Dimetinden

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Strukturformel
Strukturformel von Dimetinden
Vereinfachte Strukturformel ohne Stereochemie
Allgemeines
Freiname Dimetinden
Andere Namen
  • (RS)-N,N-Dimethyl-3- [1-(2-pyridyl)-ethyl]-1H- inden-2-ethanamin
  • Latein: Dimetindenum
Summenformel C20H24N2
Kurzbeschreibung

ölige Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 5636-83-9
  • 3614-69-5 [Dimetinden-Maleat (1:1)]
PubChem 21855
Wikidata Q426070
Arzneistoffangaben
ATC-Code
Wirkstoffklasse

Antihistaminika

Eigenschaften
Molare Masse 292,42 g·mol−1
Siedepunkt

165–175 °C (67 Pa)[1]

Löslichkeit

Wasser: 239 mg·l−1 (37 °C)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[3]
Toxikologische Daten

618 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Dimetinden ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der H1-Antihistaminika der ersten Generation mit ausgeprägten anticholinergen Wirkungen, der in der Behandlung allergischer Erkrankungen eingesetzt wird.

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Der Wirkstoff wird zur symptomatischen Behandlung allergischer Erkrankungen eingesetzt. Zum Indikationsspektrum gehören des Weiteren allergische Reaktionen, Juckreiz bei Hauterkrankungen und Insektenstichen, Beschwerden bei Nahrungsmittelallergien und Allergien vor medizinischen Untersuchungen oder vor Narkosen. Bei der Behandlung einer Anaphylaxie und des anaphylaktischen Schocks kann Dimetinden i.v. leitliniengerecht eingesetzt werden.[5]

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Die gleichzeitige Einnahme von trizyklischen Antidepressiva mit Dimetindenmaleat kann bei Patienten mit Neigung zur Glaukombildung zu einem Anfall führen. Die Wirkung von Alkohol und zentral wirksamen Arzneistoffen kann durch Dimetindenmaleat verstärkt werden.

Anwendung während Schwangerschaft & Stillzeit[6]

1. Trimenon: Lange Markterfahrungen haben für keines der sedierenden Antihistaminika den früher geäußerten Verdacht auf teratogene Effekte beim Menschen bestätigt.

2.-3. Trimenon / Perinatal: Bei einigen älteren Antihistaminika (z.B. Diphenhydramin und Hydroxyzin) wurden nach langfristiger Therapie bis zur Geburt in Einzelfällen Anpassungsstörungen wie Zittrigkeit und Diarrhö beschrieben.

Klinik: Bei länger dauernder Therapie können bei allen Antihistaminika Symptome wie Unruhe oder leichte Sedierung bei dem Säugling nicht ausgeschlossen werden. Für Dimetinden liegen keine Daten zum Übergang in die Muttermilch vor. 

Empfehlung: Dimetinden kann bei guter Beobachtung des Säuglings während der Stillzeit eingenommen werden. Falls Symptome bei dem gestillten Säugling auftreten, sollte ein Präparatewechsel erfolgen. In erster Linie kommen nicht-sedierende Antihistaminika wie Loratadin oder Cetirizin infrage.

Pharmakologische Eigenschaften

Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik)

Dimetinden ist ein Antihistaminikum vom Typ der H1-Rezeptor-Antagonisten und hemmt in vitro und in vivo die durch H1-Rezeptoren vermittelten Histaminwirkungen. Zudem ist Dimetinden als Muskarinrezeptorantagonist ein potentes Anticholinergikum, was den Off-Label Einsatz (vor allem in der Neurologie) möglich macht.[7][8]

Toxikologie

Vergiftungen durch Dimetindenmaleat äußern sich vor Allem durch zentralnervöse Symptome. Diese reichen von Schläfrigkeit, Ataxie und Tremor, bis hin zu tonisch-klonischen Krampfanfällen. Zudem können Atemnot, vermehrte Speichelsekretion und Mydriasis auftreten. Zur akuten Toxizität von Dimetinden liegen Daten für Ratte, Maus, Meerschweinchen und Hund vor:

Akute Toxizität von Dimetindenmaleat:

Spezies LD50 (mg/kg Körpergewicht)
Ratte p.o. 618,24 ± 72,3
Ratte i.v. 26,8 ± 2,1
Maus p.o. 760 (670 – 940)
Meerschweinchen p.o. 888,0 ± 92
Hund i.v. 40

Stereochemie

Dimetinden ist ein chiraler Arzneistoff mit einem Stereozentrum. Therapeutisch wird das Racemat, die 1:1-Mischung des (S)- und des (R)-Isomeren, meist als Salz der Maleinsäure (Dimetindenmaleat, CAS-Nummer 3614-69-5), eingesetzt.

(S)-Enantiomer (oben) und (R)-Enantiomer (unten) des Dimetindens

Handelsnamen

Monopräparate

Fenistil (D, A, CH, I), Feniallerg (CH)

Kombinationspräparate

Vibrocil (A, CH)

Einzelnachweise

  1. a b c Eintrag zu Dimetinden. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag
  2. Eintrag in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar).
  3. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  4. Eintrag DIMETINDENE MALEATE CRS beim Europäisches Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln (EDQM)
  5. AWMF: Leitlinie zu Akuttherapie und Management der Anaphylaxie. In: Allergo J Int. 23, 2014, S. 96.
  6. Benjamin Stockhaus Web-Development, Beuth-Hochschule Berlin: Embryotox - Arzneimittelsicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit: Datenbank Medikamente und Wirkstoffe: Dimetinden. In: www.embryotox.de. Abgerufen am 9. Juni 2016.
  7. O. Pfaff, C. Hildebrandt, M. Waelbroeck u. a.: The (S)-(+)-enantiomer of dimethindene: a novel M2-selective muscarinic receptor antagonist. In: Eur J Pharmacol. 286(3), 24. Nov 1995, S. 229–240.
  8. T. M. Böhme, C. Keim, K. Kreutzmann u. a.: Structure-activity relationships of dimethindene derivatives as new M2-selective muscarinic receptor antagonists. In: J Med Chem. 46(5), 27. Feb 2003, S. 856–867.

Weblinks