewo durch den Polenfeldzug der deutschen Wehrmacht wieder dem Reich einverleibt. Die polnische Bevölkerungsgruppe wurde 1939 evakuiert. Das Kreisgebiet mit der Stadt wurde dem Reichsgau Wartheland angegliedert, zu dem es bis 1945 gehörte.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Januar 1945 die Rote Armee die Region. Kurze danach wurde die Stadt der Verwaltung der Volksrepublik Polen übergeben. In der darauf folgenden Zeit wurden die Angehörigen der deutschen Minderheit aus der Stadt vertrieben.

Im Zuge der Neugliederung der Wojewodschaften wurde der Ort 1975 Teil der neu gebildeten Wojewodschaft Posen und 1999 Teil der Wojewodschaft Großpolen.

Einwohnerzahlen

  • 1800: 787, die Hälfte Polen, darunter 147 Juden[3]
  • 1816: 870, in nur 85 Haushalten, darunter 440 Katholiken, 212 Evangelische und 216 Juden[3]
  • 1837: 1.188[3]
  • 1843: 1.297[3]
  • 1858: 1.213[3]
  • 1861: 1.302[3]
  • 1885: 1.480[5]

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Stadt liegt an keiner größeren Straße. Die Landesstraße 434 verläuft etwa sieben Kilometer westlich, sieben Kilometer östlich verläuft die Landesstraße 15. Die Europastraße 261 verläuft neun Kilometer nördlich, die Europastraße 30 neun Kilometer südlich.

Czerniejewo hat einen östlich gelegenen Bahnhof an der bei der Stadt nur noch im Güterverkehr betriebenen Bahnstrecke Oleśnica–Chojnice. Weitere ehemalige Bahnhöfe bestehen in den Ortsteilen Gębarzewo und Żydowo.

Etwa 50 Kilometer westlich der Stadt befindet sich der Flughafen Posen-Ławica.

Gemeinde

Zur Stadt- und Landgemeinde (gmina miejsko-wiejska) Czerniejewo gehören die Ortschaften:

Name deutscher Name
(1815–1918)
deutscher Name
(1939–45)
Brzózki Birkenau Birkenau
Czeluścin Czeluscin Albrechtshagen
Czerniejewo Schwarzenau Schwarzenau
Gębarzewko Ebenfelde Ebenfelde
Gębarzewo Grünfeld Grünfeld
Golimowo Golimowo Golm
Goraniec Dreiort Dreiort
Goranin Gut Goranin Gut Dreiort
Graby Louisenwalde Luisenwalde
Kąpiel Kompiel Badenau
Kosmowo Gut Kossmowo Gut Grünfeld
Kosowo Kossowo Sensenfeld
Lipki Linden Linden
Nidom Nidom Niederau
Pakszyn Alt Pakschin Petersdorf
Pakszynek Neu Pakschin Neupaskau
Pawłowo Pawlowo Paulskirch
Rakowo Ruhfeld Ruhfeld
Szczytniki Czerniejewskie Adlig Szczytniki Giebelhausen
Żydowo Zydowo Siedau

Insgesamt gibt es 25 Dörfer in der Gemeinde.

Das Dorf Czeluścin hatte 2001 154 Einwohner und wurde erstmals 1580 erwähnt. Gębarzewo hat 134 Einwohner und die Ersterwähnung stammt aus 1445. Im selben Jahr wurde Gębarzewko erwähnt, das 93 Einwohner zählt. Golimowo mit heute 52 Einwohnern wurde 1580 erstmals urkundlich erwähnt. Aus diesem Jahr stammt auch die erste Erwähnung von Goraniec, wo heute 111 Einwohner leben. Goranin hat 145 Einwohner und wurde bereits 1275 urkundlich erwähnt. Graby hat 160 Einwohner. Kąpiels erste Erwähnung stammt aus 1357 und heute leben dort 74 Menschen. Kosowo mit 2001 118 Einwohnern wurde 1485 erstmals erwähnt. Der älteste Hinweis auf den 119 Menschen zählenden Ort Kosowo stammt aus 1364. In Nidom leben 142 Menschen. 1350 wurde Pakszyn mit 2001 344 Einwohnern erstmals erwähnt. Das Dorf Pakszynek besitzt 66 Einwohner. Pawłowo wird von 300 Menschen bewohnt und die Ersterwähnung geht auf 1239 zurück. Rakowo-Brzózki hat nur 31 Einwohner, hieß ursprünglich Rakowo Wierzbowe und wurde als solches 1386 erstmals erwähnt. Szczytniki Czerniejewskie wurde 1311 erstmals erwähnt und es leben dort 393 Einwohner. 1357 wurde Żydowo erstmals erwähnt, 2001 lebten dort 1.910 Menschen. Die kleinsten Siedlungen sind Rakowo-Głożyna (19 Einwohner), Rakowo-Linery (7), Rakowo-Lipki (50), Rakowo (31) und die kleinste Siedlung mit 2001 gerade einmal drei Einwohnern ist Rakowo-Karw.[6]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Hauptportal des Schlosses
Salonzimmer im Schloss

Besonders sehenswert ist der Palast von Jan Lipski, der durch den Architekten Ignacy Graff geplant worden war.

Weiterhin ist die spätgotische Kirche Johannes des Täufers (kościół św. Jana Chrzciciela) aus dem 16. Jahrhundert sehenswert.

Die Gebäude am Markt stammen zum Teil aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Schloss von Czerniejewo

Der Palast wird heute als Hotel und zur Durchführung von Tagungen sowie großen Familienfesten (Kommunion und Hochzeit) genutzt.

Söhne und Töchter des Orts

  • Onufry Kopczyński (1735–1817), polnischer Grammatiker, Förderer des Schulwesens und Repräsentant der Aufklärung in Polen

Literatur

  • Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 462–463.

Weblinks

Commons: Czerniejewo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. Website der Stadt, Stanowiska, abgerufen am 3. März 2015.
  3. a b c d e f g h i j k Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 462–463.
  4. Guido von Frobel (Hrsg.): Beilage zum Militär-Wochenblatt für Mai, Juni, Juli 1849, Band 33, Berlin 1849, S. 75, rechte Spalte.
  5. http://www.verwaltungsgeschichte.de/pos_witkowo.html
  6. http://www.bazagmin.pl/menu/zakladki.php?id_klienta=1F0133&id_zakladki=3859, Stand der Einwohnerzahlen ist der 12. Dezember 2001.