Grete Thiele

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Margarethe Thiele (* 16. Dezember 1913 in Bottrop; † 29. Dezember 1993 in Solingen) war eine deutsche Politikerin der KPD, später DKP.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Margarethe, genannt Grete, Thiele wurde als Tochter eines sozialdemokratischen Bergarbeiters und Stadtverordneten in Bottrop geboren. 1928 wurde sie Mitglied der Sozialistischen Arbeiter-Jugend in Wuppertal und später deren Vorsitzende. Sie war von 1932 bis 1945 Mitglied der SPD. Von Beruf war sie Kontoristin. Nach der Machtübernahme der NSDAP begann sie illegal zu arbeiten. 1933 wurde sie erstmals, 1936 erneut verhaftet und zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Hier lernte sie Kommunistinnen kennen. Nach der Entlassung 1940 nahm sie Kontakt zu Kommunisten auf und arbeitete in Widerstandsgruppen mit, ohne selbst Mitglied der KPD zu sein. Sie fand eine Stelle als Kontoristin, die sie bis Kriegsende innehatte. Sie heiratete und bekam einen Sohn. Ihre Ehe scheiterte jedoch.

1945 wurde Thiele Mitglied der KPD und in Wuppertal Stadtverordnete. Von 1947 bis 1949 war sie Landtagsabgeordnete in Nordrhein-Westfalen. 1949 schied sie aus dem Landtag aus und wurde Mitglied des neu gegründeten Deutschen Bundestags. Sie gehörte dem Deutschen Bundestag in dessen erster Legislaturperiode (1949–1953) an und war mit ihren 36 Jahren die jüngste weibliche Abgeordnete und innerhalb der 15-köpfigen KPD-Fraktion anfangs die einzige Frau. Nachdem die Kommunistin Gertrud Strohbach nachgerückt war, wies die KPD von allen Fraktionen mit gerade einmal 13 % den größten Anteil an weiblichen Abgeordneten auf. Neben ihrem Einsatz für die Emanzipation engagierte sich Thiele vornehmlich im Bereich Gesundheitsversorgung, gegen die Wiederbewaffnung und für die Belange der Jugend. So beantragte sie beispielsweise das Wahlrecht bereits für 18-Jährige.[1]

1952, noch während ihrer Zeit als Abgeordnete, wurde ein Haftbefehl gegen sie erlassen, der allerdings nie vollstreckt wurde. Man warf ihr u. a. die Teilnahme in einer hochverräterischen Organisation vor. Zudem entfernte die Stadt Wuppertal sie von der Einwohnerliste – damit war sie faktisch ausgebürgert. Sie fürchtete viele Jahre lang Verhaftung und Repression, zumal die KPD bei der Bundestagswahl 1953 nicht mehr die Fünf-Prozent-Hürde erreicht und Thiele ihre Abgeordnetenimmunität verloren hatte. Aus diesem Grund hielt sich Thiele eine Zeitlang in der DDR und in Süddeutschland auf. Nach dem Verbot der KPD arbeitete sie dann bis Mitte der 1960er Jahre als Redakteurin für den Deutschen Freiheitssender 904, der von Burg (bei Magdeburg) KPD-Propaganda für Westdeutschland ausstrahlte.

1968 war sie maßgeblich an der Gründung der DKP sowie am Zustandekommen des Wahlbündnis Aktion Demokratischer Fortschritt für die Bundestagswahl 1969 beteiligt.[2][3]

Bei der DKP wurde sie u. a. Mitglied des Parteivorstands. Grete Thiele blieb bis ins hohe Alter politisch aktiv.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ist der friedliche Weg zum Sozialismus in Westdeutschland möglich? In: Wissen und Tat, 1956, Heft 7, S. 11–19.
  • Hrsg.: Kommunalpolitik – Gegenwart und Perspektive (= Reihe Marxismus aktuell; 150). Verlag Marxistische Blätter, Frankfurt am Main, 2. Auflage, 1980, ISBN 3-88012-616-X.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lebensgeschichte Margarethe Thiele. In: Der Landtag - Geschichte des Landtags. Landtag Nordrhein-Westfalen, 2021, abgerufen am 19. August 2023.
  2. Deutsche Kommunistische Partei konstituiert. In: Trend Onlinezeitung. September 1998, abgerufen am 30. September 2021. Original erschienen in Unsere Zeit. Nr. 9, 25. September 1998.
  3. Edith Laudowicz, Dorlies Pollmann: Weil ich das Leben liebe: Aus dem Leben engagierter Frauen. Pahl-Rugenstein, Köln 1981, ISBN 3-7609-0653-2 (Interview mit Grete Thiele).