Gymnasium Carolinum (Neustrelitz)

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Gymnasium Carolinum
Schulform Gymnasium
Gründung 1795
Adresse

Louisenstraße 30

Ort Neustrelitz
Land Mecklenburg-Vorpommern
Staat Deutschland
Koordinaten 53° 21′ 54″ N, 13° 4′ 12″ OKoordinaten: 53° 21′ 54″ N, 13° 4′ 12″ O
Träger Landkreis Mecklenburgische Seenplatte
Schüler etwa 1100
Lehrkräfte etwa 90
Leitung Henry Tesch
Website www.carolinum.de

BW

Das Gymnasium Carolinum ist mit etwa 1100 Schülern und etwa 90 Lehrern eines der größten Gymnasien in Mecklenburg-Vorpommern. Das heutige Schulgebäude befindet sich in Neustrelitz direkt am Glambecker See.

Geschichte

Der Grundstein für das Gymnasium wurde 1795 gelegt, als der Herzog Karl II. der Bitte der Neustrelitzer Bürger nachkam und eine bessere Schulanstalt errichtete. Am 12. April desselben Jahres unterzeichnete er eine Stiftungsurkunde zur Bildung einer Oberschule, in der zunächst 18 Schüler von zwei Lehrern unterrichtet wurden. Von 1803 bis 1806 wurde auf dem ehemaligen Kirchhof in der Glambecker Straße (dem ältesten Friedhof der Stadt) ein Schulgebäude errichtet. Die Bezeichnung Gymnasium Carolinum erhielt die Schule erst am 16. Oktober 1811 als Ehrennamen.

Auf Initiative des Unterrichts- und Finanzministers Roderich Hustaedt, einem ehemaligen Caroliner, beschlossen 1922 die Regierung und der Landtag des Freistaates Mecklenburg-Strelitz, ein neues Schulgebäude am Glambecker See zu errichten. Ein Jahr später begann der Bau nach den Plänen des Architekten Paul Schondorf. 1925 konnte das fertiggestellte Gebäude von dem Realgymnasium mit 300 Schülern und dem Gymnasium mit 310 Schülern bezogen werden. Der neue Name lautete nun: Carolinum, Gymnasium und Realgymnasium.

Die Wehrmacht beschlagnahmte dieses Gebäude am 26. August 1939 und richtete dort ein Lazarett ein. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von der Sowjetarmee als „Haus der Offiziere“ und Lazarett in Besitz genommen. Der Unterricht fand seitdem in verschiedenen Gebäuden im Stadtinneren statt.

Nach Gründung der DDR, die Umbenennungen von Straßen und Einrichtungen nach sich zog, wurde 1949 der Name Max-Planck-Oberschule beschlossen. Dieser setzte sich gegen den Vorschlag Clara Zetkin durch. Doch bereits am 8. März 1951 erhielt die Schule den Namen Clara-Zetkin-Oberschule, später EOS Clara Zetkin. Diese war bis zur politischen Wende in der DDR eine Spezialschule für Sprachen und Informatik und hatte neben dem Abiturgang auch immer zwei Vorbereitungsklassen, in denen die Schüler ab der 9. Klasse vornehmlich in den Sprachen Russisch, Englisch und Französisch auf die Fremdsprachenprüfung vorbereitet wurden. Der Unterricht fand im Marienpalais unweit der Schlosskirche statt, das heute wieder in Privatbesitz ist und als Wohnhaus dient. Die auswärtigen Schüler waren in einem heute ebenfalls nicht mehr existenten Internat unweit des Tiergartens (Eingang des heutigen Haustierparks) untergebracht.

Am 17. Oktober 1991 erhielt das Gymnasium den ursprünglichen Namen zurück.

Im Jahr 1993 zogen die letzten russischen Truppen aus Neustrelitz ab und räumten damit das Gebäude am Glambecker See. Ein Jahr danach begann die Sanierung und 1997 bezogen etwa 1.000 Schüler das neue alte Gymnasium.

Die Zusammenlegung mit dem Schliemann-Gymnasium in der Glambecker Straße führte zur ersten zahlenmäßigen Vergrößerung des Gymnasiums.

Aufgrund steigender Schülerzahlen wurde das Gymnasium Carolinum 2013 durch das Haus 2 erweitert, in dem sich auch die Schulmensa befindet.

