Gefecht bei Korbach

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Gefecht bei Korbach
Teil von: Siebenjähriger Krieg

Gefecht bei Korbach (Ausgangslage) [1]
Datum 10. Juli 1760
Ort Korbach
Ausgang Französischer Sieg
Konfliktparteien

Königreich Frankreich

Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg
Landgrafschaft Hessen-Kassel
Königreich Großbritannien
Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel

Befehlshaber

Maréchal de Broglie

Erbprinz Karl Wilhelm Ferdinand

Truppenstärke

7000 bis 12.000 [2]

15.000 bis 20.000 [3]

Verluste

750 Gefallene und Verwundete

824 Gefallene, Verwundete und Vermisste - 18 Kanonen

Vorlage:Linkbox Siebenjähriger Krieg - Westlicher Kriegsschauplatz

Das Gefecht bei Korbach war eine Episode des Siebenjährigen Krieges. Es fand am 10. Juli 1760 östlich der hessischen Stadt Korbach statt. Befehlshaber waren auf französischer Seite der Maréchal de France Victor-François de Broglie und auf Seite der Alliierten General Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel. Es endete mit einem Sieg der Franzosen.

Ausgangslage

Die Masse der französischen Truppen des Duc de Broglie stand in Frankenberg etwa 30 Kilometer südlich von Korbach, während sich die Truppen des Herzogs von Braunschweig in Sachsenhausen, etwa 12 Kilometer östlich von Korbach befanden

Am 4. Juli beorderte de Broglie den Comte de Saint-Germain, der zu diesem Zeitpunkt mit der Armée du Bas-Rhin [4] in Dortmund lag, nach Korbach um sich dort mit der französischen Hauptarmee zu vereinigen.

Als der Herzog von Braunschweig am 8. Juli von diesem Manöver erfuhr, kommandierte er den Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel mit der Vorhut seiner Armee (ein gemischter Verband, hauptsächlich bestehend aus Briten, Hannoveranern und Hessen) mit der Absicht das Vorhaben der Franzosen zu verhindern, nach Korbach. Später begab sich Herzog Ferdinand mit dem Rest seiner Armee, kommandiert von Lord Granby nach Sachsenhausen.

Korbach wurde am 9. Juli von den Truppen des General Nicolas Luckner, Kommandeur der kurhannoverschen leichten Kavallerie besetzt. Am gleichen Tag marschierte Général Clausen auf Korbach zu, um die Aktivitäten der Alliierten aufzuklären und traf dabei auf das Corps von Luckner. Broglie befahl daraufhin den Comte de Rooth mit einer Brigade Infanterie und den Marquis de Poyanne mit dem Régiment des carabiniers de Monsieur Clausen zu unterstützen, wofür aber die Zeit bis zum Einbruch der Nacht unter normalen Umständen nicht mehr durchgeführt werden konnte. Broglie befahl daraufhin Saint-Germain die Marschgeschwindigkeit zu erhöhen. Clausen nahm eine Position im Wald nördlich von Korbach ein, gleichzeitig erschien Broglie an der Spitze von sechs Brigaden Infanterie. Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel, inzwischen mit dem Korps von General Georg Ludwig von Kielmansegg vereinigt, erschien auf den Höhen bei Korbach gegen neun Uhr am Morgen des 10. Juli, während sich die Hauptarmee noch bei Sachsenhausen formierte. Da er glaubte, es nur mit dem Corps von Saint-Germain zu tun zu haben beschloss er unverzüglich anzugreifen, ohne auf das Gros seiner Armee zu warten.

Das Gefecht

Saint-Germain stationierte vier Bataillone Infanterie in Korbach, aus dem sich Luckner inzwischen zurückgezogen hatte. Der Rest seines Korps aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie stellte er im Osten und Norden von Korbach in der Nähe des Waldes von Berndorf auf. Die Kampfhandlungen begannen um 9 Uhr und wurden von der leichten Kavallerie beider Lager eröffnet. Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel stellte seine Truppen in Schlachtordnung auf und begann unverzüglich mit dem Artillerieangriff. Die Franzosen ließen ihre recht Flanken offen um dort die Verstärkungen aus Frankenberg kommend, einzugliedern. Heftiges Artillerie- und Gewehrfeuer dauerte den ganzen Tag über an. Die Alliierten feuerten verstärkt auf den Hügel vor Korbach und den Wald von Berndorf, konnten die Franzosen jedoch nicht vertreiben. Kurz darauf trafen als Verstärkungen unter anderem das Royal-Suédois und das Régiment de Castellas ein. Das ebenfalls hinzukommenden Regiment de Navarre und das Regiment du Roi wurden auf den linken Flügel kommandiert, wo das Regiment d'Auvergne und das Regiment d'Orléans in Reserve lagen.[5] Eine Artilleriestellung mit 24 Kanonen wurde gegenüber der feindlichen Artillerie positioniert. Jetzt übernahmen die Franzosen die Initiative. „Navarre“ konnte sich durch die Einnahme einer feindlichen Batterie nach einen Bajonettangriff auszeichnen.

