Granate

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Abb. 1 Artilleriegranaten XIX. Jh. (1 bis 24) nach BROCKHAUS UND EFRON
Französische 400-mm-Granate

Granate (kurz: Gr. oder Gran.) ist im Militärwesen die Bezeichnung für ein aus Geschützen oder Werfern abgefeuertes Geschoss oder Projektil. Es ist Bestandteil der Munition und hauptsächliches Wirkungsmittel der Artillerie, auch von Hand geworfener Sprengkörper (Handgranate).[1]

Begriffsbildung

Die Granate heißt nach der Frucht des Granatbaums, dem Granatapfel. Wie man diesen wegen seines reichen Inhalts von Kernen (lateinisch „granum“) „malum granatum“ nannte, so erhielt die mit Pulverkörnern gefüllte Wurfkugel den Namen Granate. Die deutschsprachigen Streitkräfte haben das Wort um 1600 aus dem italienisch granata entlehnt; es bürgerte sich dann während des Dreißigjährigen Krieges ein. Die Granaten wurden ursprünglich mit der Hand geworfen. Der Name ging dann später auf Langgeschosse über.[2]

Beschreibung

Die Granate ist in der Regel ein Hohlkörper mit einer dem vorgesehenen Bekämpfungszweck entsprechenden Gefechtsladung, die von einem Zünder ausgelöst und mit einer Treibladung (Kartusche) oder mit einem Raketentreibsatz verschossen wird. Eingeteilt werden die Granaten nach ihren Funktionsmerkmalen und dem Kaliber ihres Feuermittels.

Entwicklung

Sieben keramische Granaten des 17. Jahrhunderts aus Ingolstadt
Historische Granate aus Eisen

Die ersten mit einer Sprengladung gefüllten Hohlgeschosse der Artillerie tauchten vereinzelt im 14. Jahrhundert auf. Die Entwicklung der Granate begann in Europa Anfang des 16. Jahrhunderts, als neben den massiven Stein-, Keramik-, Glas- und Metallkugeln als Bomben bezeichnete Hohlgeschosse aufkamen.[3] Sie waren mit Schwarzpulver gefüllt, mit Schwammzünder oder Zündschnur versehen und wurden aus Steilfeuergeschützen (Haubitzen oder Mörser) verschossen. Neben Spreng- und Brandgeschossen wurden als Vorläufer der Kartätschen Kugelbehälter mit „Hagel“ (Eisenstücke und Steine) verwendet. Im 17. Jahrhundert begann man, die Bezeichnung Granate auf alle Hohlgeschosse von Kanonen und Haubitzen anzuwenden, während die Geschosse schwerer Mörser bis ins 19. Jahrhundert weiterhin Bomben hießen. Vor 1700 waren die Granaten teilweise mit eisernen Spitzen versehen, um an Palisaden und anderen Holzbauten festzuhaften. Vom 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Granaten aus Eisen und Glas in mehreren Lagen in große topfartige Bomben gefüllt („Granathagel“) und als Streuschuss aus Mörsern oder schweren Haubitzen abgefeuert. Andere Geschossarten waren glühende Kugeln sowie Stangen- und Kettenkugeln. Insgesamt bot die Granate jedoch die beste Wirkungsmöglichkeit.

Obwohl beide die Form einer Kugel hatten, unterschieden sich Bomben und Granaten zunächst auch dadurch, dass die schweren Bomben eine gleichmäßige Wandstärke hatten und darüber hinaus Ösen besaßen, mit denen sie auf die Treibladung gesetzt werden konnten, während die Granaten der Haubitzen einen verstärkten Boden gegenüber dem Brandloch besaßen, wodurch ihre Flugbahn sehr unregelmäßig wurde.[4] Ihre Konstruktion näherte sich an, als dann beide mit Hilfe von „Treibspiegeln“ abgefeuert wurden. Daher wurde später allgemein der Begriff Granate auf kleinere Geschosse eingegrenzt und nur noch schwerere (d.h. großkalibrigere) Geschosse wurden als Bomben klassifiziert.[5]

Im 18. Jahrhundert verwendete man anstelle der unzuverlässigen Schwamm- und Luntenzünder Säulen- bzw. Ringzünder. Sie waren mit einem Pulversatz versehen, der beim Abfeuern von der Treibladung in Brand gesetzt wurde und nach einer bestimmten Zeit das Geschoss zerlegte. Eine wichtige Neuerung war das 1803 erfundene, auch Granatkartätsche genannte Schrapnell.

