Gerhart Pohl

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Gerhart Pohl (* 9. Juli 1902 in Trachenberg, Schlesien; † 15. August 1966 in Berlin (West)) war ein deutscher Schriftsteller und Verlagslektor.

Leben und Werk

Ehrengrab, Potsdamer Chaussee 75, in Berlin-Nikolassee

Pohl war in der Weimarer Republik zeitweise Herausgeber der Zeitschrift Die neue Bücherschau. Eine literarische Monatsschrift. Dichtung, Kritik, Grafik..[1]

Von 1926 bis 1932 arbeitete Pohl als Sprecher und Moderator bei den ersten entstandenen Radiosendern in Deutschland.[2] Bei den regionalen Sendern Funk-Stunde Berlin, ORAG Königsberg, SFS Breslau, WERAG Köln, SWR Frankfurt, MIRAG Leipzig und dem landesweit empfangbaren Sender Deutsche Welle (D.W.) war er an insgesamt 79 Sendungen zu Kunst und Literatur beteiligt und las eigene Schriften, Prosa, Essays und Dichtungen vor. Damit war er ein Pionier in der Vermittlung literarischer Inhalte in der Anfangszeit des Rundfunks.

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erhielt er zeitweilig ein Berufsverbot. 1936 erschien sein erfolgreicher Roman Die Brüder Wagemann.[3] In der Reichsschrifttumskammer gab es Differenzen bezüglich Gerhart Pohl: Kurt Metzner hat sich gegen Pohl ausgesprochen, Wilhelm Ihde für seinen Verbleib. Einem 1939 durch Pohl gestellten Antrag um Wiederaufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde schließlich stattgegeben[4].

Der Autor und Lektor (zeitweise: Aufbau Verlag) war ein Erzähler, Romancier, Dramatiker und Essayist. Ferner war er Herausgeber, Redakteur und Mitarbeiter von Gerhart Hauptmann. Er schrieb auch unter dem Pseudonym Silesius alter. Die erste Nachkriegsauflage seiner Romane Die Brüder Wagemann und Der verrückte Ferdinand erschien 1952 in der Deutschen Buch-Gemeinschaft,[1] das Spätwerk nach 1945 wurde vom Lettner-Verlag (Berlin) betreut und veröffentlicht.

Von Bedeutung ist besonders sein tiefgründiger Schlüsselroman Fluchtburg (1955), der in Schlesien spielt. Das im Lettner-Verlag erschienene Buch wurde mit dem Ostdeutschen Literaturpreis ausgezeichnet. Bedeutend ist auch das Erinnerungsbuch an Gerhart Hauptmanns letzte Tage in Schlesien: Bin ich noch in meinem Haus? (1953; Ausgabe mit Nachwort seines Freundes Günter Gerstmann, 2004; neu erschienen 2011 im Plöttner Verlag; ferner: Übersetzung in den USA).

Sein Nachlass, soweit erhalten, befindet sich im Gerhart-Pohl-Archiv in der Berliner Akademie der Künste.

Gerhart Pohl wurde auf dem Waldfriedhof Zehlendorf beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin.

Ehrungen

Schriften

  • Deutscher Justizmord – Das juristische und politische Material zum Fall Fechenbach zugleich die Antwort der deutschen Intellektuellen an die deutsche Republik. Mit Beiträgen von Johannes R. Becher; Otto Flake; Friedrich Wilhelm Foerster u. a. und juristischen Feststellungen von Arnold Freymuth; Friedrich Kitzinger; Eduard Kohlrausch ... Erich Oldenburg, Leipzig 1924. Beigefügter Beitrag des Schweizer Journalisten René Payot Der Fall Fechenberg.
  • Die Brüder Wagemann. Roman, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1936.
  • Sturz der Göttin – Das seltsame Schicksal des Frl. Aubry. Stollberg Verlag, Merseburg 1939.
  • Der verrückte Ferdinand. Roman, Deutsche Verl. Anstalt, Stuttgart 1939
  • Unsterblichkeit : Deutsche Denkreden aus 2 Jahrhunderten. Besorgt u. eingeleitet von Gerhart Pohl, Buchmeister-Verlag und Büchergilde Gutenberg, Berlin 1942
  • Der Glückspilz. Bertelsmann, Gütersloh 1943. Gesamttitel: Bertelsmann-Feldposthefte

Literatur

Weblinks

Commons: Gerhart Pohl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Gerhart Pohl: Bildung einer echten Lesergemeinschaft. In: [o. V.]: Das Buch stiftet Gemeinschaft (Festschrift zum vierzigjährigen Bestehen der Deutschen Buch-Gemeinschaft), Berlin u. a. 1964, S. 55 f.
  2. Vgl. Theresia Wittenbrink: Schriftsteller vor dem Mikrophon - Autorenauftritte im Rundfunk der Weimarer Republik 1924–1932. In: Veröffentlichungen des Deutschen Rundfunkarchivs. Band 36, Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2006
  3. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 461.
  4. Jan-Pieter Barbian: The Politics of Literature in Nazi Germany: Books in the Media Dictatorship, Bloomsbury, 2010, ISBN 978-1-4411-7923-4, Seite 163.