Danke für diesen guten Morgen

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Danke für diesen guten Morgen (ursprünglicher Titel: Danke) ist ein Kirchenlied von Martin Gotthard Schneider. Es ist eines der ältesten und bekanntesten Beispiele der Gattung Neues Geistliches Lied.[1] Im Evangelischen Gesangbuch trägt es die Liednummer EG 334. Die Liedrechte liegen beim Gustav-Bosse-Verlag Regensburg (heute Kassel).

Geschichte

Das Lied wurde 1961 von Schneider für den Wettbewerb der Evangelischen Akademie Tutzing für neue geistliche Lieder komponiert, bei dem die Melodien nach Art des Jazz oder der U-Musik geschrieben werden sollten. Schneider gewann den 1. Preis des Wettbewerbs. Günter Hegele, dem für den Wettbewerb Verantwortlichen, gelang es durch seine Kontakte zu Heinz Gietz, die Electrola in Köln davon zu überzeugen, das Lied zu produzieren. Im Arrangement von Werner Last (mit Spinett und Orgel) und gesungen vom Botho-Lucas-Chor wurde das Lied aufgenommen und zunächst in einer Kleinauflage gepresst. Entgegen der Einschätzung der Produzenten konnte sich das Lied 1963 für sechs Wochen in den Charts der deutschen Hitparade platzieren.[2] Später schrieb Schneider das Lied als „Danke für diese Abendstunde“ neu.[3]

Inhalt

Danke für diesen guten Morgen umfasst sechs Strophen. Jede enthält drei Dankesaussprüche, die jeweils nach der Form „Danke für/dass …“ aufgebaut sind und nacheinander aufgereiht werden. Dabei bedankt sich der Sänger bei Gott für die zwischenmenschlichen Dinge, die gegebenen Lebensumstände und die Eigenschaften Gottes. In der sechsten Strophe schließlich wird das Wort „Danke“ nur noch vorangestellt; dabei macht der Sänger fest, dass er sich an Gottes Wort hält, das keine Schranken kennt, und sich letztendlich bei ihm für die Fähigkeit zum Danken bedankt.

Rezeption

Zunächst war das Lied in Kreisen der evangelischen Kirche sehr umstritten.[2] So wurde der Einsatz des Liedes mit einem Campingpfarrer verglichen, „der am Strand keine Predigt hält, sondern [...] aufgeblasene Gummischwimmtierchen mit der Aufschrift ‚Jesus lebt‘ verteilt“.[4] Auch die Kirchenzeitungen zeigten sich kritisch. Die Massenmedien griffen diesen Streit auf. Der Song sei eine Sünde gegen die Musik und gegen die Kirche, hieß es in der Zeit. Der WDR verspottete Danke in einem eigenen Fernsehbeitrag: „Danke auch für das kleine Helle“ bei gleichzeitiger Abbildung eines Bierglases; während die Zeile „Danke, dein Heil kennt keine Schranken“ gesungen wurde, kletterte ein Lebensmüder über Bahnschranken auf die Schienen.[5] Der Proteststurm in den Medien trug dazu bei, dass das Lied immer populärer wurde.[5]

Aufgrund des gigantischen Erfolgs von Danke veranstaltete die Akademie Tutzing 1962 ein zweites Preisausschreiben.[2] Unabhängig davon veröffentlichten die großen Plattenfirmen in Deutschland fromme Schlager, um an den Erfolg des Liedes anzuschließen: Die Fellows sangen Die Zeit kommt wieder, John Paris Einer weiß alles, Lys Assia Gottes Kinder brauchen keine Schuhe und Knut Kiesewetter eingedeutschte Spirituals.[4]

Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund 1963 sang Popstar Ralf Bendix Danke vor 16.000 Zuhörern.[5] Besonders in den 1960er-Jahren erfreute sich das Lied einer großen Beliebtheit: Die Verkaufszahlen der Single stiegen auf 700.000 Stück.[5] Der Song wurde häufig im Programm der Radiosender gespielt und von vielen anderen Chören interpretiert. Das Lied wurde später in das Evangelische Gesangbuch aufgenommen und in mehr als 25 Sprachen übersetzt. Es bestehen darüber hinaus Coverversionen auch in Metiers, die der Kirchenmusik eher fernstehen, unter anderem von Die Ärzte, Normahl oder Mickie Krause.[6]

Literatur

  • Jörg Döring: „Danke für diesen guten Morgen“. Zur Rhetorik von Katalog und ‚enumeratio‘ im neuen geistlichen Lied. In: Natalie Binczek, Remigius Bunia, Till Dembeck, Alexander Zons (Hg.): Dank sagen. Politik, Semantik und Poetik der Verbindlichkeit. Fink, München 2013, ISBN 978-3-7705-5669-4, S. 141–155.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lorenz Jäger: „Danke“ als Kirchenlied. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. April 2015, S. N3.
  2. a b c Daniel Scheufler: Zur Entwicklung der populären geistlichen Musik in Deutschland zwischen 1980 und 2000. (Memento vom 15. Januar 2014 im Internet Archive) Diplomarbeit eingereicht und verteidigt an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden, eingereicht am 30. September 2007 (PDF-Datei, 10,8 MB) S. 37 f.
  3. Danke für diese Abendstunde in der christlichen Liederdatenbank
  4. a b Kiesewetters Halleluja. In: Der Spiegel. Nr. 12, 1964, S. 122–124 (online).
  5. a b c d Ein religiöser Popsong feiert Geburtstag Deutschlandradio Kultur 5. Mai 2012
  6. Danke auf coverinfo.de