Eridanus (Geologie)

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Oligozän Chattium 23,03

28,1
Rupelium 28,1

33,9
Eozän Priabonium 33,9

38
Bartonium 38

41,3
Lutetium 41,3

47,8
Ypresium 47,8

56
Paläozän Thanetium 56

59,2
Seelandium 59,2

61,6
Danium 61,6

66
früher früher früher älter
Rekonstruktion des Laufs des hypothetischen Flusses Eridanus im Pleistozän

Der Eridanus (auch Eridanos) ist ein hypothetischer Fluss, der im Gebiet der heutigen Ostsee im Mittleren Eozän vor etwa 40 Millionen Jahren entstanden ist. Der Fluss verschwand im Pleistozän.

Namensherkunft

Der Name geht auf den Fluss Eridanus in der griechischen Mythologie zurück. Als „hypothetischer Fluss“ wird der Eridanus bezeichnet, weil geologische Befunde (z. B. Sedimente, die auf Ablagerungen in einem Delta deuten) die Existenz eines solchen Flusses nahelegen, ein direkter Nachweis (z. B. ein Erosionstal) aber nicht vorliegt.

Im Eozän

Der Eridanus entwässerte im Eozän Gebiete eines Subkontinents, der Teile des heutigen Skandinaviens und Russlands bis etwa zum Ural umfasste. Auf diesem Subkontinent wuchs während eines Zeitraums von 10 bis 20 Millionen Jahre der so genannte „Bernsteinwald“, der das Harz für den Baltischen Bernstein lieferte. Südlich dieses Gebietes befand sich ein Randmeer des Atlantischen Ozeans. Während des Priabonium (im Oberen Eozän) mündete dieser Fluss in einem ausgedehnten, mindestens 115 km breiten Delta (Chłapowo-Samland-Delta) ungefähr in dem Gebiet, in dem sich heute die Danziger Bucht (Ostsee) befindet. Aus den Sedimenten, die der Eridanus in seinem Delta ablagerte, entstand unter anderem die so genannte Blaue Erde, in der sich der weitaus größte Teil der Vorkommens Baltischen Bernsteins befindet.[1] Es wird allerdings auch die These vertreten, dass die Bernsteinlagerstätten in diesem Gebiet in erster Linie durch Meerestransgression und nicht oder nur zu einem geringen Teil durch Flusstransport zu erklären sind.[2]

Im Pleistozän

Im Unteren Pleistozän, vor etwa 2 Millionen Jahren, erreicht der Fluss eine Länge von etwa 2.700 Kilometern, war also ähnlich lang wie die heutige Donau. Er entsprang in Lappland, floss durch das Gebiet des heutigen Bottnischen Meerbusens, weiter durch das Gebiet, in dem sich heute die Ostsee erstreckt, nach Westeuropa, wo er in einem Delta mündete, dessen Ausmaße mit denen des heutigen Amazonas oder des Mississippis verglichen wird. Geschiebefunde in den Niederlanden und Untersuchungen an Sedimenten aus dem Untergrund der Nordsee trugen dazu bei, die Hauptzuflüsse des Eridanus rekonstruieren zu können und brachten den Befund, dass der Fluss spätestens im Verlauf des Cromer-Komplexes (Cromer-Warmzeit vor etwa 700.000 Jahren) versiegte.

Beziehung zwischen Eridanus und Baltischem Urstrom

Es wird in der Literatur auch die Auffassung vertreten, dass nur das Entwässerungssystem im Eozän, in dem der Baltische Bernstein in das Gebiet der heutigen Danziger Bucht transportiert wurde, korrekt mit dem von Barbara Kosmowska-Ceranowicz[1] eingeführten Begriff „Eridanus“ zu bezeichnen ist. Spätere Entwässerungssysteme im Gebiet der heutigen Ostsee in der Zeit des Miozän bis zum Pleistozän seien unabhängig hiervon entstanden und zutreffend als „Baltischer Urstrom“ oder „Baltischer Hauptstrom“ zu bezeichnen.[3]

Einzelnachweise

  1. a b B. Kosmowska-Ceranowicz: Bernstein - Die Lagerstätte und ihre Entstehung. In: Bernstein - Tränen der Götter. S. 165, Bochum 1996. ISBN 3-921533-57-0.
  2. Gerda Standke: Bitterfelder Bernstein gleich Baltischer Bernstein? - Eine geologische Raum- Zeit- Betrachtung und genetische Schlußfolgerungen. - In Exurs.f. und Veröfftl. DGG, 236: S. 11-33, Hannover, 2008.
  3. Meyer & Bartholomäus: Baltischer Urstrom und der Eridanos - eine Klarstellung. In: Geschiebekunde aktuell 29 (2): 57-58, Hamburg, Greifswald 2013.

Literatur

  • M. Ganzelewski: Entstehung und Lagerstätten des Baltischen Bernsteins. In Bernstein - Tränen der Götter. S. 11–18, Bochum 1996, ISBN 3-921533-57-0.
  • B. Kosmowska-Ceranowicz: Bernstein - Die Lagerstätte und ihre Entstehung. In Bernstein - Tränen der Götter. S. 161–168, Bochum 1996, ISBN 3-921533-57-0.
  • J. G. Zandstra: Geologisch onderzoek in de stuwwal van de Oostelijke Veluwe bij Hattem en Wapenveld. Mededelingen Rijks Geologische Dienst, NS 22: 215–260. Haarlem 1971.

Weblinks