Ihre moderne Form als Langgeschoss erhielt die Granate um 1850 mit dem Übergang der Artillerie von glatten Vorderladern zu gezogenen Hinterladern. Versuche mit walzenförmigen Granaten, unter anderem mit kugelförmigen Spitzen und einem Bleiring, der den Spielraum im glatten Rohr schließen sollte, hatten bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts stattgefunden. Das Langgeschoss wurde durch einen Mantel mit mehreren Wulsten und später durch Ringe aus Blei im Rohr geführt; es erhielt durch die Rotation um seine Längsachse (Drall) die notwendige Stabilität. Für die Füllung der Granate stand ab Mitte der 1880er-Jahre anstelle des Schwarzpulvers hochwertiger Sprengstoff wie beispielsweise Dynamit, Pikrinsäure, später auch TNT zur Verfügung. Für die Treibladungen kam raucharmes Pulver zur Anwendung, das die Sicht beim Schießen weniger behinderte. Die Zündung erfolgte zunächst durch ein Zündhütchen, etwa ab 1890 durch eine Zündladung (Detonator) mit Sprengkapsel. Mit den neuen Sprengstoffen konnte die Splitterwirkung der Sprenggranaten (kurz: SpGr) erheblich verbessert werden. Sie erhöhte sich noch bei den neu konstruierten Ringgranaten. Die Führungsringe aus Kupfer gewährleisteten im Vergleich zu den bisherigen aus Blei eine straffere Geschossführung auch bei hoher Mündungsgeschwindigkeit und eine insgesamt bessere Stabilisierung der Granaten. Als Geschossmantel fand anstelle von Gusseisen Stahlguss Verwendung, der scharfkantige Splitter ergab. Die Sprengladung wurde in geschmolzenem Zustand in Formen aus Pappe, später aus Zinkblech gegossen und in die Geschosshöhlung eingeführt. Gegen widerstandsfähige Ziele wurden zunächst Hartgussgranaten verwendet, die starken Stahl- oder Betonpanzer durchschlugen und dann erst detonierten.

Der seit 1861 gebräuchliche empfindliche Aufschlagzünder bewirkte die sofortige Zerlegung des Geschosses bei der Ziel- oder Bodenberührung und damit die weitere Ausbreitung der meisten Splitter. Daneben gab es den Verzögerungszünder, der die Granate tief in Deckungen eindringen oder zum nachfolgenden Luftsprengpunkt (Abpraller) abprallen ließ.

Außerdem wurden sogenannte Doppelzünder verwendet. Sie ergaben entweder einen Sprengpunkt auf einem vorher berechneten Punkt der Flugbahn oder funktionierten als Aufschlagzünder. Ihr Zeitmechanismus beruhte auf einer abbrennenden Pulverseele, später auf einem Präzisionsuhrwerk. Für kleinkalibrige Schnellfeuerkanonen setzte sich um die Jahrhundertwende die Vereinigung von Granate und Kartusche zur Patronenmunition (auch: Granatpatrone oder patronierte Munition) durch, die später auch bei leichten Feldkanonen, Panzerabwehr- und Fla-Geschützen, aber auch in Kampfwagen- und Sturmkanonen zur Anwendung kam.

Brisanzgranaten, die um 1890 aufkommenden Sprenggranaten, waren mit einem brisanten Sprengstoff gefüllt. Zum Einsatz kamen beispielsweise Pikrinsäure und Zellulosenitrat (Nitrozellulose, Schießbaumwolle). Sie hatten erhebliche Auswirkungen auf die Kriegsführung, da klassische Festungsanlagen mit Wällen aus Mauerwerk und Erde den neuen Granaten nicht widerstehen konnten.

Im Ersten Weltkrieg verfügte die Artillerie über verschiedene Arten von Granaten, zum Beispiel Sprenggranaten, Leuchtgranaten, Betongranaten und Schrapnells. Kartätschen waren nur noch zur Selbstverteidigung der Feuerstellung vorgesehen. Mit der chemischen Kriegsführung kamen auch Gasgranaten zur Anwendung. Die Abwehr gepanzerter Kampfwagen ab 1916 zwang zur Entwicklung spezieller Granaten mit Bodenzünder (Panzerabwehrmittel). Bei der Feldartillerie kamen ballistische Hauben in Gebrauch, mit denen die Granaten den Luftwiderstand leichter überwanden und eine größere Schussweite erreichten.

