Gianni Alemanno

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Gianni Alemanno vor dem Forum Romanum (2010)

Giovanni Alemanno (* 3. März 1958 in Bari), genannt Gianni Alemanno, ist ein italienischer Politiker der Fratelli d’Italia – Alleanza Nazionale und Journalist. In Silvio Berlusconis zweitem und drittem Kabinett war er italienischer Land- und Forstwirtschaftsminister (2001–2006). Am 27. und 28. April 2008 gewann er gegen Francesco Rutelli (PD) die Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters von Rom und wurde mit 53,7 % der Stimmen gewählt.[1] Bei der Kandidatur zu einer zweiten Amtszeit im Juni 2013 unterlag er jedoch Ignazio Marino (PD), wobei er nur 36,1 % der Stimmen erhielt.[2]

Politische Karriere

Gianni Alemanno hat Ingenieurwesen (Umwelt und Raumplanung) studiert und sich schon früh im Fronte della Gioventù, der Jugendorganisation des neofaschistischen Movimento Sociale Italiano (MSI-DN), politisch betätigt.[3] In dieser Zeit wurde er mehrmals verhaftet, unter anderem in Zusammenhang mit einem tätlichen Angriff auf einen Studenten und einem Anschlag mit einem Molotowcocktail auf die sowjetische Botschaft.[4] Im Fronte war er zunächst römischer Provinzvorsitzender, bevor er von 1988 bis 1991 dessen nationalen Vorsitz übernahm und in diesem Amt Gianfranco Fini folgte.

1990 wurde Alemanno in den Regionalrat der Region Latium und 1994 für die neu gebildete Alleanza Nazionale (AN) in die Abgeordnetenkammer gewählt. Gemeinsam mit anderen Führungspersönlichkeiten des MSI-DN vollzog er in den Jahren 1994 und 1995 die so genannte „Wende von Fiuggi“ (svolta di Fiuggi), die eine Abkehr von extremen Positionen zugunsten einer rechtskonservativen Politik bedeutete. Gleichwohl schloss sich Alemanno innerhalb der neuen Partei dem rechten Flügel, der Destra sociale, an, deren wichtigster Exponent er neben Francesco Storace war. Zusammen mit Storace gibt er auch die Monatszeitschrift Area über Politik und Kultur heraus.

Land- und Forstwirtschaftsminister

Nach seiner Wiederwahl als Abgeordneter 1996 und 2001 berief ihn Silvio Berlusconi im Juni 2001 als Land- und Forstwirtschaftsminister in seine Regierung, die bis Mai 2006 amtierte. Von 2004 bis 2005 übernahm er zudem den stellvertretenden Vorsitz der Alleanza Nazionale.

Bürgermeister von Rom

Gianni Alemanno mit dem italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano

Für das Mitte-Rechts-Bündnis Casa delle Libertà kandidierte Alemanno bei den Kommunalwahlen 2006 zum Amt des römischen Bürgermeisters gegen Walter Veltroni, dem er jedoch mit 37,1 % gegen 61,4 % der Stimmen klar unterlag. Zwei Jahre später trat er erneut an, diesmal für den Popolo della Libertà. Er erhielt im ersten Wahlgang 40,7 % hinter Francesco Rutelli mit 45,8 %,[5] konnte sich aber in der Stichwahl gegen Rutelli mit 53,7 % gegen 46,3 % durchsetzen. Seine Wiederwahl 2013 blieb erfolglos. Er musste sich in der Stichwahl am 9. und 10. Juni Ignazio Marino (PD) mit nur 36,1 % geschlagen geben. Seine Amtszeit war durch zahlreiche Korruptionsskandale überschattet. Als Parentopoli wurde der Skandal bezeichnet, in dem Alemanno vorgeworfen wurde, ehemaligen Weggefährten unabhängig von ihrer Qualifikation tausende lukrative Posten in städtischen Betrieben besorgt zu haben.[6]

Mafiakontakte

Am 2. Dezember 2014 wurde bekannt, dass die Polizei gegen Alemanno wegen angeblicher Zusammenarbeit mit der Mafia ermittelt. Er erklärte daraufhin seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern.[7] Am 4. Juli 2016 begann der Prozess vor einem römischen Gericht gegen ihn.[8] Es wird ihm vorgeworfen von Salvatore Buzzi, Exponent der sogenannten Mafia Capitale, insgesamt 125.000 € Bestechungsgeld angenommen zu haben.[9]

Privates

Seit 1992 ist Alemanno mit Isabella Rauti, der Tochter des rechtsextremen Politikers Pino Rauti verheiratet, mit der er einen Sohn hat.

Literatur

Weblinks

Commons: Gianni Alemanno – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rutelli crolla contro Alemanno. Così finisce il "laboratorio Roma" La Repubblica, 28. April 2008
  2. Elezioni Comunali 2013. La Repubblica, 10. Juni 2013, abgerufen am 10. Juni 2013.
  3. „Kopf des Tages: Vom Schläger zum römischen Bürgermeister. Gianni Alemanno (50) Postfaschist und neuer Bürgermeister von Rom“, Der Standard, 2. Mai 2008
  4. Ecco chi è Alemanno (Memento vom 27. Januar 2010 im Internet Archive) Liblab.it, 22. April 2008
  5. Rutelli e Alemanno al ballottaggio Corriere della Sera, 15. April 2008
  6. Roma, la parentopoli di Alemanno. La Repubblica, 9. Dezember 2010, abgerufen am 12. Juni 2013.
  7. Federica Angeli: Mafia a Roma. La Repubblica, 3. Dezember 2014, abgerufen am 3. Dezember 2014.
  8. Finanziamento illecito, Alemanno rinviato a giudizio: processo a luglio 2016. Il Messaggero, 23. März 2016, abgerufen am 10. Juli 2016.
  9. Giulio De Santis: Mafia Capitale, Alemanno a giudizio per tangenti da 125 mila euro. Corriere della Sera, 18. Dezember 2015, abgerufen am 10. Juli 2016.
VorgängerAmtNachfolger
Walter VeltroniBürgermeister von Rom
2008–2013
Ignazio Marino
VorgängerAmtNachfolger
Alfonso Pecoraro ScanioItalienischer Land- und Forstwirtschaftsminister
Juni 2001–Juli 2006
Paolo De Castro