Eudidymit
Eudidymit | |
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typischer Eudidymit-"Fächer", wie er in Pegmatiten auftritt. Rechts unten sind einige kleine, dunkelgrüne Aegirin-Kristalle (Sichtfeld 3,1 x 1,8 mm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Na2Be2[4][Si6O15]·H2O |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VIII/G.04 9.DG.60 66.03.01.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[1] |
Raumgruppe | C2/c (Nr. 15)[2] |
Gitterparameter | a = 12,63 Å; b = 7,38 Å; c = 14,02 Å β = 103,7°[2] |
Formeleinheiten | Z = 4[2] |
Zwillingsbildung | nach {001} lamellare (polysynthetische) Zwillinge |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 6 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,55; berechnet: 2,57[3] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {001} unvollkommen nach {551}[3] |
Bruch; Tenazität | muschelig bis uneben |
Farbe | farblos bis weiß; selten auch graublau, blau, violett oder gelb |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz, Perlglanz auf den Spaltflächen |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,545[4] nβ = 1,546[4] nγ = 1,551[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,006[4] |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 30°; berechnet: 50° |
Das Mineral Eudidymit ist ein selten vorkommendes Kettensilikat aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na2Be2[4][Si6O15]·H2O[2] und entwickelt häufig tafelige und verwillingte Kristalle von bis zu einigen Zentimetern Größe, die entweder farblos oder von weißer Farbe sind. Selten finden sich auch graublaue, blaue, violette oder gelbe Eudidymite.
Etymologie und Geschichte
Erstmals gefunden wurde Eudidymit 1887 auf der im Langesundsfjord liegenden Insel Lille Arøya in der norwegischen Provinz Vestfold und beschrieben durch Waldemar Christopher Brøgger, der das Mineral aufgrund seiner häufigen Zwillingsbildung nach den griechischen Worten εὖ eu- für „gut“ und δίδυμος didymos für „Zwilling“ benannte.
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Eudidymit zur Abteilung der „Silikate und Germanate mit Übergangsstrukturen zwischen Ketten- und Schichtsilikaten“, wo er mit Epididymit die gleichnamige Gruppe mit der System-Nr. VIII/G.04 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Eudidymit in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate) mit 3-periodischen Einfach- und Mehrfachketten“ zu finden ist, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.DG.60 bildet.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Eudidymit ebenfalls in die Abteilung der Kettensilikate, dort allerdings in die Unterabteilung der „Kettensilikate mit doppelten, unverzweigten Ketten, W=2 mit Ketten P>2“, wo er zusammen mit Xonotlit, Zorit, Epididymit, Yuksporit, Haineaultit und Chivruaiit die Gruppe 66.03.01 mit P=3 bildet.
Kristallstruktur
Eudidymit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15) mit den Gitterparametern a = 12,63 Å; b = 7,38 Å; c = 14,02 Å und β = 103,7° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung Na2Be2[4][Si6O15] • H2O ist dimorph und kristallisiert neben dem monoklinen Eudidymit noch als orthorhombischer Epididymit.
Bildung und Fundorte
Eudidymit bildet sich als späte Phase in alkalischen Nephelin-Syenit bzw. -Pegmatit. Begleitminerale sind unter anderem Aegirin, Albit, Analcim, Elpidit, Fuorit, Natrolith, Neptunit und Quarz.
Weltweit konnte Eudidymit bisher (Stand: 2010) an rund 30 Fundorten nachgewiesen werden, so bei Arenópolis im brasilianischen Bundesstaat Goiás; am Mont Saint-Hilaire (Québec) und am Letitia Lake im kanadischen Labrador; bei Věžná in Tschechien; in der Region Kitaa auf Grönland; am Mount Malosa in Malawi; in mehreren Regionen von Vestfold und Telemark in Norwegen; am Zagi Mountain bei Mulla Ghori (Khyber Agency) in den Stammesgebieten unter Bundesverwaltung in Pakistan; auf Kola und in Ostsibirien in Russland sowie bei Okehampton in England.[5]
Siehe auch
Literatur
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 737.
Weblinks
Mineralienatlas:Eudidymit (Wiki)
Einzelnachweise
- ↑ Webmineral – Eudidymite (englisch)
- ↑ a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 639.
- ↑ a b Eudidymite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 68,6 kB)
- ↑ a b c d Mindat – Eudidymite
- ↑ Fundortliste für Eudidymit beim Mineralienatlas und bei Mindat