Dschuhaimān al-ʿUtaibī

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Januar 2016 um 10:02 Uhr durch Asdert (Diskussion | Beiträge) (Formatierung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dschuhaiman al-Utaibi

Dschuhaimān al-ʿUtaibī (arabisch جهيمان العتيبي, DMG Ǧuhaimān al-ʿUtaibī; * 16. September 1936[1][2] in Qasim; † 8. Januar 1980) war der Anführer des Überfalls auf die große Moschee in Mekka im November 1979.

Leben

In der zentralarabischen Provinz Qasim als Sohn einer Beduinenfamilie geboren, diente er ab 1955 in der Saudi-Arabischen Nationalgarde. 1973 beendete er seinen Dienst und besuchte die Scharia-Fakultät der Islamischen Universität Medina, wo er auch Vorlesungen von Scheich Ibn Baz hörte. In dieser Zeit verfasste er Schriften wie etwa das Gesetz von Loyalität und Unterwerfung: Korrupte Regierung oder Sabaʿ Rasāʾil (Sieben Briefe), die später in Kuwait gedruckt und als Flugblätter in Saudi-Arabien verteilt wurden. Seine Studien der Theologie drehten sich insbesondere um das Ende der Welt und er konnte viele Anhänger für seine revolutionären Ideen gewinnen.

1974 zerstritt er sich mit Ibn Baz und kehrte mit einigen seiner Anhänger nach Qasim bzw. Nadschd zurück. Dort verbrachte er 2 Jahre mit dem Aufbau der Ichwan, einer militanten Gruppe.

1976 zog die Gruppe nach Riad, wo sie den saudischen Sicherheitskräften bei einer Demonstration gegen die Monarchie auffielen und verhaftet wurden. Scheich Ibn Baz setzte sie jedoch nach einer Befragung auf freien Fuß.

Dschuhaiman al-Utaibi war sowohl mit der Tochter des Prinzen Sadschir al-Mohaya als auch mit der Schwester von Muhammad ibn Abdullah al-Qahtani verheiratet.

Überfall auf die große Moschee

Am Morgen des 20. November 1979 stürmte eine bis zu 500 Köpfe zählende Gruppe schwer bewaffneter radikaler Muslime aus verschiedenen arabischen Ländern unter Führung von al-Utaibi die Große Moschee und nahm mehr als 50.000 versammelte Gläubige als Geiseln. Es handelte sich um den letzten Tag des Pilgermonats und den Vortag des Neujahrstags des Jahres 1400 nach muslimischer Zeitrechnung. Die von eschatologischen Vorstellungen angetriebenen Aufständischen erklärten, dass das Ende der Welt bevorstehe und riefen zur Übernahme islamischer Rechtsordnungen in allen muslimischen Ländern, zum Sturz des saudischen Königshauses und zum Bruch der diplomatischen Beziehungen mit westlichen Ländern auf.

Die meisten Geiseln wurden bald freigelassen, aber ein Teil blieb in den Händen der Aufständischen. Erst nachdem die saudische Regierung eine Fatwa der obersten Theologen erwirkt hatte, welche die Anwendung von Gewalt in der heiligen Stadt erlaubte, und nach langwierigen und verlustreichen Kämpfen in dem labyrinthischen Gebäude gelang es nach mehr als zweiwöchiger Besetzung, die überlebenden Aufständischen zur Aufgabe zu bringen. Insgesamt 330 Menschen, darunter Geiseln, Geiselnehmer und Einsatzkräfte, kamen durch die Besetzung ums Leben. 63 Aufständische, darunter al-Utaibi, wurden am 8. Januar 1980 in einer Massenexekution in verschiedenen Städten Saudi-Arabiens öffentlich enthauptet.

Literatur

  • Florian Peil, Es begann in Mekka. Artikel in der Zeit, Ausgabe 7 vom 9. Februar 2006. Seite 90.
  • Florian Peil, Aufstand in Mekka. Die Besetzung der Großen Moschee 1979. Berlin 2006: Klaus-Schwarz-Vlg, 40 Seiten. ISBN 978-3-87997-639-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gudrun Krämer: Middle East Monarchies: The Challenge of Modernity. Hrsg.: Joseph Kostiner. Lynne Rienner, Boulder, CO 2000, ISBN 1-55587-862-8, Good Counsel to the King: The Islamist Opposition in Saudi Arabia, Jordan, and Morocco, S. 262.
  2. Douglas F. Graham, Peter W. Wilson: Saudi Arabia: The Coming Storm. M.E. Sharpe, Armonk, NY 1994, ISBN 1-56324-394-6, S. 57.