Ganggräber in Schweden

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Nordische Megalitharchitektur
Schema Ganggrab (Querschnitt) 1=Trag-, 2= Deckstein, 3=Erdhügel, 4=Dichtung, 5=Verkeilsteine, 6=Zugang, 7= Schwellenstein. 8=Bodenplatten, 9=Unterbodendepots, 10=Zwischenmauerwerk 11=Randsteine

Die Ganggräber in Schweden (schwedisch Ganggrifter) entstanden zwischen 3500 und 2800 v. Chr. als Anlagen der Trichterbecherkultur (TBK). Es gibt sie insbesondere in den Provinzen (schwed. landskap) Bohuslän, Halland, Schonen und Västergötland. Die Verbreitung dieses Typs von Megalithanlagen aus dem Neolithikum betreffend, ist das Land mit seinen aufgrund nationaler Einteilung ausgewiesenen 380 Anlagen (ausgenommen der etwa 75 Dolmen, der über 2000 Steinkisten und der Rösen) ein Randgebiet der nordischen Megalitharchitektur. Das Ganggrab ist eine Bauform jungsteinzeitlicher Megalithanlagen, die aus einer Kammer und einem baulich abgesetzten, lateralen Gang besteht. Diese Form ist primär in Dänemark, Deutschland und Skandinavien, sowie vereinzelt in Frankreich und den Niederlanden zu finden. Die Megalithanlage der Trichterbecherkultur (TBK) entstand zwischen 3500 und 2800 v. Chr. Neolithische Monumente sind Ausdruck der Kultur und Ideologie neolithischer Gesellschaften. Ihre Entstehung und Funktion gelten als Kennzeichen der sozialen Entwicklung.[1]

Nomenklatur

Klövagården, Gemeind Karleby - Grundriss eines Ganggrabes
Die Anlage Skår in Stenkyrka wäre nach der dänisch-deutschen Terminologie z.B. kein Ganggrab
Die Anlage von Tyfta in Svenneby wäre nach der dänisch-deutschen Terminologie z.B. ein Ganggrab
Ganggrab von Töntorp in Brastad

Um den Bestand an Ganganlagen, an die in Dänemark, Deutschland, Polen und den Niederlanden gebräuchliche Nomenklatur der TBK-Anlagen anzupassen, wären nach einheitlichen Prinzipien durchgeführte Definitionen vonnöten. Beim Symposium zur Großsteingräberforschung auf Moesgård in Dänemark wurde es bereits 1969 als wichtige Aufgabe angesehen, die Terminologien auf einer objektivierten Grundlage zu koordinieren. Dies würde die Anzahl der Ganggräber in Schweden zugunsten der Dolmen senken.

Schwedische Nomenklatur

  • 230 in Västergötland
  • 45 in Schonen,
  • 30 Bohuslän
  • sechs in Halland

Diese Anlagen unterteilen sich in:

  1. A. runde Kammer mit Gang
  2. B. polygonale Kammer mit Gang
  3. C. unregelmäßig rechteckige Kammer mit Gang

(C. mit Gängen in Verlängerung der Kammer).

  1. D. ovale Kammer mit Gang
  2. E. rechteckige Kammer mit Gang.

Unter den Anlagen des Typs A—C, die außerhalb Schwedens in die Gruppe der Dolmen eingeteilt werden, ist der Unterschied nur gering. In der Regel sind es kleine Anlagen. Die Abweichungen verweisen primär auf die Art des Materials, wechselnde Konzeptionen beim Bau, sowie den Erhaltungsgrad. Sie sind nur in Bohuslän, Halland und Schonen verbreitet.

Ganganlagen nach multinationaler Nomenklatur

Was die Ganganlagen (D + E) anbetrifft, so gibt es, wie im übrigen nordischen Verbreitungsgebiet rechteckige, rhombische, ovale (Megalithanlagen von Hagestad) und hybride Kammern.

  • Ovale Kammern (D) haben z. B. die Ganganlagen bei Berg, Glumslövs backar und Örenäs, Gemeinde Glumslöv, Lackalänga Nr. 10, Gemeinde Lackalänga und Särslöv Nr. 4, Gemeinde Södervidinge.
  • Rechteckige Kammern (E) haben z. B. die Ganganlagen Gillhög, Gemeinde Barsebäck und Gröstorp Nr. 7, Gemeinde Gladsaxa, Hög Nr. 7, Gemeinde Hög, Rössberga Gemeinde Valtorp und Annehill, Gemeinde Kävlinge.
  • Die Kammer von Carlshögen mit geraden Giebel- und gebauchten Längsseiten ist eine nicht ungewöhnliche Hybridform. Oft ist zumindest eine der Längsseiten ausgebaucht. In Schonen betrifft dies die Anlagen bei Norrgärda, Gemeinde Hammenhög und Tågarp Nr. 5, Gemeinde Ö. Tommarp.

Wenn man von den kleinen Kammern Gladsax 2, Gladsax 18 und einigen anderen Ausnahmen absieht, schwankt die innere Länge der Kammern in Schonen zwischen 3 und 6,5 m. Die Ganganlagen Gillhög und Storegården, beide in der Gemeinde Barsebäck, sind die größten.

Schonen

Im Jahre 2006 wurde auf dem Skälshög bei Odarslöv, nördlich von Lund, ein ausgegangenes Ganggrab entdeckt.

