Die Nacht gehört uns (1929)

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Film
Titel Die Nacht gehört uns
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1929
Länge 110 Minuten
Stab
Regie Carl Froelich[1]
Drehbuch Walter Reisch, Walter Supper
Produktion Carl Froelich
Musik Hansom Milde-Meißner
Kamera Reimar Kuntze
Charles Métain
Schnitt Jean Oser
Wolfgang Loé Bagier
Besetzung

Die Nacht gehört uns ist ein früher deutscher Tonfilm aus dem Rennfahrer-Milieu von 1929. Unter der Regie von Carl Froelich spielen Hans Albers und Charlotte Ander die Hauptrollen.

Handlung

Die junge Autorennfahrerin Bettina Bang verunglückt beim Training auf Sizilien mit ihrem Wagen, wird aber glücklicherweise von einem Unbekannten gerettet. Bei diesem stattlichen Mann handelt sich um den Globetrotter und Abenteurer Harry Bredow, der sich rührend um die Bewusstlose kümmert. Als Bettina aus ihrer Ohnmacht wieder erwacht, ist Harry bereits verschwunden. Bettinas Gedanken kreisen von nun an nur um ihren unbekannten Retter, den sie unbedingt wiedersehen und kennenlernen will. Ihre Fixierung auf Harry ist derart groß, dass sie sogar die Avancen des allmächtigen Chefs Marten der Diavolo-Autowerke zurückweist. Als sie Harry eines Tages offiziell kennenlernt, lässt sie auch ihn zunächst abblitzen – nichts ahnend, dass es sich um ihren mysteriösen Retter handelt. Nachdem Bettina aber die Wahrheit über ihn herausgefunden hat, will sie ihn unbedingt heiraten.

Bredow willigt ein, und beide werden ein Paar. Doch der schneidige Harry, selbst Rennfahrer, hat ein Geheimnis: er ist bereits verheiratet. Davon erfährt Bettina just in dem Augenblick, als ihr Vater beider Verlobungsfeier ausrichten will. Eine Begegnung mit Harrys Frau bringt Bettina in größte Verwirrung. Sie ahnt nicht, dass diese Begegnung nur deshalb zustande kam, weil Harrys Frau ebenso wie ihr Mann die Scheidung anstrebt und die Modalitäten besprechen wollte. Völlig verzweifelt besteigt Bettina ihren Boliden und will damit in derjenigen Kurve in den Tod rasen, in der sie schon einmal verunglückte. Harry fährt ihr in atemberaubenden Tempo hinterher, kann sie nach einer wilden Verfolgungsjagd einholen und Bettina von ihrer tödlichen Absicht zurückhalten. Beide werden ein Paar.

Hintergrund

Die Nacht gehört uns basiert auf dem gleichnamigen Bühnenstück (1925) von Henry Kistemaeckers. Die Dreharbeiten dieses frühen deutschen Tonfilms begannen im September 1929. Zeitgleich wurde von Die Nacht gehört uns auch eine französische Version unter dem Titel La nuit est à nous mit Jean Murat und Marie Bell in den Hauptrollen gedreht.

In Deutschland lief Die Nacht gehört uns am 23. Dezember 1929 in Berlins Capitol an. Die französische Fassung hatte ihre Uraufführung am 10. Januar 1930 in Paris. 1953 entstand ein französisches Remake der eigenen Fassung unter demselben Titel.

Die Außenaufnahmen von Die Nacht gehört uns entstanden in Sizilien und auf der Berliner Avus.

Friedrich Pflughaupt und Walter Supper teilten sich die Filmproduktionsleitung, Tonspezialist Guido Bagier zeichnete für die Ton-Produktionsleitung verantwortlich. Regisseur Froelichs Bruder Hugo diente ihm als Aufnahmeleiter. Die Filmbauten stammen von Franz Schroedter.

Es wurden mehrere Musiktitel vorgetragen: Die Nacht gehört uns: Warst Du mir treu?, der Faustwalzer aus der Oper „Margarete“ (von Gounod), Mit dem Herzen darf man nicht spielen (von Bernauer / Rotter), die Volksweise ’O sole mio (von di Capua / Capuro) und Wenn die Violine spielt (von Grothe / Rotter). Die Orchestrierung übernahm Werner Schmidt-Boelcke.[2]

