Goethe-Denkmal (Berlin)

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Goethe-Denkmal

Das Goethe-Denkmal am östlichen Rand des Großen Tiergartens in Berlin erinnert an den deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832). Geschaffen in den Jahren 1876–1880 von Fritz Schaper im Stil des Neobarock, gehört es zu den Werken der Berliner Bildhauerschule.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Denkmal aus Carrara-Marmor steht an der Ebertstraße am östlichen Rand des Tiergartens, zwischen Brandenburger Tor und Lennéstraße, gegenüber dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Es erreicht eine Höhe von insgesamt sechs Metern, das Standbild des Dichters auf rundem Sockel ist 2,72 Meter hoch. Auf dem abgestuften Unterbau sind drei allegorische Figurengruppen angeordnet: Für die lyrische Dichtkunst eine Muse mit Leier und einen Eros; für die dramatische Dichtkunst eine sitzende Frauengestalt mit Schreibwerkzeug, neben ihr ein Genius mit der abwärts gewandten Fackel des Todes; für die wissenschaftliche Forschung eine lesende Frau.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Denkmal einige Schäden. 1959/60 wurde es erstmals restauriert. 1982 verbrachte man das Original in das Lapidarium am Landwehrkanal, um den Marmor vor Verwitterung zu schützen. Eine Betonkopie von Harald Haacke ersetzte 1987 das ausgelagerte Marmororiginal. Auch sie befand sich mehr als 20 Jahre später durch Witterungseinflüsse in schlechtem Zustand. Deshalb wurde beschlossen, das weitaus besser erhaltene Original wieder am ursprünglichen Ort aufzustellen, was die inzwischen stark verbesserte Luftqualität im Tiergarten ermöglichte.[1] Im Rahmen der Wiederaufstellung wurde das Goethe-Denkmal 2009–2012 umfassend restauriert, fehlende Figurenteile ergänzt und der gusseiserne Schutzzaun wiederhergestellt.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Berliner Goethe-Komitee hatte bereits 1860 für die Errichtung eines Goethedenkmals geworben, zunächst aber wenig Resonanz gefunden. So erbrachte beispielsweise ein Aufruf zur finanziellen Unterstützung des Vorhabens durch die Mitglieder der Königlichen Akademie der Wissenschaften im Januar 1861 nur den geringen Betrag von 26 Reichstalern.[2] Dennoch beschloss man 1861, Denkmäler für die Dichter Goethe, Schiller und Lessing zu errichten. Nachdem 1871 das Schillerdenkmal auf dem Gendarmenmarkt realisiert war, folgten 1880 das Goethe-Denkmal und 1890 das Lessing-Denkmal im Tiergarten.

Nach einem Wettbewerb wurden im Mai 1872 fünfzig Entwürfe öffentlich vorgestellt und begutachtet. Der Entwurf des damals noch relativ unbekannten Fritz Schaper, der später jedoch ein prominenter Vertreter der Berliner Bildhauerschule werden sollte, erhielt beim Publikum große Zustimmung. Das Denkmal-Komitee konnte sich jedoch nicht für einen Entwurf entscheiden, sondern empfahl die Überarbeitung der vier besten Entwürfe. 1873 erging schließlich der Auftrag an Schaper, die Ausführung erfolgte in den Jahren 1876 bis 1880. Der Bildhauer hatte zunächst einen jugendlichen Goethe modelliert, in der Endfassung zeigte er ihn in fortgeschrittenem Alter von etwa 40 Jahren. Am 2. Juni 1880 fand die feierliche Enthüllung des Denkmals statt, anwesend waren zahlreiche prominente Persönlichkeiten, darunter die kaiserliche Familie.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf die Frage, ob ihm denn überhaupt noch etwas gefalle, antwortete Theodor Fontane am Schluss eines Gedichtes auch das Goethe-Denkmal im Tiergarten: „...ein Spaziergang durch die Laesterallee, Paraden, der Schapersche Goethekopf und ein Backfisch mit einem Mozartzopf.“[3]

Für den Hauptsitz des Lotte-Konzerns im Park hinter Lotte World Tower in Seoul wurde im Jahr 2016 eine originalgetreue Kopie des Goethe-Denkmals in Bronze angefertigt. Der Lotte-Konzern erhielt seinen Namen nach der Hauptperson „Lotte“ (Charlotte) im Roman Die Leiden des jungen Werthers von Johann Wolfgang von Goethe aus dem Jahr 1774, dessen Lektüre den Firmengründer Shin Kyuk-ho 1941 im Alter von 19 Jahren begeistert hatte. Um den Marmor des Originals im Tiergarten zu schonen, wurde die Kopie für Seoul im 3D-Verfahren hergestellt.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Bloch, Waldemar Grzimek: Das klassische Berlin. Die Berliner Bildhauerschule im neunzehnten Jahrhundert. Propyläen, Berlin 1978, S. 185.
  • Otto Brahm: Goethe in Berlin. Festschrift zur Enthüllung des Berliner Goethe-Denkmals. Berlin 1880.
  • Hermann Müller-Bohn: Die Denkmäler Berlins in Wort und Bild. Ein kunstgeschichtlicher Führer. Spaeth, Berlin 1905, S. 37–38.
  • Knut Brehm: Das Goethe-Denkmal in Berlin. In: Fritz Schaper. Die Wiederentdeckung des Denkmals. Ausstellungskatalog. Goch 2000, S. 38–53.
  • Brigitte Schmitz: Dichterdenkmäler in Berlin. In: Peter Wruck (Hrsg.): Literarisches Leben in Berlin 1871–1933. Studien. Akademie-Verlag, Berlin 1987, S. 334–366.
  • Adolph Schulze: Das Goethe-Denkmal im Thiergarten zu Berlin. Berlin 1880.
  • Jutta von Simson: Fritz Schaper. 1841-1919. Prestel, München 1976, S. 16–17.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Goethe-Denkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Artikel des „Tagesspiegels“ über das restaurierte Denkmal
  2. Goethe und die Preußische Akademie der Wissenschaften 1860
  3. Theodor Fontane: Sämtliche Werke (Bd. 6), S. 343. München 1964.
  4. Christiane Habermalz: Skulptur von 1880 - Ein Nachbau wird das erste Goethe-Denkmal Asiens. Deutschlandradio Kultur, 25. Mai 2016, abgerufen am 2. Januar 2017.

Koordinaten: 52° 30′ 49,6″ N, 13° 22′ 34,9″ O