Fernando Collor de Mello

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Fernando Collor de Mello, 2007

Fernando Affonso Collor de Mello [feʁˈnɐ̃du ɐˈfõsu ˈkɔloʁ dʒi ˈmɛlu] (* 12. August 1949 in Rio de Janeiro) ist ein brasilianischer Politiker, Senator für Alagoas seit 2007.[1] Er war von 1990 bis 1992 Staatspräsident der Föderativen Republik Brasilien.[2]

Präsidentschaft

Im November 1989 gewann Collor de Mello die Stichwahl um das Präsidentenamt mit 35 zu 31 Millionen Stimmen gegen den Gewerkschafter und späteren Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Am 15. März übernahm er die Amtsgeschäfte vom scheidenden Präsidenten José Sarney und wurde in der Hauptstadt Brasília als 32. Präsident der Föderativen Republik Brasilien vereidigt.

Damit war Collor de Mello Brasiliens erster demokratisch gewählter Präsident seit 29 Jahren. Die ersten Monate seiner Amtszeit verbrachte er mit der Bekämpfung der Inflation, die zeitweise 25 Prozent monatlich erreichte. Noch am Tag seiner Amtseinführung lancierte er mit seiner Finanzministerin Zélia Cardoso de Mello den „Collor-Plan“. Die Hyperinflation versuchte er mit radikalen Mitteln zu bekämpfen: Er beschlagnahmte alles, was die Menschen erspart hatten, unter dem Motto „Kein Geld, keine Inflation“, ein Konzept, das allerdings nicht aufging.[3]

Korruptionsvorwürfe und Amtsenthebungsverfahren

Im Jahr 1992 wurde Collor de Mello von seinem Bruder Pedro der Korruption bezichtigt. Dies führte zu Untersuchungen durch Kongress und Presse. Dichter werdende Beweise für Bestechlichkeit und Veruntreuung von Staatsmitteln führten zu Massendemonstrationen und Unruhen in den großen Städten Brasiliens.[4]

Am 29. September 1992 stimmte der Kongress mit 441 zu 38 Stimmen für die Absetzung von Präsident Collor de Mello. Laut brasilianischer Verfassung wurden seine Amtsbefugnisse für die Dauer von 180 Tagen aufgehoben und sein Vizepräsident Itamar Franco übernahm die Amtsgeschäfte als amtierender Staatschef.

Rücktritt und Urteil

Am 29. Dezember 1992 trat Collor vom Amt des Staatspräsidenten zurück. Verfassungsgemäß wurde noch am selben Tag der seit Ende September amtierende Präsident Itamar Franco vor dem Kongress vereidigt.

Im Dezember 1994 wurde Collor durch den obersten Gerichtshof von allen Korruptionsvorwürfen freigesprochen, aber er blieb von öffentlichen Ämtern für acht Jahre ausgeschlossen.

Leben nach der Präsidentschaft

Er kandidierte für das Bürgermeisteramt der Stadt São Paulo, jedoch ohne Erfolg, da er durch die Wählerschaft nach wie vor mit Korruption in Verbindung gebracht wird. Ebenso kandidierte er im Jahr 2002 für das Gouverneursamt in seinem Heimatstaat Alagoas, aber er verlor die Wahl abermals. Im Jahr 2006 setzte sich Fernando Collor bei den Wahlen zum brasilianischen Senat in seinem Heimatstaat Alagoas mit 44 Prozent der Stimmen gegen den Ex-Gouverneur Ronaldo Lessa durch. Bei den Wahlen zum Amt des Gouverneurs des Staates Alagoas am 3. Oktober 2010 erreichte er nur den dritthöchsten Stimmenanteil und damit nicht die Stichwahl.

Im Rahmen der Operation Lava Jato ist Fernando Collor de Mello im März 2015 in die Liste der verdächtigen Personen aufgenommen worden. Die Bundespolizei beschlagnahmte am 14. Juli 2015 in seiner Residenz Casa da Dinda in Brasilia mehrere Luxuskarossen vom Typ Ferrari, Porsche und Lamborghini.[5]

Literatur

Weblinks

Commons: Fernando Collor de Mello – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Profil auf der Seite des Senats von Brasilien, 25.senado.leg.br, abgerufen am 13. Mai 2016 (portugiesisch)
  2. Biografie auf Encyclopædia Britannica, britannica.com, abgerufen am 13. Mai 2016 (englisch)
  3. Escândalos - Caso Collor (Skandala - Der Fall Collor), veja.com.br, abgerufen am 13. Mai 2016 (portugiesisch)
  4. Krieg der Farben, spiegel.de, vom 24. August 1992
  5. Korruptionsskandal Brasilien: Luxuskarossen von Ex-Präsident beschlagnahmt. latina-press.com, abgerufen am 10. August 2015
VorgängerAmtNachfolger
José SarneyPräsident von Brasilien
1990–1992
Itamar Franco