Bekannte Schüler und Lehrer

Gymnasium Carolinum am Glambecker See
Westlicher Seitenflügel des Gymnasiums

Schüler

  • Franz Ahlgrimm (1867–1927), deutscher Politiker der Deutschen Demokratischen Partei und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
  • Friedrich Behn (1883–1970), Archäologe und Prähistoriker, von 1948 bis 1954 Professor für Vor- und Frühgeschichte an der Universität Leipzig, besuchte das Gymnasium zeitweilig (Abitur jedoch in Hamburg)
  • Martin Blumner (1827–1901), Komponist, Dirigent und Musiktheoretiker
  • Carl Cohn (1857–1931), Überseekaufmann in Hamburg und dort von 1924 bis 1929 Finanzsenator
  • Emil Cohn (1853–1944), bedeutender Physiker auf dem Gebiet der theoretischen Elektrodynamik
  • Goede Gendrich (1912–2000), eigentlich Ludwig Dörbandt, Forstmann und Jagdschriftsteller, veröffentlichte später viele seiner Werke in der Zeitschrift Carolinum
  • Johann Heinrich Adolf Goetze (1792–1868), Pädagoge und evangelisch-lutherischer Geistlicher
  • Otto Erich Sigismund Heipertz (1913–1985), Diplomat
  • Carl Horn (1794–1879), Theologe und Mitbegründer der deutschen Burschenschaft
  • Charly Hübner (* 1972), Schauspieler
  • Roderich Hustaedt (1878–1958), Staatsminister von Mecklenburg-Strelitz, besuchte die Schule von 1890 bis 1898 (Abitur)
  • Walter Karbe (1877–1956), Heimatforscher, besuchte das Gymnasium, verließ es aber wegen Prüfungsangst in Mathematik kurz vor dem Abitur
  • Friedrich Carl Ludwig von Kardorff (1812–1870), Verwaltungsjurist und 1849/50 Mitglied der Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung
  • Emil Kraepelin (1856–1926), Psychiater. Von Kraepelin stammen die Grundlagen des heutigen Systems der Klassifizierung psychischer Störungen.
  • Karl Kraepelin (1848–1915), Biologe, Direktor des Naturkundemuseums Hamburg
  • Carl Piper (1837–1919), Richter und Konsistorialpräsident
  • Carl Anton Piper (1874–1938), Schriftsteller, Journalist und Politiker (DVP)
  • Otto Piper (1882–1946), Jurist und Politiker (DVP)
  • Jost Reinhold [1] (* 1929), Gründer der Jost-Reinhold-Stiftung, legte Abitur dort ab, lebt heute in der Schweiz
  • Carl Wilhelm Adolph Richter (1808–1877), Arzt und 1848/50 Mitglied der Mecklenburgischen Abgeordnetenversammlung.
  • Daniel Sanders (1819–1897), Lexikograph und Sprachforscher
  • Friedrich Scharenberg (1821–1901), deutscher Forstwirt
  • Fritz Scharenberg (eigentlich Friedrich Scharenberg; 1846–1916), deutscher Jurist
  • Theodor Scharenberg (1820–1899), deutscher Jurist
  • Heinrich Schliemann (1822–1890), Archäologe und Entdecker des antiken Troja, musste den Besuch, erst 1833 aufgenommen, im selben Jahr aus Geldmangel abbrechen
  • Günther Vormum (1926–2013), deutscher Chemiker und Professor

Lehrer

  • Walter Gotsmann (1891–1961), Pädagoge, Maler und Naturschützer, Lehrer an der Realschule und am Gymnasium, ab 1922 dort Zeichenlehrer
  • Andreas (Heinrich Johann Carl) Kämpffer (1784–1846), Professor, dann Direktor am Gymnasium Carolinum Neustrelitz, später Superintendent des Kirchenkreises Stargard
  • Henry Tesch (* 1962), CDU-Politiker und von 2006 bis 2011 Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, heute Lehrer für Deutsch und Geschichte am Carolinum sowie seit 2002 dessen Schulleiter
  • Césaire Villatte (1816–1895), Romanist und Lexikograf, 1838 bis 1884 Sprachlehrer (zuletzt Professor) am Gymnasium Carolinum

Quellen und Literatur

  • Gymnasium Carolinum Neustrelitz (Hrsg.): Zu der öffentlichen Prüfung, welche am ... in dem Gymnasium Carolinum veranstaltet werden wird, ladet ehrerbietigst und ergebenst ein. Neu-Strelitz 1834–1904 (Jg. 1884–1888; 1890–1904 Digitalisat)
  • Gymnasium Carolinum Neustrelitz (Hrsg.): Bericht über das Gymnasium Carolinum. Neu-Strelitz 1889 (Digitalisat)
  • Grossherzogliches Gymnasium Carolinum zu Neustrelitz (Hrsg.): Bericht über das Schuljahr. Neustrelitz 1905–1917 (Jg. 1905–1911; 1915; Beil. zu 1912 Digitalisat)
  • Karl Rieck: Festschrift zur hundertjährigen Jubelfeier am 10. Oktober 1906. Geschichte des Gymnasium Carolinum im ersten Jahrhundert seines Bestehens. Bohl, Neustrelitz 1906 (Digitalisat)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt Waren (Müritz) (PDF; 5,5 MB)