Gabriel & Jäger

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Weißbierbrauerei Gabriel & Jäger
Rechtsform
Gründung 1874[1]
Auflösung 1920[2]
Auflösungsgrund Auflösung
Sitz Berlin
Leitung Wilhelm Gabriel, R. Jäger
Umsatz >86.000 hl
Branche Brauerei
Stand: 1887
Franz Skarbina: Weißbierausschank im Hinterhofgarten – Garten der Berliner Weißbierbrauerei Gabriel & Jäger, um 1878

Gabriel & Jäger war eine Berliner Weißbier-Brauerei, die um das Jahr 1875 in Berlin von dem Gastwirt Friedrich Wilhelm Gabriel und dem Bierverleger R. Jäger[3] gegründet worden war. Die Bierproduktion endete in den 1910er Jahren.

Lage und Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Brauerei hatte ihren Standort in der Choriner Straße 85/86 zu Berlin.[4][5] Außerdem unterhielt sie direkt neben ihren Brauanlagen einen eigenen Biergarten (siehe Bild).[6][7][8]

Erzeugt wurde zunächst Weißbier; gebraut wurde auch Braunbier in größeren Mengen.[9][10] Gabriel & Jäger galten zeitweise als die bedeutendste Berliner Weißbierbrauerei. Ein Teil gebrauten Bieres wurde direkt vom Hof der Brauerei verkauft, was der Maler Franz Skarbina in einem Gemälde festhielt. Gustav Stresemann erwähnt exemplarisch diese Brauerei in seiner Dissertation für die zu seiner Zeit wachsende Bedeutung des Jungbierverkaufs.[11]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1887 betrug der Ausstoß 86.000 Hektoliter (hl) Weißbier und eine nicht genauer spezifizierte Menge Braunbier.[12] In den Jahren 1889/90 hatte sie den höchsten Malzverbrauch der Berliner Weißbierbrauereien. Im Folgejahr wurde sie knapp von der Brauerei Carl Breithaupt überboten.[13] Die Brauerei belieferte um die Wende zum 20. Jahrhundert nicht nur Lokale in Berlin und Umgebung (zum Beispiel ein Weißbierlokal in der Zehdenicker Str. 9 mit einem eigenen Ausschank, das Waldhaus b. Hubertus-See in Halensee bei Berlin), sondern hatte auch Abnehmer in anderen deutschen Landesteilen, wie die Gastwirtschaft Weißbier-Hahn in der Hamburger Mühlenstraße.[14][15][16][17]

1896 war die Brauerei auf der Großen Berliner Gewerbeausstellung vertreten.[18]

Im November 1910 wurde die große Mälzerei der Firma ein Raub der Flammen, als etwa 30.000 Zentner Malz verbrannten.[19] Diese Meldung verbreitete sich im ganzen Deutschen Reich und auch in Österreich.[20]

Gabriel & Jäger war Mitglied im Verein der Berliner Weißbierbrauereien.[21]

Der Unternehmensleiter Friedrich Wilhelm Gabriel verstarb im März 1913.[22] Er hatte auch die 1903 in Weißensee eröffnete Berliner Brauerei Gabriel & Richter geleitet[23] und gehörte zu den Millionären in Preußen[24][25]. Im Anschluss übernahm Kauffrau Clara Gabriel die Unternehmensführung bzw. Inhaberschaft.[26][27]

Bereits im Jahr 1916 findet sich unter der Adresse Choriner Str. 85 keine Brauerei mehr. Stattdessen wird Oeconomierat O. Jäger aus Charlottenburg dort als Eigentümer (=E) ausgewiesen. Das Haus dient nunmehr zu Wohnzwecken und ist entsprechend vermietet. Die Parzelle Choriner Straße 86 wird nicht aufgelistet.[28]

Die Auflösung des Unternehmens erfolgte offiziell im Jahr 1920.[2]

Im Jahr 1965 weist das Telefonbuch an der Adresse Choriner Straße 84 (nördlich vom Eckgebäude) eine Tischlerei sowie den VEB Molkereitechnik und -bedarf aus.[29]

Die Nutzbauten wurden später abgerissen und es entstand zwischen dem Eckgebäude (Choriner Straße 85/Zehdenickerstraße) und dem Haus Choriner Str. 83 eine Brache. Nach der Wende und den folgenden wirtschaftlichen Veränderungen fand sich ein Investor, der Ende der 2000er Jahre auf dem 6000 m² großen Areal ein Wohnensemble errichtet hat: die Choriner Höfe.[30] Das Eckhaus (Nummer 85) ist noch im 21. Jahrhundert erhalten und saniert worden.[31]

