Der Morgenstern ist aufgedrungen
Der Morgenstern ist aufgedrungen ist ein Weihnachtslied, das Daniel Rumpius (Rump) in seinem Liedbüchlein, darin begriffen Lehre, Trost, Vermahnung, Beichte, Klage, Bitte, Gebete, Fürbitte, Danksagungen etc… im Jahr 1587 veröffentlicht hat.
Inhalt
In seinem Buch wies Rump dem Lied ursprünglich als "Vermanung zur Busse auff Weihenachten… der Margaret Gammen frawen witwen auf seinen thon" einen Platz in der Adventszeit zu, die in der liturgischen Tradition als Bußzeit verstanden wird. Bemerkenswerterweise formulierte er seine schöpferische Methode der Adaption eines weltlichen in ein geistliches Lied ausdrücklich in den Text hinein (Str. VI, Z 1-3). Zugleich handelte es sich um ein einer kranckn betrübten Witwe gewidmetes Gelegenheitslied.
Dem Lied liegt ein niederdeutsches Volkslied zugrunde.[1] Diese Tagelied genannte Gattung, die gern in geistliche Lieder umgeformt wurden, thematisierte den einem Liebespaar zugedachten Weckruf bei Tagesanbruch in der Morgenstunde nach nächtlichem Beisammensein. Die Einfügung der Engel in Str. 1 deutet das gesamte Geschehen um in den Anruf an die auf Weihnachten einzustimmende Gemeinde.
Während Strophe 2 ursprünglich den die Tändelei begleitenden Wächter besingt, wendet Rump das Geschehen den Menschen des Alltags zu (Herr und Gesinde, Str. II), die in der gern gebrauchten Allegorie des Sündenschlafes verharren (III). Dieser Weckruf wird weder als Störung noch als Aufscheuchen vernommen, sondern als sanftes "Wachküssen" (Hld 1,2 Lut), womit Rump auch die formale Stimmung der Vorlage "mit sachten sinnen" aufgreift. Er fordert zum fristen auf, also zum bewussten Leben in der als Frist begriffenen Zeit. Strophe IIII beschreibt das Werk des Erlösers in ganz elementaren und von späterer lutherischer Orthodoxie freien Bildern: "uns hülff und eraus brachte/Das gfengnis gantz und gar zuriss". In Str. V. beschreibt der Erlöser selbst in der 1. Person seinen Weg der Erniedrigung hin zum Menschen, der ihn wohl "krenkt" und dennoch sein Herz für ihn eingenommen hat.
Vor dem gemeinhin als Autor der heutigen Fassung angegebenen Otto Riethmüller (1932), der bei Rump geschöpft hat, wird jedoch Wilhelm Witzke (Sechzig auserlesene deutsche Volkslieder) durch seine Fassung (1925) mit den heute gesungenen Strophen 1, 3 und 4 als eigentlicher Autor der beiden letzten Strophen erkennbar. Auf Riethmüller direkt geht in der jetzigen Fassung lediglich Zeile 4 in Strophe 2 zurück, womit er das Lied seinerseits deutlich in den Zusammenhang der Christus-Bräutigams-Metaphorik des Liedes Wachet auf, ruft uns die Stimme stellt.
Eine als Lobreis des Christus-Morgensterns gestaltete Strophe schließt das Lied ab.
Das durch seine dreimalige Betonung des Morgensterns als Stern von Betlehem heute in den liturgischen Zusammenhang mit dem Epiphaniasfest gestellte Lied wird gleichzeitig als Adventslied angesehen, wie es auch Riethmüller mit seiner Einordnung des Liedes im Neuen Lied unter die Adventslieder belegt.
Melodie
Das Lied wird auf die in den Musae Sioniae (1609) des Michael Praetorius überlieferte Melodie gesungen.
Text
Volkslied | Daniel Rump 1587 | Evangelisches Gesangbuch |
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De morgensterne hefft sik upgedrungen |
I. |
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Das Lied fand Aufnahme in das Evangelische Gesangbuch (EG 69) gemäß der Fassung des Evangelischen Kirchengesangbuchs für Hessen und Nassau.
Literatur
- Frieder Schulz: Der Morgenstern ist aufgedrungen. Ein altes und neues Lied. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie Bd. 37, 1998, ISBN 3-525-57201-8, S. 150–166 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Frieder Schulz: 69 – Der Morgenstern ist aufgedrungen. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 3. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-50324-5, S. 31–35.
Anmerkungen
- ↑ a b Ludwig Uhland (Hrsg.): Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder. Liedersammlung in 5 Büchern. Band 1 (Buch 1–3). Cotta, Stuttgart und Tübingen 1844, S. 171 (Digitalisat).
- ↑ Anm bei Rump: "dieser vers sol anders gesungen werden: "Allen gleubgen lieben Christen zu gut."
- ↑ Jes 51,1+8 Lut; Eph 5,14 Lut; Jes 51,17 Lut
- ↑ Offb 22,16 Lut