Gewandung

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Marmorstatue eines mit reichem Faltenwurf gewandeten Mannes (römisch, spätes 1. Jahrhundert)

Gewandung bezeichnet in den Werken der Plastik und Malerei die den menschlichen Körper bedeckenden Gewänder.

Bildende Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Haupterfordernis, das die bildende Kunst lange Zeit an eine ästhetisch-schöne Gewandung stellte, bestand darin, dass sie die Formen und Bewegungen des Körpers in ungezwungener Weise erkennen lassen sollte.

Plastik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dazu müssen die Falten so angeordnet sein, dass sie den am lebenden Körper sich darbietenden Motiv dem Geschmack der Zeit und der Bedeutung der dargestellten Person entsprechen: natürliche, historisch treue und ideale Gewandung. Vor allem darf die Gewandung dann keine scharf gebrochenen Linien aufweisen, weil die eckigen Linien und die dadurch hervorgerufenen spitzen Licht- und Schatteneffekte die fleischigen, rundlichen Körperformen nicht widerspiegeln können. Andererseits dürfen die Falten dann auch nicht gleich gelegt oder parallel angeordnet sein, was den Eindruck der Steifheit hervorrufen würde. Wünscht man die Körperformen stark hervortreten zu lassen, so verwendet man die so genannten nassen Gewänder, die sich eng an den Körper anschließen. Ihnen entgegengesetzt ist die weite und in reichem Faltenwurf angeordnete Gewandung.

Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Malerei hatte man noch auf die richtige Verteilung von Licht und Schatten zu achten. Seine Gewandstudien machte der Maler nach einer lebenden Gestalt oder nach einer hölzernen Figur, dem so genannten Gliedermann, die er mit dem Gewandstück bekleidete und in die beabsichtigte Stellung brachte.

Gewandung als historische Kleidung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwedische Liverollenspieler in Gewandung (2006)

Heute meint man mit dem Wort „Gewandung“ meist das Kostüm in einem Liverollenspiel[1] oder die historische (insbesondere mittelalterliche) Kleidung im Bereich Living History sowie auch der Mittelalterszene, etwa auf Mittelaltermärkten. Mit der Abgrenzung vom Begriff „Kostüm“ wollen sich die Rollenspieler und Darsteller von der empfundenen Albernheit eines Faschingskostüms und der Ungenauigkeit eines Theaterkostüms distanzieren. Beides ist streng genommen nur wenig angemessen, da einerseits die Bandbreite von nachlässigen und schnell improvisierten bis hin zu historisch authentischen oder sehr aufwendig gestalteten Gewandungen sehr weit ist und andererseits der Begriff „Kostüm“ durchaus für die präzise und ernsthafte Beschreibung von Alltagskleidung verwendet wird (vgl. Kostümkunde).

Liverollenspieler und Mittelalterdarsteller vertreten oft die Ansicht, dass ihre Gewandung von besserer Qualität sei, weil sie meist einige Tage in diesen Kleidungsstücken verbringen müssen, daher sind sie der Ansicht, dass sich eine Gewandung gegenüber Faschings- oder Theaterkostümen durch eine gewisse Beständigkeit und Alltagstauglichkeit auszeichnet. Dies trifft natürlich nur für sehr einfache Karnevalskostüme zu, nicht für die oft recht aufwendigen Kostüme von Aktiven in Prinzengarden und Karnevalsgruppen oder die Prachtkostüme für den Karneval in Venedig. Im Fall des Theaterbereichs wird ebenfalls oft übersehen, dass Theaterkostüme für eine ganze Reihe von Vorstellungen gearbeitet sein müssen und den besonderen Anforderungen einer Bühnenaufführung genügen sollen.

Im Bereich Mittelalter wird insbesondere auch auf die Verwendung von Naturmaterialien wie Leinen und Wolle im Gegensatz zu Synthetikstoffen geachtet. Als Vorlage dienen hierbei meist auf Basis von Ausgrabungsfunden oder Sekundärquellen rekonstruierte Schnitte und Vorlagen.

Zu einer Gewandung im Sprachgebrauch von Liverollenspielern und Mittelalterdarstellern werden auch manchmal Dinge gezählt, die nicht direkt zur Kleidung gehören – darunter Rüstung, Polster- oder Schaukampf-Waffen und diverse Accessoires und Utensilien des Spielcharakters, bzw. Mittelalterdarstellers. Die Kostümkunde als Hilfswissenschaft von Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte erweitert den Kostümbegriff nicht in diese Richtung, dort zählen diese Gegenstände als Requisiten.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ina Dahm: LARP - Einstieg in ein phantastisches Hobby. Zauberfeder, Braunschweig 2013, ISBN 978-3-938922-38-5.