Der Templer und die Jüdin

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1. Akt, 12. Szene; Rollenporträts von Anna Maria Wilhelmine van Hasselt-Barth als Rebecca und Julius Pellegrini als Bois-Guilbert
Maria Theresia Löw als Rebecca
Altes Theater in Leipzig, wo Der Templer und die Jüdin 1829 uraufgeführt wurde

Der Templer und die Jüdin (1829) ist eine „große romantische“ Oper in drei Akten von Heinrich Marschner nach einem Libretto von Wilhelm August Wohlbrück, das wiederum auf Walter Scotts Ivanhoe zurückgeht.

Geschichte

Die Uraufführung fand am 22. Dezember 1829 am Stadttheater Leipzig unter der Leitung des Komponisten statt. Die Oper zählt zu Marschners erfolgreichsten Arbeiten und wurde in Deutschland in den nächsten 70 Jahren mehr als 200 Mal inszeniert.

Eine überarbeitete Fassung mit Rezitativen statt gesprochener Dialoge wurde am 3. August 1831 in Berlin mit Eduard Devrient als Bois Guilbert gespielt. Diese Version wurde auch in London am Prince’s Theatre am 17. Juni 1840 sowie in New York am 29. Januar 1872 aufgeführt.

Viele Kritiker bemängelten die unnötig komplizierte Handlung der Oper und die sehr aufwendige Ausstattung. Daher wurden vereinfachte Versionen erstellt durch Felix Mottl, Richard Kleinmichel und schließlich Hans Pfitzner (1912). Pfitzners Version wurde kurz vor dem Ersten Weltkrieg u. a. in Lübeck, Straßburg und Köln aufgeführt.

Durch den ORF (1951)[1], das Theater Bielefeld (konzertant 1981), das Wexford Festival (szenisch 1989)[2] und das Stadttheater Gießen (szenisch 2000)[3] wurde die Oper wieder ausgegraben.

Die Rollen und ihre ersten Darsteller

Reihenfolge und Angaben nach dem Textdruck im Verlag Carl Focke, Leipzig 1829 (erschienen im Jahr der Uraufführung)

Rolle Stimmlage Besetzung der Uraufführung
Cedric von Rotherwood, Ritter von Sächsischem Adel Bass Wilhelm Pögner
Wilfried von Ivanhoe, sein verstoßener Sohn Tenor Ubrich
Rowena von Hargottstandstede, seine Mündel Sopran Henriette Wüst
Athelstane von Coningsburgh, vom Stamm der alten sächsischen Könige, Rowena’s Verlobter
Lucas de Beaumanoir, Großmeister des Templer-Ordens, normannischer Ritter Bass
Albert Malvoisin, Präceptor, Templer, normannischer Ritter Sprechrolle
Brian de Bois-Guilbert, Templer, normannischer Ritter Bariton Heinrich Hammermeister
Maurice de Bracy, Templer, normannischer Ritter Tenor
Der schwarze Ritter (König Richard I.) Bass Eduard Schütz
Wamba, Narr in Cedrics Diensten Tenor August Wiedemann
Oswald, Haushofmeister in Cedrics Diensten Bass
Herdibert, Knappe in Cedrics Diensten Sprechrolle
Elgitha, Rowenas Zofe Sprechrolle
Robert, Knappe des Bois-Guilbert Sprechrolle
Philipp, Knappe des Bois-Guilbert Sprechrolle
Konrad, Malvoisins Knappe Sprechrolle
Locksley, Hauptmann der Geächteten Bariton
Bruder Tuck, der Einsiedler von Copmanhurst Bass Wilhelm Fischer
Walter, Geächteter Sprechrolle
Willibald, Geächteter Sprechrolle
Isaac of York, ein Jude Sprechrolle
Rebecca, die Jüdin, Tochter des Isaac von York Sopran Fortunata Franchetti-Walzel

Inhalt

Die Oper spielt in England am Ende des 12. Jahrhunderts. Die Hauptfiguren sind der schwarze Ritter, Richard Löwenherz, Sachsen, Normannen, Templer und Robin Hood und seine Bande von Gesetzlosen.

Erster Aufzug, 1. Bild. Eine wild-romantische Schlucht im Wald.

Die beiden normannischen Ritter Bois-Guilbert und Maurice de Bracy treten auf. Beide geben kund, dass sie darum kämpfen, ihre Geliebten zu erobern. Bois-Guilbert liebt die schöne Jüdin Rebecca, die sich gemeinsam mit ihrem Vater Isaac und dem von ihr hingebungsvoll gepflegten verwundeten Ivanhoe dem Schutz Cedric von Rotherwood anvertraut hat. Bracy, der erleichtert ist, dass Bois-Guilbert kein Interesse an Cedrics Mündel Rowena hat, verspricht ihm bei der Eroberung zu helfen. Cedric verflucht das Turnier bei Ashby, aus dem er gerade gekommen ist, weil sein verstoßener Sohn Ivanhoe der Sieger war. Rowena, die eine Liebesbeziehung mit Ivanhoe hat, tadelt ihn wegen seiner Härte. Cedric hasst die Idee einer Hochzeit von Ivanhoe und Rowena, aber der Narr Wamba drängt ihn im Lied “’S wird besser geh’n”, die Liebenden sich selbst zu überlassen. Oswald eilt herbei, um zu melden, dass Isaak, Rebekka und Ivanhoe gefangen genommen wurden, die Sachsen marschieren, um die Falsche zu rächen und singen ihr Kampflied "Wer Kraft und Mut in freier Brust, der zaget nicht vor Eisen noch vor Stahl".

