Deutsch-Tschechische und Deutsch-Slowakische Historikerkommission
Die Deutsch-Tschechoslowakische Historikerkommission wurde 1990 von den Außenministern Hans-Dietrich Genscher und Jiří Dienstbier ins Leben gerufen. Seit der Trennung der Tschechischen und der Slowakischen Republik 1993 gibt es eine Deutsch-Tschechische und eine Deutsch-Slowakische Historikerkommission, deren deutsche Sektionen personalidentisch sind. Beide Kommissionen arbeiten in der Regel zusammen.
Das Ziel der Historikerkommission ist es, die Geschichte von Deutschen, Tschechen und Slowaken zu erforschen. Im Zentrum der Arbeit steht dabei das 20. Jahrhundert. Die Kommission versucht, verbindende und trennende Erfahrungen von Deutschen, Tschechen und Slowaken in einem breiten historischen Kontext und in vergleichender Perspektive zu analysieren und zur Aufarbeitung insbesondere von strittigen Punkten im Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen bzw. Slowaken beizutragen. Teil des Auftrages der Kommission ist es, als wissenschaftliches Gremium seine Themen, Fragestellungen und Zielsetzungen wie auch Arbeitsweise unabhängig von politischen Vorgaben zu entwickeln und voranzutreiben.
Seit 2009 befasst sich eine Arbeitsgruppe innerhalb der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission mit der Herausgabe einer kommentierten Quellensammlung zur Geschichte des 20. Jahrhunderts für den Unterricht an deutschen, tschechischen und slowakischen Schulen. Das Buch behandelt die zentralen Themen des Oberstufenunterrichts in allen drei Ländern. Dabei wird eine mitteleuropäische Perspektive gewählt, um den Blick für Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Geschichte der Deutschen, Tschechen und Slowaken im gesamteuropäischen Kontext zu schärfen.
Am 9. September 2010 veröffentlichten Historiker aus der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission, unterstützt von Historikern aus der Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission, einen alternativen Entwurf für die geplante Dauerausstellung der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ (SFVV).[1] Hintergrund des Vorstoßes war das langjährige Fehlen sowohl eines konkreten Konzeptes für die geplante Dauerausstellung als auch einer öffentlichen Debatte über die inhaltlichen Pläne der SFVV. Der Entwurf wurde zu einem ersten Impuls für eine wissenschaftliche Diskussion über die geplanten Ausstellungen der Stiftung.[2]
Deutsche Sektion
- Christoph Cornelißen (Vorsitzender), Historisches Seminar der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
- Christoph Boyer, Universität Salzburg
- Detlef Brandes, früher am Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
- Dieter Gosewinkel, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
- Frank Hadler, Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas, Universität Leipzig
- Claudia Kraft, Universität Siegen
- Michaela Marek, Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin
- Tatjana Tönsmeyer, Bergische Universität Wuppertal, Kulturwissenschaftles Institut Essen
- Martin Schulze Wessel, Historisches Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München
Wissenschaftliches Sekretariat:
- Katharina Aubele, Collegium Carolinum, München
Ehemalige Mitglieder:
- Rudolf Vierhaus, Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen (deutscher Gründungsvorsitzender 1990–1997)
- Hans Lemberg, Philipps-Universität Marburg, Vorsitzender
- Christoph Buchheim, Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Mannheim
- Monika Glettler, Historisches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Dieter Langewiesche, Historisches Seminar der Eberhard Karls Universität Tübingen
- Hans Lemberg, Seminar für Osteuropäische Geschichte der Philipps-Universität Marburg
- Hans Mommsen, Institut für Neuere Geschichte II der Ruhr-Universität Bochum
- Ferdinand Seibt, Lehrstuhl für die Geschichte des späteren Mittelalters an der Ruhr-Universität Bochum
Tschechische Sektion
- Miloš Řezník (Vorsitzender), Direktor des DHI Warschau
- Zdenĕk Beneš, Institut für böhmische Geschichte der Karls-Universität Prag
- Kristina Kaiserová, Philosophische Fakultät der Jan-Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem
- Jiří Malíř, Historisches Institut der Masaryk-Universität Brünn
- Václav Petrbok, Institut für Tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik
- Jiří Pešek, Fakultät für Geisteswissenschaften, Karls-Universität Prag
- Roman Prahl, Institut für Kunstgeschichte der Karls-Universität Prag
Wissenschaftliches Sekretariat:
- Lenka Adámková, Lehrstuhl für Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Westböhmischen Universität Pilsen
Ehemalige Mitglieder:
- Miroslav Kunštát, Institut für Internationale Studien der Karls-Universität Prag
- Alena Míšková, Pädagogische Fakultät der Karls-Universität Prag
- Petra Köpplová, Institut für Internationale Studien der Karls-Universität Prag
Slowakische Sektion
- Edita Ivaničková, Historisches Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, Bratislava
- Roman Holec, Philosophische Fakultät der Comenius-Universität Bratislava
- Dušan Kováč, Slowakische Akademie der Wissenschaften, Bratislava
- Eduard Nižňanský, Philosophische Fakultät der Comenius-Universität Bratislava
- Michal Schvarc, Slowakische Akademie der Wissenschaften, Bratislava
- Martin Pekár, Philosophische Fakultät der Pavol Jozef Šafárik-Universität Košice
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Martin Schulze Wessel, K. Erik Franzen, Claudia Kraft, Stefanie Schüler-Springorum, Tim Völkering, Volker Zimmermann, Martin Zückert: Konzeptionelle Überlegungen für die Ausstellungen der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“. 9. September 2010.
- ↑ Die wissenschaftliche Debatte und die sie begleitenden Pressebeiträge sind dokumentiert bei H-Soz-u-Kult.