Gorleben-Treck 1979

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Der 1979 beim Gorleben-Treck auf dem Weißekreuzplatz in Hannover aufgestellte Gedenkstein

Der Gorleben-Treck 1979 war eine Demonstration gegen die Nutzung der Kernenergie, die sich insbesondere gegen geplante Kernenergieanlagen bei Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg richtete. Der Treck begann am 25. März 1979 im Wendland und endete als Abschlusskundgebung am 31. März 1979 in Hannover mit etwa 100.000 Teilnehmern. Dies war die bisher größte Demonstration in Niedersachsen[1] und die größte Anti-Atom Demonstration, die bis dahin in Deutschland stattgefunden hatte.[2] Die hohe Teilnehmerzahl beruhte auch auf dem damals aktuellen Unfall im Kernkraftwerk Three Mile Island in den USA.

Anlass

Die Protestaktion des Gorleben-Trecks richtete sich gegen die Pläne der Niedersächsischen Landesregierung, im schwach besiedelten Wendland eine Wiederaufarbeitungsanlage und ein Atommülllager einzurichten. Das Motto des Trecks lautete in Anspielung auf den damaligen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU) „Albrecht wir kommen!“.

Ablauf

Am 25. März 1979 starteten rund 20 Traktoren in Gedelitz.[3] Der Termin war gewählt worden, um bei der Anreise zum einwöchigen „Gorleben-Hearing“ in Hannover Aufmerksamkeit für den Protest zu bekommen. Am 28. März 1979 kam es zur teilweisen Kernschmelze im Kernkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg. Dieses Ereignis mobilisierte zahlreiche Menschen, sich dem Treck anzuschließen. Am 31. März 1979 empfingen über 100.000 Menschen den Treck, der auf über 500 Traktoren und tausende Fußgänger angewachsen war, auf dem Klagesmarkt in der Innenstadt von Hannover. Eine Teilnehmerin des Trecks war die spätere Europaparlamentarierin Rebecca Harms (Grüne). Heinrich Pothmer, ein Verwandter der Bundestagsabgeordneten Brigitte Pothmer (Grüne) hielt eine Rede, in der er den Ministerpräsidenten direkt aufforderte, die Pläne im Wendland zu abzubrechen. Während des Trecks und bei der Abschlusskundgebung herrschte regnerisches Wetter, das die Teilnehmer nicht vom Demonstrieren abhielt.[4]

Auswirkungen

Der niedersächsische Ministerpräsident verkündete einige Wochen nach dem Treck, dass die Wiederaufbereitungsanlage im Wendland politisch nicht durchsetzbar sei. Die Organisatoren des Trecks werteten diese Wendung als Erfolg ihrer Proteste.[1]

In seinem Brokdorf-Beschluss nannte das Bundesverfassungsgericht den Gorleben-Treck als positives Beispiel für die friedliche Durchführung einer Großdemonstration, an dem sich Behörden im Vorfeld anderer Großdemonstrationen orientieren sollten.

Die Aktionsform fand 30 Jahre später Nachahmung, als ein erneuter Treck aus dem Wendland nach Berlin mit Abschlusskundgebung am 5. September 2009 organisiert wurde. Diese Veranstaltung richtete sich gegen die Ankündigung der CDU im Wahlkampf zu der Bundestagswahl 2009, die Laufzeiten für die deutschen Kernkraftwerke zu verlängern.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Gisela Jaschik: März 1979: Gorleben-Treck nach Hannover. In: Norddeutsche Geschichte. ndr.de, abgerufen am 22. März 2011 (Video).
  2. Dirk Averesch: "Berlin, wir kommen!" Der Anti-Atom-Treck rollt zur Wahl. n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH, 29. August 2009, abgerufen am 22. März 2011.
  3. X-tausendmal quer, Regionalgruppe Hamburg: ANTI-ATOM-TRECK - Demo in Berlin 5. September 09 (Memento vom 7. März 2009 im Internet Archive), abgerufen am 22. März 2011
  4. Angelika Blank: Vor 30 Jahren: der legendäre Trecker-Treck nach Hannover. In: wendland-net.de. Gerhard Ziegler Internet@gentur, 31. März 2009, archiviert vom Original am 2. November 2012; abgerufen am 22. März 2011.