Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung

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Fraunhofer-Institut für
Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung
Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung
Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung
Kategorie: Forschungseinrichtung
Träger: Fraunhofer-Gesellschaft
Rechtsform des Trägers: Eingetragener Verein
Sitz des Trägers: München
Standort der Einrichtung: Karlsruhe, Ettlingen, Ilmenau, Lemgo
Art der Forschung: Angewandte Forschung
Fächer: Ingenieurwissenschaften
Fachgebiete: Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung
Grundfinanzierung: Bund (90 %), Länder (10 %)
Leitung: Jürgen Beyerer
Mitarbeiter: ca. 377
Homepage: www.iosb.fraunhofer.de
Standort Karlsruhe
Standort Ettlingen
Ettlingen, Fraunhofer Institut IOSB von Norden gesehen
Standort Lemgo
Standort Ilmenau

Das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB), auch in der Kurzbezeichnung „Fraunhofer IOSB“ genannt, ist eine Einrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. Das Institut hat seinen Sitz in Karlsruhe und drei weitere Standorte. Seine Aktivitäten sind der angewandten Forschung und Entwicklung im Fach Ingenieurwissenschaften auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologie zuzuordnen. Vom Fraunhofer IOSB wird in Ilmenau ein Fraunhofer-Anwendungszentrum für Systemtechnik, in Ostwestfalen-Lippe das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Industrial Automation unterhalten sowie in Peking ein Kontaktbüro betrieben.

Geschichte

Das Fraunhofer IOSB wurde im Jahr 1956 als „Institut für Schwingungsforschung“ in Tübingen mit der Zielsetzung gegründet, die angewandte Forschung der mechanischen und elektrischen Schwingungen voranzutreiben. Von diesen Erkenntnissen sollte insbesondere die mittelständische Industrie durch Kooperation mit dem Institut profitieren.

Zu Beginn des Jahres 1967 erfolgte die Eingliederung des Instituts in die Fraunhofer-Gesellschaft und 1968 der Umzug mit inzwischen 45 Mitarbeitern nach Karlsruhe. Aufgrund von Anpassungen der Arbeitsgebiete wurde das Institut in „Institut für Informationsverarbeitung in Technik und Biologie“ (IITB) umbenannt. Im Jahr 1979 erhielt es die Bezeichnung "Institut für Informations- und Datenverarbeitung", behielt aber seine Kurzbezeichnung IITB bis 2009 bei.

Im Jahr 1992 hat das IITB Außenstellen in Berlin (1997 geschlossen) und Dresden (ab 1999 Teilinstitut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme) eingerichtet, in die rund 50 Mitarbeiter aus der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR eingegliedert wurden. Im Jahre 1995 kam das „Anwendungszentrum für Systemtechnik“ in Ilmenau als Kooperation der Technischen Universität Ilmenau und der Fraunhofer-Gesellschaft hinzu.

Im Jahr 1996 wurde ein Kontaktbüro in Peking eröffnet. Ziel dieses Engagements ist es, Erfahrungen im Umgang mit der chinesischen Industrie zu gewinnen und Projekte in China gemeinsam mit deutschen Firmen abzuwickeln.

Im Oktober 2009 wurde das Fraunhofer Kompetenzzentrum Industrial Automation im Centrum Industrial IT in Lemgo gegründet.

Durch die Fusion des IITB mit dem FGAN-Institut für Optronik und Mustererkennung (FOM) wurde zum 1. Januar 2010 der Name in Fraunhofer Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (kurz: IOSB) geändert. Dadurch hat das IOSB in Ettlingen einen weiteren Standort.

Forschung und Entwicklung

Der Schwerpunkt der Aufgaben des Instituts liegt auf dem Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnik in industriellen Anwendungen, die so unterschiedliche Tätigkeitsgebiete umfassen wie Automatisierungstechnik, Mensch-Rechner-Systeme, Messtechnik, stochastische Signale und Systeme, automatische Mustererkennung und Bildverarbeitung und Prozessdatenverarbeitung.

