Der Verlorene

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Film
Titel Der Verlorene
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1951
Länge 98 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Peter Lorre
Drehbuch Peter Lorre, Benno Vigny,
Axel Eggebrecht
Produktion Arnold Pressburger
Musik Willy Schmidt-Gentner
Kamera Václav Vich
Schnitt Carl Otto Bartning
Besetzung

Der Verlorene ist ein deutscher Spielfilm aus dem Jahre 1951. Es ist der einzige Film, bei dem der Schauspieler Peter Lorre auch selbst Regie führte. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit.

Handlung

Die Handlung des Films beginnt 1943 in Hamburg. Dr. Rothe ist ein Serumforscher. Für die Nazis ist seine Arbeit geheim und kriegswichtig. Seine Verlobte Inge spioniert seine Forschungen aus. Als er von ihrem Verrat erfährt, ermordet er sie im Affekt. Doch die Nazis schützen den wichtigen Forscher vor der Verurteilung. Sein Kollege Hoesch deckt ihn und verhindert damit eine Verurteilung des Täters. Doch Rothe bleibt allein mit den Schuldgefühlen, die er nicht überwinden kann. Nach dem Krieg trifft Rothe seinen ehemaligen Kollegen in einem Lager wieder. Der gesuchte Nazi Hösch nennt sich jetzt Novak. Rothe glaubt, endlich jemanden gefunden zu haben, der seine psychische Situation verstehen wird, doch Hoesch hat sich nicht geändert und empfindet Rothes Schuldgefühle als fehl am Platze. Aus Wut ermordet Rothe nun auch Hoesch und richtet anschließend sich selbst.

Hintergrund

Der Film wurde im Dezember 1950 / Januar 1951 im Flüchtlingslager Heidenau in der Lüneburger Heide gedreht. Die Uraufführung des Films fand am 7. September 1951 in Köln statt.

Die 2007 erschienene DVD enthält als Bonusmaterial neben Harun Farockis Film Peter Lorre – Das doppelte Gesicht (1984) auch die Dokumentation Displaced Person – Die Entstehung von Peter Lorres Film von Robert Fischer, die sich detailliert mit der Entstehungsgeschichte von Der Verlorene auseinandersetzt und dabei auch Zeitzeugen wie die Schauspielerin Gisela Trowe zu Wort kommen lässt.

Kritiken

„Ungeachtet einiger Schwächen in der Verzahnung der Geschichte und der psychopathologischen Zeichnung ein atmosphärisch sehr dicht und quälend eindringlich gestalteter, hervorragend gespielter Film, der in der deutschen Nachkriegsproduktion seinesgleichen sucht und lange Zeit verkannt blieb.“

Lexikon des internationalen Films[1]

„Die dumpfen Schatten der Vergangenheit, die zögerlich herankriechen, die unterschiedlichen Charaktere der beiden Hauptakteure sowie die ausführlichen Betrachtungen über Angst, Schuld und Sühne erschaffen eine dichte Spannung, innerhalb welcher sich in Rückblicken eine zutiefst hintergründige Geschichte offenbart, die zu Beginn des Films als tatsächlich geschehen ausgewiesen wird. Mit dieser Einführung unterstreicht Regisseur Peter Lorre sein mitunter durchaus provokatives Anliegen, das damals junge Nachkriegsdeutschland zu einer gründlichen Auseinandersetzung mit seiner jüngsten Vergangenheit herauszufordern – vergeblich, denn Der Verlorene fand seinerzeit kaum Publikum und wurde nach nur wenigen Tagen Spielzeit [...] aus dem Programm genommen.“

Marie Anderson, kino-zeit.de[2]

„Mit diesem Film ist deutsche Nachkriegsgeschichte so präzise gezeigt worden, wie es nur einem möglich ist, der selbst Opfer war und einen Täter spielt, der weiß, daß er Schuld hat. Lorre hat damit auch seine eigene Geschichte als Schauspieler und seine harten Erfahrungen als Emigrant thematisiert und sie mit dem Film auf spannende Weise verwoben. Der Film diagnostiziert, was fortan Lorres Schicksal bleiben sollte: Er fand keinen Ort mehr.“

Ulrike Ottinger, www.ulrikeottinger.com[3]

Auszeichnungen

  • Der Verlorene war der erste Film, der von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden geprüft und bewertet wurde. Er erhielt das Prädikat „wertvoll“. In der Begründung heißt es u. a.: Die Handlung ist mit einer so ungewöhnlichen Eindringlichkeit gestaltet, die schauspielerische Leistung von Peter Lorre und den eingesetzten anderen Kräften, die Regie und die Kamera sind von einer filmischen Ausdruckskraft, wie sie kaum ein ausländischer Film der Nachkriegszeit gezeigt hat. Neben dieser ganz besonders künstlerischen Leistung steht aber auch die Tendenz des Films, die in so überaus notwendiger und eindringlicher Weise zeigt, bis zu welcher Vernichtung des Individuums ein diktatorisch gelenktes Staatswesen führen kann.
  • Peter Lorre erhielt bei der Verleihung des Bundesfilmpreises 1952 eine lobende Erwähnung.

Einzelnachweise

  1. Der Verlorene im Lexikon des internationalen Films
  2. Marie Anderson: Ein Moloch an moralischen Modalitäten, kino-zeit.de
  3. http://www.ulrikeottinger.com/index.php/peter-lorre-der-verlorene.html

Weblinks