Erster Aufzug, 2. Bild. Innenraum der Hütte des Bruder Tuck im Wald.

Tuck bietet einem geheimnisvollen Gast, dem Schwarzen Ritter, Wein an und singt das Trinklied „Der Barfüßler Mönch seine Zelle verließ, ora pro nobis!“ Eine Bande Geächteter, unter ihrem Anführer Locksley, erkennt den Schwarzen Ritter und fragen ihn, ob er bereit sei dabei zu helfen, einen unbekannten Engländer (Cedric) und seine Nichte (Rowena) zu retten. Dieser ist damit ohne weiteres einverstanden.

Erster Aufzug, 3. Bild. Saal in Bracys Schloss.

Im Kerker betet Rebecca. Bois-Guilbert tritt auf und behauptet, sie sei sein Eigentum, weil er sie in der Schlacht gewonnen habe, aber als sächsische Soldaten die Burg angreifen vermag sie sich loszureißen. Bois-Guilbert stürzt davon, um sich dem Kampf anzuschließen und Rebecca flieht an das Bett des verwundeten Ivanhoe, der sie überredet, zu fliehen. Sie geht und verhilft dem Schwarzen Ritter zur Flucht.

Erster Aufzug, 4. Bild. Ein Innenhof in der Burg.

Bei ihrer Suche nach einem Fluchtweg, läuft Rebecca Bois Guilbert in die Arme. Als sie sich weigert, mit ihm zu fliehen, trägt er sie hinaus. Der Kampf erreicht die Bühne und die Sachsen gewinnen.

Zweiter Aufzug, 1. Bild. Eine Waldlichtung.

Am Morgen nach der Schlacht preisen Tuck, der Schwarze Ritter und eine Bande von Geächteten in einem Jägerchor die freie Natur. Ivanhoe kommt gemeinsam mit dem Schwarzen Ritter herbei, der sich als sein König Richard Löwenherz zu erkennen gibt, der von den Kreuzzügen zurückgekehrt ist.

Zweiter Aufzug, 2. Bild. Die Halle der Gerechtigkeit bei Templestowe.

Die Templer behaupten, unter dem Vorsitz von Beaumanoir, Bois-Guilbert, das Opfer der vermeintlichen Kräfte Rebeccas der Hexerei verfolgt. Befohlen, sich dem Gottesurteil zu stellen, muss Rebecca einen kühnen Streiter benennen, der gegen einen Vertreter der Templer antritt. Als Bois-Guilbert sich bereit erklärt, in ihrem Namen zu kämpfen, nehmen die Ritter ihn als ihren Vertreter. Er sinkt auf den Boden in der Verzweiflung.

Dritter Aufzug, 1. Bild. Große Vorhalle in Cedrics Schloss.

Cedric und sein Sohn haben sich ausgesöhnt. Der König vernimmt Ivanhoes Loblied auf Richard, seine Romanze “Wer ist der Ritter hochgeehrt, der hin gen Osten zieht?” rührt alle patriotischen Engländer. Wamba schließt sich dem Lob an und singt sein Lied “Es ist doch gar köstlich, ein König zu sein”.

Dritter Aufzug, 2. Bild. Ein Verlies in Templestowe.

In einem inbrünstigen Gebet (“Preghiera”, "Herr, aus tiefen Jammersnöten"), fleht Rebecca um Erlösung aus ihrer aussichtslosen Lage. Bois-Guilbert pocht an die Tür und fordert sie nochmals auf, ihn zu lieben. Als sie sich jedoch weigert, führen die Wachen sie ab.

Dritter Aufzug, 3. Bild.

Turniergelände mit Scheiterhaufen. Die Templer kommen herbei, um der gefesselten Rebecca beizustehen. Bois-Guilbert fordert sie auf, mit ihm zu entfliehen, aber sie zieht den Tod vor. Nun erscheint Ivanhoe unerwartet als ihr Retter und das Duell beginnt. Zunächst scheint Bois-Guilbert zu gewinnen, aber als er versucht, Ivanhoe durch einen vernichtenden Schlag niederzustrecken, sinkt er sterbend nieder, dies wird als Gottesgericht gedeutet. Der König tritt auf und verweist die Tempelritter in ihre Schranken, diese tragen den toten Bois-Guilbert fort. Das Volk jubelt dem König zu.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Erschienen auf dem Label Myto. Mitschnitt Wien, 18.-20. Sept. 1951, Besetzung: Ivanhoe: Fritz Sperlbauer, Lucas de Beaumanoir: Walter Heinrich, Bois Guilbert: Georg Oeggl, Maurice de Bracy Kurt Equiluz, Der Schwarze Ritter: Kurt Dickl, Wamba: Leopold Votruba, Bruder Tuck: Hubert Trattnigg, Rebecca: Liane Synek – Tonkünstlerchor (Einstudierung: Gottfried Preinfalk), Großes Orchester der RAVAG, Dirigent: Kurt Tenner.
  2. Regie: Francesca Zambello, Dirigent: Albert Rosen; mit William Stone als Bois-Guilbert und Greer Grimsley als Schwarzem Ritter.
  3. Regie: Guy Montavon, Dirigent: Stefan Malzew.

Weblinks