Die Arbeitsbereiche im Überblick:

  • Automatisierungstechnik
    In diesem Bereich wird an neuen Konzepten für die IT-basierte Systemtechnik (Steuerungsgeräte, Kommunikationstechnik, Feldgeräte) für die Automation und Fragestellungen für die vertikale und horizontale Systemintegration gearbeitet. Weiterhin stehen modellbasierte Diagnosekonzepte im Fokus der Arbeiten.
  • Sichtprüfsysteme
    Dieser Bereich entwickelt und liefert Systeme für Aufgaben der automatischen Bildauswertung in der Industrie. Die wichtigsten Anwendungsgebiete sind die automatische Inspektion von Blistern in der Pharma-Industrie, die automatische Sortierung von Schüttgütern, die Inspektion von Oberflächen und die Farbmessung an Granulaten.
    Siehe auch: automatische optische Inspektion
  • Autonome Systeme und Maschinensehen
    Hierunter fällt die automatischen Auswertung von Signalen bewegter bildgebender Sensorik zur Erkennung, Analyse und Diagnose in komplexen Umgebungen. Diese Sensorik wird beispielsweise im Aufklärungs- und Überwachungsbereich als integrierte Komponente in fliegenden, weltraumgestützten oder mobilen landgestützten Plattformen verwendet.
    Siehe auch: Messtechnik, Regelungstechnik
  • Interaktive Analyse und Diagnose
    In diesem Themenfeld werden Verfahren und Systeme zur technischen Diagnose entwickelt. Den methodischen Hintergrund bilden digitale Signalverarbeitung, Bildverarbeitung, modellbasierte Auswertetechniken sowie Mustererkennung. Anwendungsfelder sind die Analyse von Schwingungssignalen zur Maschinendiagnose sowie die Vermessung von Objekten und deren Trajektorien im Raum mittels Bildmarken.
  • Interoperabilität und Assistenzsysteme
    Dieser der Bildauswertung zugeordnete Bereich befasst sich mit der Entwicklung und Bewertung von interaktiven Systemen, insbesondere für bildgestützte Aufklärung und Überwachung.
    Siehe auch: Interoperabilität, Luftbildmessung, Photogrammetrie
  • Variable Bildgewinnung
    Diese Forschungsgruppe entwickelt und realisiert Systeme für die automatische Sichtprüfung, bei der einzelne Ansichten zur Beurteilung von Szenen und zur Qualitätsprüfung von Objekten nicht ausreichen, beispielsweise können komplex geformte Objekte mit ihren geometrischen und optischen Eigenschaften nicht mit Einzelbildern hinreichend erfasst werden. In solchen Fällen werden anstelle eines Einzelbildes eine Bildserie aufgenommen und ausgewertet, bei der bestimmte relevante Parameter der einzelnen Bildaufnahmen gezielt variiert werden.
  • Informationsmanagement und Leittechnik
    Die Mitarbeiter dieses Bereiches entwickeln Informations- und Leitsysteme für die Anwendungsfelder Umwelt, Risikomanagement, Sicherheit und Produktion, u.a. produktionsnahe Softwarelösungen für Produktionsleitsysteme, Fertigungssteuerung und andere Manufacturing Execution Systeme.
  • Mess-, Regelungs- und Diagnosesysteme
    In diesem Bereich werden zur Lösung von komplexen Überwachungs-, Diagnose-, Steuerungs- und Regelungsaufgaben gesamtheitlich optimierte multisensorielle Automatisierungskonzepte entwickelt und prototypisch realisiert.
    Siehe auch: Mechatronik, Robotik
  • Sichere Kommunikationsarchitekturen
    Der Bereich umfasst Planung, Implementierung und Betrieb sicherer Rechner-Netze inkl. Netzwerk-Management, Firewalls und Verschlüsselung. Außerdem werden in der Gruppe Identitätsschutz und -management neue Verfahren zur Gewährleistung von Privacy und Datenschutz, insbesondere im Bereich der Videoüberwachung, entwickelt.

Weitere Standorte

Standort Ettlingen

Der zweitgrößte Standort mit ca. 180 Mitarbeitern (Stand 2013) des Institutes befindet sich in Ettlingen, wenige Kilometer südlich von Karlsruhe. In den vier Abteilungen Objekterkennung, Optronik, Szenenanalyse und Signatorik (von Signatur und Sensorik) werden grundlegende Untersuchungen aus den Bereichen der Warnsensorik, der Auswertung und Interpretation von Bildfolgen und der Laseranwendung durchgeführt. Aufgrund dieser Kompetenzen agiert der Standort u.a. als Berater im wehrtechnischen Umfeld.

Fraunhofer-Anwendungszentrum Ilmenau

Das Fraunhofer Anwendungszentrum Systemtechnik (IOSB-AST) in Ilmenau ist ein Standort des Fraunhofer IOSB. Dieses Zentrum verfolgt das Ziel, Anwender für die Umsetzung innovativer Technologien zu erschließen und neue, insbesondere mittelständische Unternehmen im regionalen Umfeld zu gewinnen. Zudem werden dort Unterwasserfahrzeuge entwickelt.[1] Das Zentrum wird von Professoren des Institutes für Automatisierungs- und Systemtechnik der Technischen Universität Ilmenau geleitet.