Kritik

„Es scheint, als ob das Versuchsstadium der deutschen Tonfilme endgültig überwunden ist. Man hat zunächst, wie hier schon bei ‘Melodie des Herzens’ betont wurde, im Prinzip den deutschen Tonfilm-Stil gefunden, der vor allem dadurch gekennzeichnet wird, daß es sich heute nicht mehr um eine mechanische musikalische Untermalung handelt, sondern um eine geschickte Verteilung von Geräusch, Sprache und Musik, die die Handlung unterstützt, ergänzt und begleitet. Der neue Froelich-Film ist an sich ausgesprochenes Kinostück, so wie der Theaterbesitzer es braucht, und wie das Publikum es erwartet. [...] Die Photographie, siehe oben, ist durchweg gelungen. Die Rennaufnahmen, vor allem in der Totale, mit den Serpentinen stehen weit über dem Durchschnitt. Überhaupt ist auch tontechnisch alles in vorbildlicher Ordnung. Man sieht, daß man mit Riesenschritten dem Ziel der restlosen Vollendung nahe gekommen ist, freut sich deshalb doppelt über diesen Erfolg, den man Carl Froelich besonders gönnt, weil er nicht nur einer der ältesten Regisseure ist, sondern auch einer von denjenigen, die seit Anfang der Kinematographie ernsthaft mit der Zeit und mit der Entwicklung gingen, und die deshalb Anrecht darauf haben, auch in der neuen Tonfilmperiode mit an der Spitze zu bleiben.“

Der Kinematograph, Nr. 300 vom 24. Dezember 1929

„Durch Carl Froelich hat der deutsche Tonfilm einen großen Schritt vorwärts getan. Durch diesen mit größtem und verdientem Premierenerfolg aufgeführten Sprechfilm ist eindeutig erwiesen, wie ausschlaggebend deutsche Arbeit für den internationalen Tonfilm ist. Einer der schönsten Filmerfolge des Jahres, das wir in wenigen Tagen begraben – nur zu froh begraben –, ist dieses Werk, das ganz neue Wege ging, ganz neue Wege aufzeigt. Man darf wieder mit großer – und hier vielleicht mit größter Berechtigung hoffen, daß der junge deutsche Tonfilm in kürzester Zeit den amerikanischen Tonfilm überflügelt hat. Denn hier bei den Deutschen, bei den Europäern schlechthin, erweist sich die tiefere Kultur als die größere Macht, die unbeirrbare Stetigkeit stets neuer Versuche als der größere künstlerische Ernst. [...] Dieser neueste deutsche Tonfilm, ganz unstreitig von den bisher gesehenen deutschen Sprechfilmen der weitaus beste, ganz unstreitig Wegweiser für kommendes Schaffen, hat zunächst grundlegend mit einer Begriffsirrlehre aufgeräumt, nach der ‘Tonfilm v’erbunden war mit ‘Orchesterersatz’ und ‘Ton auf jeden Fall’. Seine Hersteller haben den außerordentlichen Mut gehabt, mit einer fast schon zur Schablone gewordenen Form des singenden Bandes recht kategorisch zu brechen und im künstlerischen Eigensinn des Inszenenten ein befruchtendes Element zu sehen. Wodurch dieser Tonfilm die internationale Arbeit an dieser filmischen Form zu fördern imstande sein wird“

Betz in Der Film, Nr. 52 vom 28. Dezember 1929

„Carl Froelich [...] ließ sich nach Henry Kistemaeckers Schauspiel ‘Die Nacht gehört uns’ ein Tonfilmdrehbuch schreiben, um zwischen den Geräuscheffekten des Knatterns und Surrens der Autos, des Dröhnens der Maschinen und des Fabriklärms tontechnisch vollkommenste Dialoge einzustreuen. Hans Albers spricht und improvisiert unpathetisch und witzig, Ida Wüst, Falkenstein, Wallburg, Janssen, Lucie Englisch und Charlotte Ander reden frei und natürlich. Den Erfolg hat Hans Albers zu verbuchen, nicht etwa der Ton im Film. Froelich hat den Bühnenschauspieler Albers zum Tonfilm herangeholt, und in ‘Die Nacht gehört uns’ erobert sich Albers nun die Tonfilmleinwand, weil er sich gibt und spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, und weil er kein betontes Komödiantentum zur Schau trägt.“

Oskar Kalbus: Vom Werden deutscher Filmkunst. 2. Teil: Der Tonfilm. Berlin 1935, Seite 12

Weblinks

Quellen

  1. Die Tonregie hatte Joseph Massolle
  2. Ulrich J. Klaus: Deutsche Tonfilme, 1. Jahrgang 1929/30. S. 130. Berlin-Berchtesgaden 1988. ISBN 3-927352-00-4