Gendern

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. September 2016 um 19:13 Uhr durch Gugerell (Diskussion | Beiträge) (Änderung 158211733 von 2001:4DD4:A9E4:0:87C:5489:4FEB:BCDA rückgängig gemacht; keine Verbesserung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gendering (deutsch etwa Vergeschlechtlichung; abgeleitet von ursprüngl. engl. Gender [ˈdʒɛndɐ]) ist eine Begriffsbildung, die aus dem angelsächsischen Sprachraum ins Deutsche übernommen wurde. Sie bezeichnet auf einer allgemeinen Ebene die Analyse bzw. Berücksichtigung des Geschlechter-Aspektes (etwa in Wissenschaft und Lehre). Außerdem steht das Wort für einen geschlechterbewussten Sprachgebrauch, der im Interesse der Gleichstellung der Geschlechter mit Modifikationen der herkömmlichen Sprache einhergeht.

Anwendung

In den Geschichts- und Sozialwissenschaften wird der Begriff verwendet, um auszudrücken, dass ein Thema unter einer geschlechterspezifischen Fragestellung und Perspektive untersucht und dargestellt wird. Dabei wird davon ausgegangen, dass Geschlecht in nahezu allen Lebensbereichen eine Rolle spielt und Herrschaftsverhältnisse geschlechtlich markiert sind. Geschlecht prägt Denken, Vorstellungen, die soziale und politische Welt und diese konstituieren das soziale Geschlecht (Gender). Beispielsweise zeichnete die amerikanische Wissenschaftshistorikerin Londa Schiebinger die verschiedenen Gendering-Prozesse innerhalb der Naturwissenschaften um 1800 nach. Sie zeigte, wie die zu der Zeit vorherrschenden Geschlechterbilder und -dichotomien das wissenschaftliche Denken geprägt haben.[1] Die Rechtshistorikerin und Soziologin Ute Gerhard und die Historikerin Joan Scott beschrieben die frauendiskriminierende Grundstruktur des Staatsbürgerkonzepts, wie es erstmals in der Französischen Revolution realisiert wurde, als male gendering.[2]

Im Bereich von Forschung und Lehre wird die Begriffskopplung „Integratives Gendering“ verwendet. Hierbei geht es um die Integration von Genderaspekten auf allen hochschuldidaktischen Handlungsebenen und in allen hochschulischen Handlungsfeldern.[3] Es wird in diesem Kontext auf folgende Genderkategorien zurückgegriffen: Geschlechterforschung (z.B. feministische Wissenschaftstheorien), Genderkompetenz als Schlüsselkompetenz, Gender als Inhalt (Verankerung im Studiengang), Diversity, Genderdidaktik, Gendermodule (z.B. frauenspezifische Seminare), Studienorganisation und Rahmenbedingungen.[4]

In der Linguistik bezeichnet Gendering die Bestrebung, die Gleichstellung aller Geschlechter in der Sprache zu etablieren und Sexismus entgegenzuwirken, indem Texte in einer möglichst geschlechtsneutralen oder Gender-inkludierenden Form verfasst werden. Die beiden Haupttechniken sind die Sichtbarmachung beider Geschlechter durch Beidnennung sowie die Verwendung geschlechtsneutraler Formulierungen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Claudia Opitz-Belakhal: Geschlechtergeschichte (=Historische Einführungen), Campus-Verlag, Frankfurt 2010, ISBN 978-3-593-39183-0 ,S. 45
  2. Claudia Opitz-Belakhal, Geschlechtergeschichte, S. 140
  3. Bettina Jansen-Schulz, Kathrin van Riesen: Integratives Gendering und Gender-Diversity-Kompetenz – Anforderungen an eine innovative Hochschullehre. In: Sven Ernstson, Christine Meyer (Hrsg.): Praxis geschlechtersensibler und interkultureller Bildung, Springer VS, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-19798-2, S. 217-237
  4. Bettina Jansen-Schulz: Integratives Gendering in der Lehre. In: Soziale Technik 2006, 3, S. 19-21. Zusammenfassung, Weblink.