Fraunhofer-Anwendungszentrum Lemgo

Das Fraunhofer Anwendungszentrum Industrial Automation (IOSB-INA) in Lemgo betreibt seit Oktober 2009 Forschung und Entwicklung im Bereich industrieller IuK, wie sie zunehmend z.B. in Automatisierungssystemen zum Einsatz kommt und ist Partner im Centrum Industrial IT, einem Science-to-Business Center für die Intelligente Automation. Den Schwerpunkt legt das Fraunhofer IOSB-INA auf die Bereitstellung der notwendigen Systemtechnik für moderne Automatisierungsysteme, wie z.B. Hard- und Softwarekomponenten für Steuerungssysteme, Feldgeräte und industrielle Datenkommunikation (eingebettete Systeme), sowie den Einsatz von kognitiven Verfahren in Automatisierungssystemen zum Zwecke der Selbstoptimierung, Selbstkonfiguration und Selbstdiagnose. Das Zentrum wird von Jürgen Jasperneite in Personalunion mit dem Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der Hochschule Ostwestfalen-Lippe (OWL) in Lemgo geleitet. Seit Anfang 2012 wird das IOSB-INA zum ersten Fraunhofer-Anwendungszentrum in Kooperation mit einer Fachhochschule in Deutschland ausgebaut.[2] Das IOSB-INA ist eine von drei Fraunhofereinrichtungen im BMBF-Spitzencluster „Intelligente technische Systeme Ostwestfalen-Lippe (it’s OWL)“[3] Gemeinsam mit der Hochschule OWL wird die Forschungs- und Demonstrationsfabrik SmartFactoryOWL betrieben.[4]

Kontaktbüro China

In Peking unterhält das Fraunhofer IOSB seit 1996 das Fraunhofer Representative Office for Production and Information Technologies. Die Aufgaben des Büros sind u.a.

  • die Vermittlung von Spitzenkontakten in China zu Industrieunternehmen, Behörden und Organisationen,
  • die Teilnahme an Messen, Ausstellungen und Kongressen,
  • eine landesspezifische Beratung in technischen und kulturellen Fragen.

Kooperationen

Das Fraunhofer IOSB kooperiert sehr intensiv mit dem wissenschaftlichen Umfeld an den jeweiligen Standorten. So wird in Karlsruhe mit dem Institut für Technische Informatik des Karlsruher Instituts für Technologie, in Ilmenau mit der Technischen Universität, insbesondere mit der Fakultät für Informatik und Automatisierung sowie der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik und in Lemgo mit dem Institut für industrielle Informationstechnik des Fachbereichs Elektrotechnik und Technische Informatik der Hochschule OWL kooperiert.

Das Fraunhofer IOSB ist Mitglied der Fraunhofer-Allianz Vision, ein Zusammenschluss von elf Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft zum Thema Bildverarbeitung und maschinelles Sehen, des Fraunhofer-Verbundes für Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) und des Fraunhofer-Verbundes Verteidigungs- und Sicherheitsforschung VVS. Weiterhin ist das Fraunhofer IOSB Mitglied der Fraunhofer-Allianz Embedded Systems.

Infrastruktur

Anfang 2010 waren am Fraunhofer IOSB rund 377 Mitarbeiter beschäftigt, der überwiegende Teil davon sind Wissenschaftler und Techniker. Hinzu kommen 140 wissenschaftliche Hilfskräfte, die im Verlauf des Jahres zeitweise beschäftigt sind.

Der Betriebshaushalt des Fraunhofer IOSB lag im Geschäftsjahr 2010 bei 37,5 Millionen Euro.

Das Fraunhofer IOSB wird seit 2004 von Jürgen Beyerer geleitet, der in Personalunion auch Inhaber des Lehrstuhls für Interaktive Echtzeitsysteme an der Fakultät für Informatik des Karlsruher Instituts für Technologie ist. Zudem war Maurus Tacke in der Zeit vom 1. Juli 2011 bis zum 30. April 2013 geschäftsführender Institutsleiter.

Einzelnachweise

  1. Deep Diving AUV for Exploration (DEDAVE)
  2. Ausbau zum deutschlandweit ersten Fraunhofer Anwendungszentrum in Kooperation mit einer Fachhochschule
  3. It´s OWL Homepage abgerufen am 6. Januar 2016
  4. Homepage SmartFactoryOWL abgerufen am 8. Februar 2016

Koordinaten: 49° 0′ 52,2″ N, 8° 25′ 33,7″ O