Die deutsche und österreichische Artillerie verfügte zu Beginn des Krieges zudem über Einheitsgeschosse, welche die Funktionen von Sprenggranate und Schrapnell in sich vereinigten und so die Munitionsversorgung vereinfachen sollte. Da diese Geschosse in der Herstellung jedoch sehr teuer waren, gingen die Mittelmächte nach dem Kriegsbeginn bald wieder zu herkömmlichen Geschossen über.

Im Zweiten Weltkrieg führte die gesteigerte Kampfkraft der Panzerwaffe zur Einführung hocheffektiver panzerbrechender Granaten (Hohlladungsgranaten), die mit trichterförmig angeordnetem Sprengstoff bei der Zündung einen Gasstrahl von hoher Energie entwickelt, der die Panzerung durchschlägt. Da der Drall der panzerbrechenden Granaten die Durchschlagskraft des Gasstrahls mindert, werden bei moderner Bewaffnung die Hohlladungsgranaten zumeist aus glattrohrigen Einsatzmitteln abgefeuert. Während des Krieges entstanden auch Unterkalibergranaten (Wuchtgeschosse), deren Hartmetallkern dank der hohen Materialdichte, dem geringen Querschnitt und der vom Geschosskörper übertragenen zusätzlichen Energie selbst starke Panzerungen durchschlagen kann. Die technische Entwicklung führte weiter zu verbesserten Leucht- und Leuchtwurfgranate, die in ihrem Mantel einen Brennsatz mit Fallschirm enthalten, der nach eingestellter Zeit durch eine spezielle Ladung ausgestoßen wird.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Anstrengungen unternommen, um durch die Qualität der Granaten eine weitere Kampfwertsteigerung von Geschützen und Werfern insgesamt zu erreichen. So lassen sich mit aktiv-reaktiv Geschossen die Schussweiten beträchtlich vergrößern. Dabei erhält die Granate ihre Anfangsgeschwindigkeit durch eine konventionelle Treibladung und wird durch ein Raketentriebwerk auf einem Teil der Flugbahn zusätzlich beschleunigt. Die Stabilisierung der Granate erfolgt entweder durch Drall oder durch Flügel oder Leitflossen. Zielsuchende Granaten können die Treffgenauigkeit verbessern, wobei in den 1970er-Jahren die sogenannte Endphasenlenkung der Granate entsprechend dem Prinzip der halbaktiven Zielsuche durch Laserenergie Einsatzreife erlangte. Bei der Truppenluftabwehr bzw. der Luftverteidigung spielen Infrarotsensoren in den Zündern der Granaten eine bedeutende Rolle. Andere Selbstlenkungs-Verfahren fußen auf dem Radarprinzip, auf der optischen Umriss-Erkennung oder auf dem elektronischen Ansprechen des von metallischen Zielen erzeugten Magnetfelds. Bei den Panzerabwehrmitteln dominieren neben den Lenkraketen flügelstabilisierte Unterkaliber- und Hohlladungsgranaten mit hochenergetischen Treibladungen.

Um eine maximale Feuerwirkung zu erreichen, wurden gegen Ende des letzten Jahrhunderts Granaten der Kaliber 175 und 203 mm und teilweise auch der Kaliber 155 mm zum Verschuss von Kernladungen eingerichtet. Besondere Erwartungen wurden auf die als Kassettengeschosse konstruierten Granaten der Geschosswerfer gesetzt, die unter anderem als Kugelsplitterkopf, Nebelkopf oder Mehrfachminenkopf der Raketen ausgelegt sind. Mit solchen Geschossen soll im Flächenfeuer eine Wirkung erreicht werden, die derjenigen leichter Kernwaffen nahe kommt.

Granaten können auch mit Granatwaffen der Infanterie (z. B. Gewehraufsatz für Gewehrgranate, Granatwerfer, Reaktive Panzerbüchse) verschossen werden.

Wirkung

Deutsche Grünkreuz-Granate aus dem Ersten Weltkrieg

Neben der einfachen Sprenggranate gibt es spezielle Anordnungen der Wirkladung, um eine höhere Effektivität gegen bestimmte Ziele zu erreichen. Beim inneren Aufbau kann die Effektivität gegen bestimmte Ziele zum Beispiel durch eine Hohlladung vergrößert werden. Der äußere Aufbau („Mantel“) besteht meist aus Stahl und ist vorfragmentiert, um eine Splitterwirkung zu erzielen.

