Gersdorf (Striegistal)
Gersdorf Gemeinde Striegistal
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Koordinaten: | |
Höhe: | 280 m ü. NN |
Fläche: | 3,48 km² |
Einwohner: | 110 (2014) |
Bevölkerungsdichte: | 32 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1994 |
Eingemeindet nach: | Striegistal |
Gersdorf im Landkreis Mittelsachsen im Freistaat Sachsen ist ein Ortsteil der Gemeinde Striegistal.
Lage
Gersdorf liegt östlich von Roßwein und südlich der Freiberger Mulde.
Geschichte
Gersdorf gehörte zum Stiftungsgebiet des Klosters Altzella. Über die Anfänge und die ersten Jahrhunderte von Gersdorf gibt es keine namentlichen Zeugnisse. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1502 als Gerßdorf (1541 erwähnt als Girßdorff, auch Girsdorff)[1]. Die Herkunft und die ursprüngliche Bedeutung des Namens sind ungewiss; es wird vermutet, dass ein Zusammenhang mit einem Personennamen, der mit Ger- beginnt, besteht[2]. Nachweisbar ist für das Jahr 1200 ein gewisser Gerhardus, der 1216 bis 1224 Abt des Klosters Altzella war[3]. Er könnte der Namensgeber gewesen sein.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts begann der Silberbergbau. Im Jahr 1221 verlieh Markgraf Dietrich dem Kloster das Bergrecht.[4] Die Urkunde ist nicht erhalten, es wird aber in einer Urkunde aus dem Jahr 1241 auf den Sachverhalt hingewiesen. In dieser Urkunde wird als Zeuge des Klosters ein Gerhardus magister montium (Bergmeister Gerhard) genannt[5].
Flurnamen wie Schmiedefeld, der alte Marktfleck, Kramerbusch (Kramer = Händler) sowie Funde von Schmiedeschlacken, mittelalterlicher Keramik und andere Siedlungsreste belegen die Existenz der Ansiedlung von Bergleuten und somit die zeitweilige Existenz einer Bergstadt. Der Namen dieser Stadt ist nicht überliefert [6]. Die Erze wurden in einer Schmelzhütte des Klosters in Böhrigen verhüttet. Der Transport der Erze dorthin erfolgte auf einer extra angelegten Straße. Der Bergbau selbst und die Verhüttung der Erze erfolgte nicht durch Angehörige des Klosters sondern durch eine vom Kloster relativ unabhängige Genossenschaft von Berg- und Hüttenleuten, die von einem klösterlichen Bergmeister beaufsichtigt wurde.[7]
Nach dem Niedergang der ersten Bergbauperiode im 14. Jahrhundert wurde die vermutete Bergstadt verlassen, verfiel und wurde vergessen[8].
Bis zur Reformation 1540 unterhielt das Kloster hier einen Klosterhof.
Die Ende des 19. Jahrhunderts stillgelegten Bergwerksanlagen von „Segen Gottes Erbstollen“ betreut der gleichnamige gemeinnützige Verein seit 1980 und betreibt auf ca. 35 ha ober- und unterirdisch aktive Denkmalpflege.
Das Bergbaugebiet in Gersdorf gehört zu den ausgewählten Stätten zur Bewerbung um Aufnahme in die Liste zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge.
Sehenswürdigkeiten
- Die wahrscheinlich mit ca. 600 Jahren älteste Edelkastanie (Castanea sativa) Sachsens
- Vielfältige Reste des ehemaligen Bergbaus wie Halden, Pingen, Mundlöcher, ein Huthaus, ein Teich zur Bereitstellung des Aufschlagwassers für die noch vorhandenen Wassersäulenmaschinen.
- Reste der ehemaligen Schlossanlage
- voll funktionsfähiges Backhaus
Persönlichkeiten
- Walter Heinich (1876–1940), im heutigen Ortsteil Gersdorf der Gemeinde Striegistal wurde der spätere Heimatforscher der Oberlausitz und Sachsens sowie Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz am 8. Juni 1876 geboren
Literatur
- Richard Witzsch: Zwischen Chemnitz und Freiberg, Ein Heimatbuch für Schule und Haus, Die Dörfer an der Striegis. Frankenberg 1929, Reprint Striegistal 2012
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen II, Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz, München 1998, ISBN 3-422-03048-4, Seite 237
- Cornelius Gurlitt: Gersdorf.. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 25. Heft: Amtshauptmannschaft Döbeln. C. C. Meinhold, Dresden 1903, S. 52.
- Wolfgang Schwabenicky: Der mittelalterliche Silberbergbau im Erzgebirgsvorland und im westlichen Erzgebirge. Chemnitz 2009, ISBN 978-3-937386-20-1, Seiten 172-179
Weblinks
- Gersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- ↑ Karlheinz Blaschke (Hrsg): Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, Neuausgabe, Leipzig 2006, ISBN 3-937209-15-8, Seite 249
- ↑ Ernst Eichler, Hans Walther (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Berlin 2001, ISBN 3-05-003728-8, Band I, Seite 304/303
- ↑ Karl Heinrich Ferdinand von Zehmen: Die Reihenfolge der Aebte des ehemaligen Cistercienser-Klosters Alten-Zelle ..., Dresden 1845 Seite 12
- ↑ Wolfgang Schwabenicky: Der hochmittelalterliche Bergbau bei Gersdorf, Gemeinde Tiefenbach (Lkr. Mittweida) und das Kloster Altzelle, in Martina Schattkowsky, André Thieme (Hrsg.): Altzelle, Zisterzienserabtei in Mitteldeutschland und Hauskloster der Wettiner, Leipzig 2002, Seite 172f.
- ↑ Abschrift der Urkunde
- ↑ Wolfgang Schwabenicky: Der hochmittelalterliche Bergbau bei Gersdorf, Gemeinde Tiefenbach (Lkr. Mittweida) und das Kloster Altzelle, in Martina Schattkowsky, André Thieme (Hrsg.): Altzelle, Zisterzienserabtei in Mitteldeutschland und Hauskloster der Wettiner, Leipzig 2002, Seite 160ff.
- ↑ Wolfgang Schwabenicky: Der mittelalterliche Silberbergbau im Erzgebirgsvorland und im westlichen Erzgebirge. Chemnitz 2009, ISBN 978-3-937386-20-1, Seite 179.
- ↑ vergleichbar mit der Bergstadt auf dem Treppenhauer