Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt

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Das Forschungszentrum Gotha für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien ist eine zentrale Einrichtung der Universität Erfurt.

Untergebracht im Gothaer Schloss Friedenstein steht es in engem Kontakt zur dortigen Forschungsbibliothek, einer der bedeutendsten Frühneuzeit-Bibliotheken Deutschlands. Es versteht sich in dieser Anbindung als Forschungszentrum für Frühneuzeitforschung und hat die besondere Aufgabe, auf der Grundlage der Bestände der Forschungsbibliothek Konferenzen und Vorträge zu organisieren sowie als Plattform für Stipendiaten, Gastwissenschaftler und Forschungsprojekte zu dienen.

Das Forschungszentrum wurde 2004 gegründet und zunächst von Peer Schmidt geleitet. Wesentlicher Bestandteil war und ist das 2004 angelaufene Herzog-Ernst-Stipendienprogramm der Fritz Thyssen Stiftung, mit dem etwa 20 Doktoranden und Postdoktoranden jährlich für einige Wochen oder Monate an der Forschungsbibliothek Gotha forschen.

Seit 2008 hat die Universität Erfurt einen eigenen Lehrstuhl geschaffen (Wissenskulturen der europäischen Neuzeit), der mit dem Direktorenposten des Zentrums verbunden ist. Der Lehrstuhl wird bis 2013 mit Geldern der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung unterstützt. Den Lehrstuhl hat gegenwärtig Martin Mulsow inne, seit 1. Juli 2008 Direktor des Forschungszentrums. Juniorprofessor ist der Historiker Alexander Schunka.

Forschungsprofil

Zentrales Anliegen des Forschungszentrums ist die frühneuzeitliche Geistesgeschichte. Im Sinne einer disziplinübergreifenden Wissenschaftsgeschichte der Geisteswissenschaften werden Schwerpunkte auf oft vernachlässigte Gebiete der frühneuzeitlichen Gelehrsamkeit gelegt, die aber im 16., 17. und frühen 18. Jahrhundert von hoher Bedeutung und hohem Prestige waren und sich wechselseitig befruchtet haben (wie etwa antiquarische Arbeiten, philologische Studien zum Arabischen, Hebräischen, Syrischen usw., Studien zur antiken Religion, zu Numismatik, zu Theologie und Geschichte). Diese Themen werden im Forschungszentrum aufgrund von Quellenstudien, aber auch mit modernen kulturwissenschaftlichen Methoden wie Netzwerkforschung, Buch- und Lesegeschichte, „science studies“ und historischer Anthropologie (zum gelehrten Habitus, symbolischer Kommunikation usw.) bearbeitet.

Eine Graduiertenschule zu „Untergrundforschung: Heterodoxie, Dissidenz und Subversion 1600–1800“ als Teil der Graduiertenschule „Religion in Modernisierungsprozessen“ der Universität Erfurt[1] beschäftigt sich mit clandestiner Literatur und den Kommunikationsstrukturen des „Untergrundes“. Ein DFG-Projekt zu Friedrich Breckling will die Netzwerke religiöser Separatisten anhand von Namenslisten der Zeit um 1700 rekonstruieren. Im Entstehen ist ein Netzwerk „Sozinianismusforschung in Deutschland“ sowie ein Netzwerk „Arabistische und hebraistische Gelehrsamkeit der Frühen Neuzeit“.

Ein weiterer Schwerpunkt des Zentrums liegt auf der Erforschung der frühneuzeitlichen Hofkultur, vor allem in Mitteldeutschland, dem Hof als Kommunikationsraum und Wissenskultur, sowie der Rolle der Konfession (insbesondere des Protestantismus) bei der Repräsentation der Dynastie. Zu den Gästen die im Forschungszentrum Vorträge hielten gehören Jan Assmann, Wilhelm Schmidt-Biggemann, Peter Burke, Robert Darnton, Kurt Flasch, Klaus Garber, Carlo Ginzburg, Anthony Grafton und Howard Hotson.

Schriftenreihen

  • Friedenstein Forschungen link Steiner Verlag
  • Gelehrte Texte der Frühen Neuzeit. Letztere Reihe wird ab 2011 im De Gruyter-Verlag erscheinen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siehe die Website der Universität Erfurt