Literatur und Postkarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brauerei Gabriel & Jäger auf einer privaten Website mit Angaben zu den Bestands-Jahren, abgerufen am 20. April 2024.
  2. a b Vorwärts - Donnerstag, 12.02.1920 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 21. April 2024.
  3. Jäger, R., Bierverleger. In: Berliner Adreßbuch, 1880, Teil I.
  4. Chorinerstr. 85:. In: Berliner Adreßbuch, 1875, Teil I, S. 66 (Unter der Parzelle Chroriner Straße 86 werden zwar bereits Gabriel & Jäger als Eigentümer genannt, jedoch heißt es da "Baustelle".).
  5. Brauereien > Weißbier > Gabriel & Jäger, Choriner Str. 85. In: Berliner Adreßbuch, 1875, Teil III, S. 450.
  6. Kaufmännisches Adreßbuch von Berlin. Loewenthal, 1885 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Kelly's Directory of Merchants, Manufacturers and Shippers: Includ. Industrial Services. Kelly's Directories, 1897 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Adreßbuch aller Länder der Erde: Adreßbuch der Kaufleute, Fabrikanten und Gewerbsleute von Brandenburg und Berlin, 1877: Zugleich Handelsgeographie, Produkten- und Fabrikaten-Bezugs-Angabe, Nürnberg für 1877. BoD – Books on Demand, 2021, ISBN 978-3-88372-287-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Ladislaus von Wágner: Handbuch der Bierbrauerei: mit Berücksichtigung der neuesten Erfindungen. Zweiter Theil. Voigt, 1877 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Die Berliner Weisse: ein Stück Berliner Geschichte. VLB Berlin, 2008, ISBN 978-3-921690-58-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Gustav Stresemann: Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts. Funcke, 1900, S. 44 (gutenberg.org [abgerufen am 19. April 2024]).
  12. Gambrinus: Brauer- und Hopfen-Zeitung. Stockhölzer, 1888 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Berliner Börsen-Zeitung, Abend-Ausgabe - Mittwoch, 19.11.1890 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 19. April 2024.
  14. Hamburger Fremdenblatt - Sonntag, 12.08.1900 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 19. April 2024.
  15. Hamburger Fremdenblatt - Sonntag, 12.05.1901 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 19. April 2024.
  16. Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung - Samstag, 08.04.1905 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 19. April 2024.
  17. Gabriel & Jäger. In: Berliner Adreßbuch, 1895, Teil I, S. 350.
  18. Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, Morgen-Ausgabe - Donnerstag, 28.02.1895 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 21. April 2024.
  19. ANNO, Prager Tagblatt, 1910-11-15, Seite 10. Abgerufen am 19. April 2024.
  20. Neckar-Bote : Heimatzeitung für Seckenheim und Umgebung - Dienstag, 15.11.1910 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 19. April 2024.
  21. Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung - Donnerstag, 26.07.1906 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 19. April 2024.
  22. Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, Morgen-Ausgabe - Donnerstag, 13.03.1913 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 19. April 2024.
  23. Informationen zu Gabriel und Richter, abgerufen am 22. April 2024.
  24. Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Preußen:. 1911, abgerufen am 19. April 2024.
  25. Deutsches Millionǎr Adressbuch. [Dr.:] Schuster & Prieß, 1890 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  26. Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger - Freitag, 14.11.1913 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 19. April 2024.
  27. Gabriel, Clara, geb. Moewes. In: Berliner Adreßbuch, 1914, Teil I, S. 794 (Clara G. wohnt im eigenen Miethaus in der Choriner Straße 79.).
  28. Choriner Str. 85. In: Berliner Adreßbuch, 1916, Teil IV, S. 137.
  29. Telefonbuch Berlin (Ost), 1965, in ein Suchfenster ‚Choriner‘ eingeben.
  30. Baustart für Wohnensemble Choriner Höfe, Adresse Choriner Straße 84, Zehdenicker Str. 9/10., www.thomas.dayly.de, abgerufen am 21. April 2024.
  31. Gründerzeitgebäude Choriner Straße ist deutlich bei Google Earth Street View zu erkennen.
  32. Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, Abend-Ausgabe - Mittwoch, 12.03.1913 - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 19. April 2024.