  • Zu Gruppe A gehören: Asahögen, Gemeinde Kvistofta und Ingelstorp Nr 25, Gemeinde Ingelstorp. Sie lassen sich neben weiteren fünf kreisrunden Kammern auch als Polygonaldolmen ansprechen.
  • Zu Gruppe B gehören: Gladsax Nr 18, Gemeinde Gladsax. Es ist eine kleine Kammer von nur 1,8 × 2 m mit einem einzigen mächtigen Deckstein (von ungefähr jenen Dimensionen wie sie der Dolmen bei Hofterup Nr 6, Gemeinde Hofterup aufweist). Diese Anlagen wurden aber aufgrund der langen Gänge (hier etwa 3,85 m) in Schweden als eine Zwischenform zwischen Polygonaldolmen und Ganganlage betrachtet.
  • Zu Gruppe C gehört: Die als Muster dieser Form ausgewählte Stora Kungsdösen (dt. Großer Königsdolmen), in der Gemeinde Östra Torp ist eines von lediglich drei Doppelganggräbern (schwed. Dubbelgånggrifter) in Schweden.
  • Lediglich die Formen (D + E), (Storegården) deren Gang (ungefähr) von der Mitte der Längsseite der Kammer ausgeht, werden auch außerhalb Schwedens als Ganganlagen aufgefasst.

Die fünf Varianten verteilen sich über Schonen. Die Anlagen kommen auch ansonsten vornehmlich in den Küstengegenden vor, wo sie in Gruppen liegen. Eine Besonderheit Schonens besteht, parallel zu Mecklenburg, in der hohen Zahl von Quartieren (in Schweden Sektionen genannt) innerhalb der Ganggräber.

In Schonen finden sich auch die drei einzigen Doppelganggräber Schwedens Snarringe, Stenhögen (oder Kävlinge 1:1) und Stora Kungsdösen.

Västergötland

Karleby 57 oder Klövagården
Karleby 59

Die Anzahl in den übrigen Landesteilen mit Megalithanlagen ist gemessen an den 230 Anlagen Västergötlands auffallend gering. Västergötlands Anlagen verteilen sich nicht über die ganze Provinz, sondern konzentrieren sich auf ein nur etwa 40 × 25 km großes Gebiet, dem Falbygden zwischen Vänern und Vättern (z.B. Kyrkerör im Ort und Firse Sten, Kung Björns Grav, Luttra 1 und 2 und Vårkumla 1 und 2) rund um Falköping. Die västergötländische Gruppe wurde früher als ein später Ausläufer der Megalithkultur betrachtet. Aber vor allem die Ergebnisse der Untersuchung von Rössberga, Gemeinde Valtorp gaben Hinweis auf ein vergleichbares Alter wie das der übrigen Anlagen im Gebiet der Trichterbecherkultur. Ihre Verknüpfung mit Bohuslän, die früher betont wurde, ist nicht haltbar, da es in Västergötland Funde gibt, die enge Beziehungen zu Schonen und Dänemark aufweisen. Västergötlands Anlagen (Gräberfeld Ekornavallen) haben in der Mehrzahl rechteckige Kammern, die oft erheblich länger sind als im übrigen Land. Sie erreichen Längen bis zu 16 m und sind damit größer als dänische Anlagen. Ihre Breite beträgt genau wie im übrigen Land in der Regel 2—3 m. Bei Karleby liegt das größte Ganggrabin Skandinavien, (Ravarehögen) oder Ragnvalds Grab hat eine Grabkammerlänge von 16 m und eine Ganglänge von 11 Metern. Interessant ist in Karleby, dass hier 13 Ganggräber parallel nebeneinander errichtet wurden.

Bohuslän

Die etwa 30 Ganggräber Bohusläns haben abgesehen davon, das rechteckige Formen in Bohuslän selten vorkommen dieselben Formen wie die schonischen (Ganggrab von Tyfta). Eine Eigenheit der Provinz sind kleine polygonale (Gullhögen) sowie rhombische Kammern, die in Schonen fehlen. Sie sind auf den Inseln Orust und Tjörn stark verbreitet.

Halland

In Halland gibt es nur 6 Ganggräber, davon drei im nördlichen und drei im südlichen Teil der Provinz. Die Form der Kammer ist außer in Tolarp, Gemeinde Snöstorp, wo die Giebel Winkel bilden, rechteckig. Das Fundmaterial dürfte man mit Rücksicht auf die frühe Keramik aus der beschädigten Ganganlage in Vessinge, Gemeinde Veinge, demselben Zeitpunkt zuordnen können wie in Schonen.

Siehe auch

Literatur

  • Lars Bägerfeldt: Megalitgravarna i Sverige. Typ, tid, rum och social miljö. 2. Aufl., Arkeo Förlaget, Gamleby 1992, ISBN 91-86742-45-0.
  • Anders Edring: Gånggriften i Odarslöv : en nyupptäckt megalitgrav : arkeologisk slutundersökning, 2006 : RAÄ 15 : Odarslöv socken, 1077, Lunds kommun, Skåne län med bidrag avMagnus Andersson
  • Lili Kaelas: Dolmen und Ganggräber in Schweden. Berichte u. Mitteilungen zur Urgeschichte, Frühgeschichte u. Mittelalterarchäologie. Schriften des Provinzialinstituts für Volks- und Landesforschung an der Universität Kiel, Offa. 15, S. 5-24, 1956
  • Märta Strömberg: Die Megalithgräber von Hagestad. Zur Problematik von Grabbauten und Grabriten. Acta Archaeologica Lundensia Band 8, Bonn und Lund 1971
  • Christopher Tilley: The Dolmens and Passage Graves of Sweden. An Introduction and Guide. Institute of Archaeology, University College London, London 1999, ISBN 9780905853369.
  • Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultstätten der Steinzeit. Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3 (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 36).

Einzelnachweis

  1. J. Müller In: Varia neolithica VI 2009 S. 15

Weblinks