Goldston-Pintz-Yıldırım-Sieb

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Das Goldston-Pintz-Yıldırım-Sieb (auch GPY-Sieb oder GPY-Methode) ist eine Sieb-Methode und Variante des Selberg-Siebs mit verallgemeinerten, mehrdimensionalen Sieb-Gewichten. Das Sieb führte zu einer Reihe von wichtigen Durchbrüchen in der analytischen Zahlentheorie.

2005 wurde das Sieb von Dan Goldston, János Pintz und Cem Yıldırım publiziert.[1] Diese benützten es, um zu zeigen, dass es unendlich viele Primzahltupel gibt, deren Abstände (die Primzahllücke) beliebig kleiner sind, als der Durchschnittsabstand, der aus dem Primzahlsatz folgt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seien die Primzahlen an den Stellen und . Goldston, Pintz und Yıldırım benützten das Sieb, um

zu beweisen. 2013 benützte Yitang Zhang eine modifizierte Variante des GPY-Siebs und bewies damit[2]

.

Das GPY-Sieb wurde danach von anderen Mathematikern weiter modifiziert, darunter James Maynard[3], der die Grenze auf drückte, sowie von Terence Tao.

Goldston-Pintz-Yıldırım-Sieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wir fixieren ein .

Grundbegriffe und Notation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei

  • die Menge der Primzahlen und die charakteristische Funktion der Primzahlen,
  • die Mangoldt-Funktion,
  • die prime Omega-funktion, welche die eindeutigen Primfaktoren zählt, d. h. falls , dann ist
  • eine Menge von verschiedenen nichtnegativen ganzen Zahlen .
  • ist folgende charakteristische Funktionen der Primzahlen
Es gilt .

Für ein definieren wir noch

Falls alle Primzahlen sind, dann nennen wir ein Primzahl--Tupel und es gilt .

Zulässige Mengen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für ein ist die Anzahl eindeutiger Restklassen modulo .

Beispiel:

Wir nennen ein zulässig (englisch admissible), falls keine vollständige Menge von Resten bezüglich aller Primzahlen bildet, das heißt

Um das zu überprüfen, genügt es nur die Primzahlen bis zu überprüfen.

Beispiele für nicht zulässig:

ergibt Restklassen und ergibt Restklassen.

Beispiele für zulässig:

ergibt Restklassen, ergibt Restklassen und ergibt Restklassen.

Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei zulässig und betrachte die Siebfunktion

beachte dass die Gewichtsfunktion immer positiv ist. Die Siebfunktion zählt für jedes alle Primzahlen der Form in abzüglich eines Schwellenwertes . Das heißt, wenn , dann existieren manche , so dass mindestens Primzahlen in existieren.

Da keine guten analytischen Eigenschaften hat, verwenden wir stattdessen folgende Siebfunktion

Da und ist, ist nur dann, wenn wir mindestens für ein zwei Primzahlen und finden.

Das Ziel ist es nun, dass wir Primzahl--Tupel

erkennen, dies geschieht durch die Wahl einer passenden Gewichtsfunktion .

Herleitung der Gewichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn ein Primzahl--Tupel ist, dann besteht

aus exakt Primfaktoren. Wir wählen nun die verallgemeinerte Mangoldt-Funktion

denn diese hat die Eigenschaft, dass wenn aus mehr als eindeutigen Primfaktoren besteht (d. h. ), dann gilt . Die Funktion erkennt zwar auch Primzahlpotenzen, aber der Fehler ist gering und kann vernachlässigt werden.[4]

Wenn nun ein Primzahl--Tupel ist, dann wird die Funktion

nicht verschwinden. Der Normalisierungsfaktor ist nur aus rechnerischen Gründen dort.

Approximation der verallgemeinerten Mangoldt-Funktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für lässt sich die Mangoldt-Funktion durch die abgeschnittene Mangoldt-Funktion approximieren

wobei das hier nicht mehr für die Tupellänge steht, welche immer noch ist. Dasselbe machen wir mit der verallgemeinerten Mangoldt-Funktion resp. . Wir führen folgende Approximation ein

Die entscheidende Idee ist nun, statt nur Primtupel lieber Tupel mit Primzahlen in mehreren Komponenten zu approximieren und einen zusätzlichen Parameter einzuführen

Die Gewichtsfunktion schaut somit ob oder weniger eindeutige Primfaktoren in enthalten sind, das bedeutet . Der technische Grund hierfür ist, dass wir mit dem Parameter für ein eindeutiges die Restriktion erhalten und ohne diesen Parameter die Restriktion .[5] Durch den Exponent wird das Ganze zur Anwendung eines -dimensionalen Siebs auf ein -dimensionales Siebproblem.[6]

Goldston-Pintz-Yıldırım-Sieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das vollständige GPY-Sieb ist von folgender Form[7]

mit

.[8]

Der Beweis der eigentlichen Aussage von GPY[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Betrachte die zwei Tupel und und sei und . Goldston, Pintz und Yıldırım bewiesen dann unter bestimmten Voraussetzungen zwei asymptotische Abschätzungen der Form

und

wobei zwei Konstanten sind, und sind zwei singulare Reihen, auf deren Beschreibung wir hier verzichten. Wählt man , dann erhält man den gewünschten Faktor in den Abschätzungen.

Beide Abschätzungen werden dann auf angewendet um das eigentliche Theorem von Goldston, Pintz und Yıldırım herzuleiten.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Daniel A. Goldston, János Pintz und Cem Y. Yildirim: Primes in Tuples I. In: Annals of Mathematics. Band 170, Nr. 2, 2009, S. 819–862, doi:10.4007/annals.2009.170.819.
  2. Yitang Zhang: Bounded gaps between primes. In: Annals of Mathematics. Band 179, 2014, S. 1121–1174, doi:10.4007/annals.2014.179.3.7.
  3. James Maynard: Small gaps between primes. Band 181, Nr. 1, 2015, S. 383–413, doi:10.4007/annals.2015.181.1.7.
  4. Daniel A. Goldston, János Pintz und Cem Y. Yildirim: Primes in Tuples I. In: Annals of Mathematics. Band 170, Nr. 2, 2009, S. 826, doi:10.4007/annals.2009.170.819 (Siehe Fußzeile).
  5. Daniel A. Goldston, János Pintz und Cem Y. Yildirim: Primes in Tuples I. In: Annals of Mathematics. Band 170, Nr. 2, 2009, S. 827, doi:10.4007/annals.2009.170.819.
  6. D. A. Goldston, S. W. Graham, J. Pintz und C. Y. Yildirim: Small gaps between primes or almost primes. 2005, S. 7, arxiv:math/0506067.
  7. Daniel A. Goldston, János Pintz und Cem Y. Yildirim: Primes in Tuples I. In: Annals of Mathematics. Band 170, Nr. 2, 2009, S. 828, doi:10.4007/annals.2009.170.819.
  8. a b Daniel A. Goldston, János Pintz und Cem Y. Yildirim: Primes in Tuples I. In: Annals of Mathematics. Band 170, Nr. 2, 2009, S. 827–829, doi:10.4007/annals.2009.170.819.