Fludioxonil

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von Fludioxonil
Allgemeines
Name Fludioxonil
Andere Namen
  • 4-(2,2-Difluor-benzo[1,3]dioxol-4-yl)pyrrol-3-carbonitril (IUPAC)
  • 4-(2,2-Difluor-1,3-benzodioxol-4-yl)-1H-pyrrol-3-carbonitril
  • CGA173506
Summenformel C12H6F2N2O2
Kurzbeschreibung

geruchloser, schwach gelblicher Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 131341-86-1
EG-Nummer (Listennummer) 603-476-3
ECHA-InfoCard 100.125.684
PubChem 86398
ChemSpider 77916
Wikidata Q975876
Eigenschaften
Molare Masse 248,19 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[2]

Dichte

1,54 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

199,8 °C[1]

Siedepunkt

306 °C (Zersetzung)[1]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[3]
Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 410
P: 273​‐​391​‐​501[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Fludioxonil ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Pyrrole, genauer der Phenylpyrrole, die sich von Pyrrolnitrin ableitet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fludioxonil basiert zusammen mit Fenpiclonil auf Pyrrolnitrin, einem Sekundärmetaboliten des Bakteriums Pseudomonas pyrrocinia.[5]

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fludioxonil kann durch eine mehrstufige Reaktion beginnend mit der regioselektiven Lithiierung von 2,2-Difluorbenzodioxol[S 1] und über Zwischenschritte die Umwandlung des Zwischenproduktes mit TosMIC gewonnen werden.[6][7] Ebenfalls möglich ist die Synthese beginnend mit der Reaktion von 4-Amino-2,2-difluorbenzodioxol mit Acrylnitril, Triethylamin und TosMIC.[8]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fludioxonil ist ein als Reinstoff geruchloses, schwach gelbliches, als technisches Produkt olivgrünes Pulver, welches praktisch unlöslich in Wasser ist. Es ist stabil gegenüber Hydrolyse bei pH-Werten von 5, 7 und 9.[1]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fludioxonil wird als nicht-systemisches Fungizid verwendet. Die Wirkung beruht auf der Hemmung der MAP-Kinase, die zur Signalübertragung für die Osmoregulation bei der Glycerin-Synthese benötigt wird. Fludioxonil wird zur Blatt- und Saatgutbehandlung verwendet, um Krankheiten zu bekämpfen, die durch Pilze der Abteilungen Ascomyceten, Basidiomyceten und der Fungi imperfecti ausgelöst werden.[9] Es wurde 1993 von Ciba-Geigy auf den Markt gebracht[10] und 1995 in den USA erstmals zugelassen.[11]

Zulassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die EU-Kommission entschied 2007, Fludioxonil in die Liste der zugelassenen Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln aufzunehmen.[12] In einer Reihe von EU-Staaten, unter anderem in Deutschland und Österreich, sowie in der Schweiz sind Pflanzenschutzmittel (z. B. Celest) mit diesem Wirkstoff zugelassen.[13] In der Schweiz gilt für Ananas ein relativ hoher Rückstandshöchstgehalt von 7 Milligramm Fludioxonil pro Kilogramm.[14]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g FAO: FLUDIOXONIL
  2. Datenblatt Fludioxonil, PESTANAL bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 20. April 2021 (PDF).
  3. a b Eintrag zu Fludioxonil in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 2. Januar 2024. (JavaScript erforderlich)
  4. Eintrag zu fludioxonil (ISO); 4-(2,2-difluoro-1,3-benzodioxol-4-yl)-1H-pyrrole-3-carbonitrile im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 7. Januar 2021. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Melanie Kettering: Pilzmetabolite als chemische Botenstoffe und Inhibitoren der Infektions-relevanten Morphogenese bei Phytopathogenen (Diss.). Tenea, 2005, ISBN 978-3-86504-118-0, S. 5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Ulrich Schirmer, Peter Jeschke, Matthias Witschel: Modern Crop Protection Compounds: Herbicides. John Wiley & Sons, 2012, ISBN 978-3-527-32965-6, S. 723 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Viacheslav A. Petrov: Fluorinated Heterocyclic Compounds: Synthesis, Chemistry, and Applications. John Wiley & Sons, 2009, ISBN 0-470-52894-X, S. 411 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Thomas A. Unger: Pesticide Synthesis Handbook. William Andrew, 1996, ISBN 0-8155-1853-6, S. 578 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Reasoned opinion on the modification of the existing MRLs for fludioxonil in cucurbits inedible peel and radishes. In: EFSA Journal. Band 11, Nr. 2, 2013, S. 3113, doi:10.2903/j.efsa.2013.3113.
  10. Horst Börner, Klaus Schlüter: Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz. Springer DE, 2009, ISBN 3-540-49068-X, S. 496 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Fludioxonil Summary Document. (PDF; 4,9 MB) EPA, Juni 2011, abgerufen am 14. Juli 2017 (englisch).
  12. Richtlinie 2007/76/EG der Kommission vom 20. Dezember 2007 (PDF) zur Änderung der Richtlinie 91/414/EWG des Rates zwecks Aufnahme der Wirkstoffe Fludioxonil, Clomazon und Prosulfocarb.
  13. Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Fludioxonil in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs (Eingabe von „Fludioxonil“ im Feld „Wirkstoff“) und Deutschlands, abgerufen am 20. Februar 2016.
  14. Verordnung des EDI über die Höchstgehalte für Pestizidrückstände in oder auf Erzeugnissen pflanzlicher und tierischer Herkunft. In: admin.ch. Abgerufen am 7. Februar 2020.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Difluorbenzodioxol: CAS-Nummer: 1583-59-1, EG-Nummer: 216-431-4, ECHA-InfoCard: 100.014.939, PubChem: 74103, Wikidata: Q72462483.