Großfurra

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Großfurra
Kreisstadt Sondershausen
Koordinaten: 51° 24′ N, 10° 48′ OKoordinaten: 51° 23′ 37″ N, 10° 47′ 58″ O
Höhe: 210 m
Einwohner: 1338 (Okt. 2009)
Eingemeindung: 31. Dezember 1997
Postleitzahl: 99706
Vorwahl: 03632
Karte
Lage des Ortsteils Großfurra
in der Stadt Sondershausen
Die Halden des Kalibergbaus prägen das Landschaftsbild der Umgebung
Die Halden des Kalibergbaus prägen das Landschaftsbild der Umgebung

Großfurra ist ein Dorf im Kyffhäuserkreis in Thüringen und Ortsteil der Stadt Sondershausen.

Am 31. Dezember 1997 wurde die ehemals selbständige Gemeinde aufgelöst und in die Stadt Sondershausen eingegliedert.[1]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großfurra liegt südlich des Harzes und westlich des Kyffhäusergebirges. In einem Tal zwischen den Gebirgszügen Windleite und Hainleite, welches der Fluss Wipper in östlicher Richtung durchfließt. Fünf Kilometer östlich von Großfurra liegt Sondershausen, die Kreisstadt des Kyffhäuserkreises.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kleinfurra
Wernrode
Hopperode Wüstung
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt
Sondershausen

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Rand der Hainleite befand sich dicht südwestlich des Dorfes Großfurra auf dem Heiligen Berg eine Wallanlage. Sie diente der Kontrolle und Sicherung des Wipperübergangs. Vom Berg geborgene Keramik lässt auf eine vorgeschichtliche Anlage schließen.[2] Großfurra wurde im 9. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. 1198 wurde ein landgräflicher Ministeriale von Großfurra genannt.[3]

Im Jahr 1322 übertrug Landgraf Friedrich von Thüringen das Kirchenpatronat an die Zisterzienserinnen des Klosters Großballhausen, die daraufhin hierher übersiedelten und das Kloster Großfurra gründete. Im Rahmen der Reformation wurde das Kloster im November 1536 aufgehoben.[4] Großfurra gehörte bis 1815 als Exklave zum kursächsischen Amt Weißensee und kam infolge des Wiener Kongresses zur Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen, dem der Ort bis 1918 angehörte.

Schloss und Rittergut Großfurra wurden 1945 entschädigungslos enteignet.

Der Ort Großfurra erlebte im Herbst 1945 mit Neuheide die Gründung der ersten Neubauernsiedlung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein Denkmal mit der propagandistischen Losung „Junkerland in Bauernhand“ (siehe Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone) wurde 1965 im Zentrum der Siedlung Neuheide errichtet. Die Bezirksleitung Erfurt der SED wurde angewiesen, den Ort als ein Denkmalensemble für den sozialistischen Neuanfang in Deutschland zu bewahren. Dies hatte für die damaligen Bewohner der 30 Neubauernhäuser fatale Folgen, denn der Umbau dieser Häuser oder technische Verbesserungen wurden stets abgelehnt. Der im Wesentlichen aus Abbruchmaterial und Restbeständen errichtete Siedlungskomplex wurde nach einem von Hermann Henselmann, damals Hochschule für Baukunst und Bildende Künste zu Weimar, entworfenen Plan gestaltet. Beim Bau wurde der 1945 von Henselmann entworfene Haustyp „Thüringen“ verwendet. In dem am traditionellen Fachwerkbau orientierten Gebäude befinden sich Wohnung, Stall und Scheune unter einem gemeinsamen Dach. Der Wohnbereich liegt an der Straßenfront, das Erdgeschoss besitzt die Wohnküche, den Hauptwohnraum und einen Flur mit Treppenaufgang zu den Schlafräumen im Dachgeschoss. Den Stall erreicht man durch Futterküche, er bot maximal Platz für vier Rinder, Jungvieh und zwei Schweine. Der Scheunentrakt besitzt ein großes Tor auf der Stirnseite.[5]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Großfurra gibt es einen Haltepunkt an der Bahnstrecke Wolkramshausen–Erfurt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Großfurra

Die St.-Bonifatius-Kirche stammt aus der romanischen Zeit, also aus der Zeit vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. Von den Gebäuden des Klosters Großfurra an der Kirche ist nur noch der Bonifatius-Brunnen erhalten.

Das Schloss mit seinem massig wirkenden Turm liegt in der Mitte des Ortes. Das ehemalige Wohn- und Wirtschaftsgebäude, auch das Schloss genannt, besteht aus zwei Flügeln, von denen der südliche und kleinere erst vor ca. 270–280 Jahren von General Ludwig Heinrich von Wurmb erbaut wurde.

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rat der Gemeinde Großfurra (Hrsg.): Großfurra 874–1974. S. 61.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Großfurra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1997
  2. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze Jenzig-Verlag 2001, S. 132, ISBN 3-910141-43-9
  3. Werner Mägdefrau: Thüringen im Mittelalter 1130–1310, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2010, S. 83, ISBN 978-3-86777-152-8
  4. Monika Lücke: Ballhausen/Grossfurra. In: Historische Sektion der Bayerischen Benediktinerakademie (Hrsg.): Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen. Friedhelm Jürgenmeister, Regina Elisabeth Schertfeger5 (= Germania Benedictina). Band IV, Nr. 1. EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, München 2011, ISBN 978-3-8306-7450-4, S. 197–215.
  5. Karin Bühner: Leben unter der Glasglocke eines politischen Denkmals. In der Neubauernsiedlung Großfurra-Neuheide sucht man Wege in die Zukunft. In: Thüringische Landeszeitung. 9. August 1990.