Nach einem offiziellen Bericht von Lord Granby an Feldmarschall Ligonier[6] überzeugte die Ankunft der französischen Verstärkungen auf dem Schlachtfeld den Fürsten Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel von der Notwendigkeit des Rückzuges.

Dieser Rückzug artete nach 15:00 Uhr im Chaos aus, Konfusion griff auf die deutsche Infanterie und Kavallerie über.[7]. Die Franzosen verdoppelten die Anstrengungen ihrer Artillerie und starteten einen umfangreichen Kavallerieangriff. Daraufhin setzte sich der Fürst Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel an die Spitze der beiden britischen Kavallerieregimenter 1st King’s Dragoon Guards und 2nd Queen’s Dragoon Guards um in einem Gegenangriff die Absetzbewegung der eigenen Truppen zu decken, [8]konnte aber den Verlust der 18 Kanonen seiner linken Flanke nicht verhindern.

Auswirkungen

Korbach war die erste Schlacht des Feldzuges von 1760. Die Alliierten verloren insgesamt 824 Mann:

7 Offiziere, 8 Unteroffiziere und 163 Mannschaften waren gefallen
18 Offiziere, 21 Unteroffiziere und 428 Mannschaften waren verwundet
2 Offiziere, 2 Unteroffiziere und 175 Mannschaften wurden vermisst

An Material gingen 18 Kanonen, vier Mörser und 40 Wagen mit Munition verloren.

Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel wurde leicht an der Schulter verwundet.

Die Franzosen verloren insgesamt 750 Mann, wobei die Regimenter „Royal-Suédois“ und „du Roi“ am stärksten betroffen waren. Dieser französische Sieg zu Beginn des Feldzuges ermöglichten es ihnen, trotz mehrere Niederlagen gegen Karl von Braunschweig-Wolfenbüttel und Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel - so im Gefecht bei Emsdorf und in der Schlacht bei Warburg - in Deutschland die Oberhand zu behalten. Nach dem taktischen französischen Sieg in der Schlacht bei Kloster Kampen schwanden die britischen Hoffnungen, trotz ihrer Erfolge in Nordamerika, den Krieg noch im gleichen Jahr unter für sie vorteilhaften Bedingungen zu beenden [9].

Karl Christoph Gottlieb von Gagern (1743-1825) verlor hier als Offizier des französischen Fremdenregiments „Royal Deuxponts“ ein Bein und wurde deshalb, als Kriegsversehrter, zu einem der höchsten Hofbeamten im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. Er war der Großvater von Heinrich von Gagern (1799–1880), Präsident der Frankfurter Nationalversammlung.

Fußnoten

  1. Die Karte ist nicht nach Norden ausgerichtet, da sich Sachsenhausen östlich von Korbach befindet
  2. unterschiedliche Quellenangaben
  3. unterschiedliche Quellenangaben
  4. Niederrheinarmee
  5. Franz von Kausler, Atlas des plus mémorables batailles, S. 798
  6. The Manuscripts of His Grace, the Duke of Rutland, Vol. II, London 1889, S.219
  7. Burke, Edmund and Davis, John, The Annual Register, Or, A View of the History, Politics, and Literature for the year 1760, London 1789, S.21
  8. Antoine-Henri Jomini, Précis de l'art de la guerre, Volume 1, page 291
  9. Dull, Jonathan. The French Navy and the Seven Years War, University of Nebraska Press, 2005, ISBN 978-0-8032-1731-7, S. 180-181.

Literatur

  • Antoine-Henri, Baron de Jomini „Histoire Critique et Militaire des Guerres de Frédéric II“ Librairie militaire de J.B. Bruxelles 1841
  • M.L.R.D.B. „Journal de la Campagne de MDCCLX“ Francfort 1761
  • Franz von Kausler „Atlas des plus Mémorables Batailles, Combats et Sièges des temps anciens, du moyen age et de l'age moderne“ Karlsruhe 1831
  • Charles-Pierre-Victor Pajol „Les guerres sous Louis XV“ Adegi Graphics LLC New York 2011 ISBN 978-0543944313