Eugen Szenkar

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Eugen Szenkar, ungarisch Jenő Szenkár (* 9. April 1891 in Budapest; † 25. März 1977 in Düsseldorf) war ein ungarischer Dirigent.

Leben

Der Sohn des Dirigenten und Komponisten Nándor Szenkár trat bereits im Kindesalter als Pianist und Dirigent auf. Er wurde 1907 in die Kompositionsklasse von Victor von Herzfeld an der Königlichen Musikakademie in Budapest aufgenommen und trat 1911 seine erste Stelle als Korrepetitor an der Volksoper an.

1912 erhielt er einen dreijährigen Vertrag am Deutschen Landestheater in Prag, zunächst als Chorleiter, später als Kapellmeister. Hier war ihm Erich Kleiber als Korrepetitor unterstellt. 1915 kehrte er als Erster Kapellmeister an die Budapester Volksoper zurück, während ihm in Prag Anton von Webern nachfolgte.

1916 wurde Szenkar Hofkapellmeister in Dresden. Hier führte er an der Oper u.a. Wagners Ring des Nibelungen und die Opern Richard Strauss' und mit der Staatskapelle die Sinfonien Gustav Mahlers auf. Der Vertrag wurde 1918 beendet.

1920 wurde Szenkar Chefdirigent der Frankfurter Oper, deren Kapellmeister zu der Zeit der Bratschist Paul Hindemith war. In Frankfurt leitete er die Uraufführung von Egon Wellesz' Oper Die Prinzessin Girnara sowie die deutsche Erstaufführung von Béla Bartóks Oper Herzog Blaubarts Burg und des Tanzspiels Der holzgeschnitzte Prinz. Er wurde in Deutschland zum Wegbereiter der Werke Bartóks, mit dem ihn eine Duzfreundschaft verband.

Von 1923 bis 1924 war Szenkar Oberspielleiter der Großen Volksoper in Berlin. 1924 wurde er Nachfolger von Otto Klemperer an der Kölner Oper. Hier leitete er u.a. die deutsche Erstaufführung von Sergei Prokofjews Oper Die Liebe zu den drei Orangen und Zoltán Kodálys Singspiel Háry János, sowie Aufführungen von Wagners Ring des Nibelungen und von fünf Mozart-Opern. Bartóks Pantomime Der wunderbare Mandarin wurde nach der Uraufführung auf Anweisung von Oberbürgermeister Konrad Adenauer vom Spielplan abgesetzt.

Bei Opernhaus-Konzerten führte Szenkar Mahlers 2., 3., 4. und siebente Sinfonie auf, dazu die 8. Sinfonie mit 800 Sängern und Arnold Schönbergs Gurre-Lieder mit fast 1000 Mitwirkenden. 1928 gab die Kölner Oper ein Gastspiel an der Wiener Staatsoper mit Mozarts Così fan tutte, Händels Julius Cäsar und Debussys Pelléas et Mélisande, das mit Begeisterung aufgenommen wurde. Im gleichen Jahr entstand zum 100. Todestag Beethovens eine Plattenaufnahme von dessen 5. Sinfonie. 1928 und 1932 gab Szenkar Gastspielkonzerte am Teatro Colón in Buenos Aires.

1933 flüchtete er vor den Nationalsozialisten nach Wien. Hier leitete er eine Aufführung von Mahlers 3. Sinfonie mit den Wiener Philharmonikern und eine Aufführung von Wagners Oper Der fliegende Holländer.

1934 folgte Szenkar einer Einladung nach Moskau, wo er das Staatliche Philharmonische Orchester leitete und Gastdirigate am Bolschoi-Theater hatte. Außerdem leitete er eine Meisterklasse für Dirigenten am Staatlichen Konservatorium. Sein bedeutendster Schüler war Kyrill Petrowitsch Kondraschin.

Freundschaften verbanden Szenkar mit Aram Chatschaturjan, Sergei Prokofjew und Nikolai Mjaskowski. Er leitete die Uraufführung der 1. Sinfonie Chatschaturjans, des Zweiten Violinkonzerts Prokofjews und der 16. Sinfonie Mjaskowskis. Auf seine Anregung entstand die Orchesterfassung von Prokofjews Peter und der Wolf.

1937 und 1938 leitete Szenkar Konzerte mit dem von Bronisław Huberman gegründeten Palästinaorchester in Tel-Aviv, Haifa, Jerusalem, Kairo und Alexandria. 1939 kam er als Dirigent des Teatro Municipal nach Rio de Janeiro. Hier gründete er 1940 das Orquestra Sinfônica Brasileira, mit dem er bis 1949 jährlich 80 Konzerte gab.

1949 kehrte Szenkar nach Europa zurück, ließ sich in Köln nieder und dirigierte die Orchester des NWDR in Köln und Hamburg. Von 1952 bis 1956 war er Operndirektor am Düsseldorfer Opernhaus unter dem Generalintendanten Walter Bruno Iltz, daneben bis 1960 Generalmusikdirektor von Düsseldorf. Bei einem Konzert in der Royal Festival Hall führte er 1954 Bruckners 7. Sinfonie unter Standing Ovations auf. 1958 leitete er die Uraufführung von Wellesz' 5. Sinfonie. 1960 trat er aus Altersgründen als Generalmusikdirektor von Düsseldorf zurück. Sein Sohn war der Musiker Claudio Szenkar.

Literatur

  • Eugen Szenkar, Mein Weg als Musiker: Erinnerungen eines Dirigenten. Herausgegeben von Sandra I. Szenkar Berlin: Frank & Timme 2014

Weblinks