Die Granate kann je nach Füllung folgende Wirkungen erzielen:

Die Verwendung chemischer und biologischer Waffen ist durch das Völkerrecht (Genfer Protokoll, Biowaffenkonvention, Chemiewaffenkonvention) geächtet, ebenso die Verwendung von Spreng- und Brandgeschossen mit einem Gewicht von weniger als 400 g (Petersburger Erklärung).

Geschosse für Granatwerfer (Mörser) mit glattem Rohr sind dagegen meist flügelstabilisiert.

Probleme beim Verschießen von Artilleriemunition

Beim Verschießen von Artilleriemunition können Probleme auftauchen, die durch eine falsche Bedienung und/oder fehlerhafte Behandlung der Munition verursacht werden. Besondere Vorkommnisse vermindern immer die Wirkung der Waffe. Bei den besonderen Vorkommnissen mit Artilleriemunition lassen sich sechs häufig vorkommende Vorfälle systematisieren.[6]:99

Rohrzerspringer

Rohrzerspringer eines österreichisch-ungarischen 8-cm-Feldgeschützes

Zu den gefährlichsten Vorkommnissen zählt der Rohrzerspringer. Durch besondere Umstände kommt es zu einer voll- oder teilkräftigen Detonation einer Artilleriegranate im Rohr.

„Unter einem Rohrzerspringer versteht man die voll- oder teilkräftige Detonation eines Geschosses im Rohr. Man unterscheidet dabei: ‚Vollkräftige Rohrzerspringer‘ bei Volldetonation der Sprengladung, ‚nicht vollkräftige Rohrzerspringer‘ bei Teildetonation der Sprengladung und ‚Ausbläser‘ bei explosionsartigem Ausbrennen der Sprengladung, wie es bei Abreißen des Zünders vorkommt.“[6]:100, Pkt. 1

Eine mögliche Ursache ist beispielsweise eine zu starke Treibladung, weil zu viel Sprengstoff in die Kartusche gefüllt wurde. Das explodierende Geschoss nennt man umgangssprachlich auch Rohrkrepierer. Ein Rohrzerspringer zerstört immer die Waffe und gefährdet die Geschützbedienung.

Rohrzerscheller

Unter einem Rohrzerscheller oder Rohrzerbrecher versteht man das einfache Zubruchgehen der Geschosshülle im Rohr.[6]:100, Pkt. 2 Der Zünder und die Zündladung kommen nicht zur Explosion und die Sprengladung manchmal nur zum Teil. Das Geschoss zerschellt durch äußere Gewalt und nicht durch die gesamte gebundene Energie der Sprengladung. Ein Rohrzerscheller verursacht so große Beschädigung im Rohr (z. B. eine Rohraufstauchung), dass es nicht weiterverwendet werden kann. Ein so beschädigtes Rohr würde dem Geschoss zu wenig Führung bieten und zu wenig Drall geben, so dass es durch eine übermäßige Streuung wirkungslos wäre. Eine mögliche Ursache ist ein Zurückrutschen des Geschosses auf die Treibladung beim Nehmen der Rohrerhöhung, das durch ein ungenügendes oder nachlässiges Ansetzen des Geschosses verursacht wird. Um Rohrzerscheller oder sogar Rohrzerspringer zu verhindern, müssen bei Frost die Granate und ihre Führungsringe vollständig vom Eis befreit werden, da ansonsten ein richtiges Ansetzen nicht möglich ist. Vereiste Granaten tauen im heißgeschossenen Rohr auf und rutschen beim Nehmen der Rohrerhöhung auf die Treibladung zurück. Auch muss bei Feuerpausen das Rohr wieder vollständig entladen werden. Nur so kann das Rohr auf Fremdkörper untersucht werden. Auch verhindert ein Entladen, dass eindringendes Wasser bei Frost die Granate im Rohr festfriert. Bei heißgeschossenen Rohren können die Granaten weiter ins durch die Wärme ausgedehnte Rohr geschoben werden. Wenn das Rohr bei einer Feuerpause wieder abkühlt und sich wieder zusammenzieht, wird auf die Führungsringe der Granate ein starker Druck ausgeübt. Dies kann zu Rissen in der Geschosshülle führen, die beim Abschuss zu einem Rohrzerscheller oder Rohrzerspringer führen können.[7]

Frühzerspringer

Als Frühzerspringer (auch Bahnzerspringer genannt) wird die vorzeitige und vollkräftige Detonation einer Granate auf irgendeinem Punkt ihrer Flugbahn bezeichnet.[6]:100, Pkt. 3 Ein Frühzerspringer kann die vor der Feuerstellung befindlichen eigenen Truppen gefährden. Häufige Ursache sind beschädigte Zünder, die durch die grobe Behandlung der Munition oder das Werfen von Munitionspackgefäßen verursacht werden. Wenn sich beispielsweise ein beschädigtes Abschussplättchen an der Zünderspitze nach dem Abschuss ablöst, genügt der Winddruck, um den Zünder nach Aufhebung der Vorrohrsicherung auszulösen. Auch können hochempfindliche Zünder beim Treffen von großen Regentropfen, Hagelkörnern, Ästen oder Stromleitungen auslösen und so zu Frühzerspringern führen.

