Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. August 2016 um 12:27 Uhr durch 0000ff (Diskussion | Beiträge) (→‎Ähnliche Gemeinschaften: red link auskommentiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Alte Mosterei
Inschrift am Genossenschaftshaus

Die nördlich von Berlin in Oranienburg liegende Siedlung Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung eG wurde am 28. Mai 1893 von 18 Berliner Vegetariern im Westteil der Stadt als erste vegetarische Siedlung in Deutschland noch vor dem Monte Verità unter dem ursprünglichen Namen Vegetarische Obstbau-Kolonie Eden e.G.m.b.H. gegründet. Ab 1920 unter dem Namen Obstbau-Siedelung Eden e.G.m.b.H. geführt, trägt die Genossenschaft seit der Wende ab 1990 die Bezeichnung Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung eG. Der Name wurde nach der Bezeichnung für das Paradies Eden gewählt. Anfangs strikt vegetarisch orientiert, öffnete sich die Siedlung später für ein breiteres Anliegen der Lebensreformbewegung und danach ab der Zeit des Ersten Weltkrieges völkischen und antisemitischen Tendenzen. So wurde 1916 erklärt, dass zum „Siedeln“ im Sinne der Siedlung eine „deutsch-völkische Gesinnung“ Voraussetzung sei, zu welcher wiederum nur „deutsches Ariertum“ befähige.[1] Anregungen zu der Gründung kamen auch aus Ideen, die im Friedrichshagener Dichterkreis zirkulierten. Ein entschiedener Förderer war der Soziologe Franz Oppenheimer, der auch das Projekt „Bärenklau“ in der Mark Brandenburg begleitete. Zu den Vorstandsmitgliedern der Genossenschaft gehörte Paul Schirrmeister, eine der führenden Persönlichkeiten der Lebensreform. Heute leben in Eden etwa 1500 Menschen.[2]

Prominente Edener

Relief am Genossenschaftshaus
Relief
Ehemalige Jugendherberge
  • Adolf Damaschke (1865–1935), Führer der Bodenreformbewegung, war von 1911 bis zu seinem Tode 1935 Mitglied der Genossenschaft
  • Silvio Gesell (1862–1930), ab 1911 bis zum Ersten Weltkrieg in Eden, kehrte 1927 hierher zurück und blieb bis zu seinem Tod 1930
  • Wilhelm Groß (1883–1974), Bildhauer und Prediger
  • Carl Gustav Hempel (1905–1997), Philosoph, wuchs hier auf
  • Karl Klindworth (1830–1916), Komponist, Dirigent, Musikpädagoge und Klaviervirtuose
  • Gustav Lilienthal (1849–1933), Flugpionier und Baumeister, errichtete Siedlungshäuser, lebte aber nicht in Eden
  • Winifred Wagner (1897–1980), Adoptivtochter von Karl Klindworth, Schwiegertochter von Richard Wagner

Literatur

  • Judith Baumgartner: Ernährungsreform – Antwort auf Industrialisierung und Ernährungswandel. Ernährungsreform als Teil der Lebensreformbewegung am Beispiel der Siedlung und des Unternehmens Eden seit 1893. Diss. München, 1992. Lang, Frankfurt u. a. 1992; ISBN 3-631-45240-3
  • Ulrich Linse (Hrsg.); Zurück, o Mensch, zur Mutter Erde. Landkommunen in Deutschland. 1890-1933, München 1983.
  • Christian Böttger: Zum Leben in den genossenschaftlichen Siedlungen „Eden“ und „Falkenberg“ vom Beginn ihres Bestehens bis 1933: eine vergleichende volkskundliche Untersuchung der Lebensweise und Kultur von Bewohnern zweier Siedlungen im Berliner Raum. Diss. Humboldt-Universität Berlin, 1993; DNB 940907895.
  • Ulrich Grober: Ausstieg in die Zukunft: eine Reise zu Ökosiedlungen, Energie-Werkstätten und Denkfabriken. Links, Berlin 1998; ISBN 3-86153-159-3
  • Werner Onken: Die Genossenschaftssiedlung Eden-Oranienburg – Geschichte und Aktualität eines Bodenreformexperiments. In: Modellversuche mit sozialpflichtigem Boden und Geld. Fachverlage für Sozialökonomie, Lütjenburg, 1997; ISBN 3-87998-440-9
  • Joachim Joe Scholz: Haben wir die Jugend, so haben wir die Zukunft. Die Obstbausiedlung Eden/Oranienburg als alternatives Gesellschafts- und Erziehungsmodell (1893–1926) (= Bildungs- und kulturgeschichtliche Beiträge für Berlin und Brandenburg, Band 3). Weidler, Berlin 2002; ISBN 3-89693-217-9
  • Astrid Segert, Irene Zierke: Auf der Suche nach Eden. Die lebensreformerische Genossenschaft Eden an der Schwelle zum 21. Jahrhundert (= Cottbuser Studien zur Geschichte von Technik, Arbeit und Umwelt, 16). Waxmann, Münster, 2002; ISBN 3-8309-1015-0.
  • Hermann Kaienburg: Der Traum vom Garten Eden. Die Gartenbausiedlung „Eden“ in Oranienburg als alternative Wirtschafts- und Lebensgemeinschaft. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 52, Heft 12, 2004, S. 1077–1090

Ähnliche Gemeinschaften

Eine ähnliche Kolonie war Heimland in Brandenburg.

Weblinks

Commons: Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. George L. Mosse: Die völkische Revolution. Über die geistigen Wurzeln des Nationalsozialismus. Frankfurt/Main 1991, S. 123 f.
  2. Anja Sokolow: Das Paradies liegt in Brandenburg Die Eisenbergers und die Obstbausiedlung „Eden“ - An Havel & Spree. In: Der Tagesspiegel: Potsdamer Neueste Nachrichten. 14. Oktober 2008, abgerufen am 21. Mai 2016.

Koordinaten: 52° 45′ N, 13° 12′ O