Blindgänger

Blindgänger nennt man eine zwar im Ziel angekommene, aber unzerlegte Granate, die wirkungslos bleibt.[6]:100, Pkt. 4 Ursache können beispielsweise nass gewordene Zünder sein. Bestimmte Zünder verwenden Schwarzpulver als Zündmittel. Wenn Schwarzpulver nass wird, zündet es auch nach Trocknung nicht mehr, da ein Bestandteil, das Salpeter, auskristallisiert ist.

Kurzschuss

Unter einem Kurzschuss versteht man die unbeabsichtigte Verkürzung der Geschossflugbahn durch eine zu schwache Treibladung.[6]:100, Pkt. 5 Entweder wird durch grobe Nachlässigkeit zu wenig Treibladung in die Kartusche gefüllt oder die Treibladung zündet nicht vollständig, weil sie beispielsweise nass geworden ist. Kurzschüsse können die vor der Feuerstellung befindlichen eigenen Truppen gefährden.

Weitschuss

Unter einem Weitschuss versteht man die unbeabsichtigte Verlängerung der Geschossflugbahn durch eine zu starke Treibladung.[6]:100, Pkt. 6 Entweder wird durch grobe Nachlässigkeit zu viel Treibladung in die Kartusche gefüllt oder die Treibladung wirkt durch unsachgemäße Lagerung stärker. Wenn Treibladungen Hitze (z. B. durch Sonneneinstrahlung oder durch längere Lagerung der Kartuschen im heißgeschossenen Rohr) ausgesetzt werden, kann sich ihre Abbrandgeschwindigkeit erhöhen. Dadurch entsteht beim Abschuss im Rohr ein höherer Gasdruck, der die Granate weiter als berechnet fliegen lässt. Darum müssen Treibladungen immer im Schatten bzw. gekühlt gelagert und das Rohr bei Feuerpausen entladen werden, um Weitschüsse, Rohrzerscheller oder sogar Rohrzerspringer zu vermeiden.

Siehe auch

Literatur

  • Alfred Geibig: Spreng- und Streukörper, Schneid- und Trümmerprojektile. In: Die Macht des Feuers – ernstes Feuerwerk des 15.–17. Jahrhunderts im Spiegel seiner sächlichen Überlieferung. Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg 2012, ISBN 978-3-87472-089-2, S. 177–226.

Weblinks

Wiktionary: Granate – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Wörterbuch zur deutschen Militärgeschichte. 1. Auflage (Liz.5, P189/84, LSV:0547, B-Nr. 746 635 0), Militärverlag der DDR, Berlin 1985, Band 1, S. 255 – „Granate“.
  2. Wort und Brauch im deutschen Heer. Transfeldt – v. Brand – Quenstedt, 6. vermehrte Auflage, Hamburg 11 H.G. Schulz 1967, S. 190 (§261) „Woher hat die Granate ihren Namen?“
  3. Alfred Geibig: Spreng- und Streukörper, Schneid- und Trümmerprojektile. In: Die Macht des Feuers – ernstes Feuerwerk des 15.–17. Jahrhunderts im Spiegel seiner sächlichen Überlieferung. Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg 2012, ISBN 978-3-87472-089-2, S. 177–226.
  4. Hoyer: Allgemeines Wörterbuch der Artillerie. 1804, s.v. Granate; Bernhard von Poten: Handwörterbuch der gesamten Militärwissenschaften. 1879, s.v. Granate; Ortenburg: Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Kabinettskriege. 1986, S. 68–75.
  5. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. [1]
  6. a b c d e f g Vgl. Emil Matt (Hrsg.): Taschenbuch für die Feldzeugtruppe. Folge 1, Wehr und Wisman Verlagsgesellschaft, Darmstadt 1958.
  7. Vgl. Wolfgang Fleischer: Deutsche 21-cm-Mörser 1911–1945. In: Waffen-Arsenal-Waffen und Fahrzeuge der Heere und Luftstreitkräfte, Bd. 162, S. 39.