Haimendorf

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Haimendorf
Koordinaten: 49° 28′ N, 11° 18′ OKoordinaten: 49° 28′ 16″ N, 11° 17′ 45″ O
Höhe: 401–435 m ü. NHN
Einwohner: 630 (2014)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 90552
Vorwahl: 09120
Nordansicht von Schloss Haimendorf
Nordansicht von Schloss Haimendorf

Haimendorf ist ein Gemeindeteil der Stadt Röthenbach an der Pegnitz im Landkreis Nürnberger Land (Mittelfranken, Bayern).

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt etwa 17 Kilometer östlich von Nürnberg entfernt, direkt am Fuße des Moritzberges (Frankenalb), einem Ausläufer des Fränkischen Juras. Südwestlich des Gemeindeteils Rockenbrunn schließt sich Diepersdorf an.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Urkunden von 1300 bis 1311 wird der Ministeriale „Friedrich von Haimendorf“ genannt. Diese Familie besaß den Rittersitz bis etwa 1380. Er kam danach an verschiedene Besitzer, unter anderem (nach 1387) an den reichen Montanunternehmer Herdegen Valzner. 1448 folgten die von Seckendorff, die Haimendorf wiederum 1452 an den Nürnberger Patrizier Herdegen Tucher veräußerten, 1476 kam der Besitz schließlich mit der Heirat der Anna Tucher an Sigmund Fürer. Seither ist er bis heute der Stammsitz der Nürnberger Patrizierfamilie der Fürer von Haimendorf.[2]

Wahrscheinlich lag die Haimendorfer Burg bereits seit dem Ersten Markgrafenkrieg 1449 in Schutt und Asche. Ab 1512 ließ der Sohn von Anna und Sigmund, Christoph III. Fürer, ein neues Fachwerkgebäude auf einem hohen massiven Sockelgeschoss erbauen, doch bereits 1552 zerstörte im Zweiten Markgrafenkrieg der Markgraf von Ansbach, Albrecht Alkibiades, als er im Nürnberger Land sein Unwesen trieb, diesen Neubau. Der Administrator der Familienstiftung Carl Fürer und seine Brüder ließen das Schloss von 1562 bis 1566 wieder aufbauen. Carl Fürer und sein berittener Knecht wurden jedoch 1567 auf dem Weg nach Haimendorf an der Straße von Schwaig nach Diepersdorf von Räubern erschlagen; aber sein blutverschmiertes Pferd lief mitsam dem Geld in den Satteltaschen, auf das es die Räuber abgesehen hatten, allein nach Hause. An dieses tragische Ereignis erinnert bis heute am Tatort der sogenannte Fürerstein.

Das Fürerschloss um 1790 mit Wall und Gräben
Das Eingangstor zum Schloss

Bei dem Neubau wurden die Fundamente und Mauern des Vorgängerbaues genutzt, das Gebäude jedoch auf einem Pfahlrost in den Wassergraben hinein vergrößert.[3] In dieser Form ist das Schloss bis heute erhalten, samt originalem Krüppelwalmdach mit zwei Ecktürmen samt Spitzhelmen. Das Gebäude zeigt sich heute steinsichtig, Fassungsreste bezeugen für die Bauzeit jedoch einen hellroten Fassadenanstrich mit weißem Scheinfugennetz. Über dem Eingang befindet sich das Wappen derer von Fürer mit der Jahreszahl „1565“. Das Herrenhaus stand einst in einem inneren Wassergraben, dem im Abstand von etwa 10 Metern eine hohe innere Wallanlage folgte. Diese wurde von einem teilweise bis heute erhaltenen zweiten, ebenfalls mit Werksteinmauerwerk gefütterten Wassergraben umfasst. Von der im Süden des Schlosses gelegenen Vorburg gelangte man ursprünglich auf Zugbrücken über die Wassergräben. Im 19. Jahrhundert wurden die Wälle der Süd- und Westseite abgetragen, die Gräben aufgefüllt und in Gartenanlagen verwandelt. Das Innere hat weitgehend die bauzeitlichen Konstruktionen und Ausstattungen bewahrt.

Ende der 1990er Jahre nahm sich Marie-Luise Fürer von Haimendorf-Edle von Oetinger der Restaurierung des Schlosses an. Nach ihrem Tod 2005 führte ihr Mann, Bolko von Oetinger, mit Unterstützung der drei Töchter die Arbeiten in ihrem Sinne fort. 2011 wurde die Restaurierung in München mit dem Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung prämiert. Schloss Haimendorf gilt als einer der bedeutendsten und besterhaltenen Adelssitze der Renaissance in Franken. Es ist im Wesentlichen so erhalten, wie es 1565 erbaut wurde.[4]

Christoph Fürer von Haimendorf war Anfang des 18. Jahrhunderts Präses des Pegnesischen Blumenordens, einer 1644 gegründeten Sprach- und Literaturgesellschaft aus der Barockzeit, die den Moritzberg zu ihrem Parnass erklärte.[5] Auf dem Moritzberg befindet sich die Kapelle St. Mauritius der Fürer von Haimendorf.[6]

Mit dem Gemeindeedikt (1808) entstand die Ruralgemeinde Haimendorf, zu der Grüne Au, Moritzberg, Renzenhof und Rockenbrunn gehörten. Am 1. Juli 1972 wurde sie im Rahmen der bayerischen Gebietsreform nach Röthenbach an der Pegnitz eingemeindet.[7]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Baudenkmäler in Haimendorf

Einwohnerentwicklung von Haimendorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1910[8] 1933[9] 1939[9] 1987[10] 2014[1]
Einwohnerzahl 341 327 334 328 (nur H.) 630

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Naturdenkmal Klingender Wasserfall liegt in der Hüttenbachschlucht bei Haimendorf. Ebenfalls in der Nähe befindet sich die sehenswerte Quelle Sprosselbrunnen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • August Gebeßler: Landkreis Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 11). Deutscher Kunstverlag, München 1961, DNB 451450981, S. 45–47.
  • Michaela Moritz, Stefanie Buchner, Leonhard Herbst, Reinhard Knodt und andere: 50 Jahre Stadt Röthenbach an der Pegnitz – Eine junge Stadt zeigt ihr Profil. Hrsg.: Pegnitz-Zeitung, Fahner-Druck in Zusammenarbeit mit der Stadt Röthenbach an der Pegnitz. Lauf an der Pegnitz, 2003, Seite 41.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Haimendorf (Röthenbach an der Pegnitz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Webseite Röthenbach
  2. Herrensitz Haimendorf
  3. Das Nürnberger Land, 27.08.201, Artikel „Schloss Haimendorf: Die Legende vom Ross ohne Reiter“.
  4. Hersbrucker Zeitung vom 7. September 2011, Lokalteil Seite 6, Artikel „Schloss am Fuße des Moritzbergs“.
  5. Adelige im Pegnesischen Blumenorden
  6. Zur Kapelle St. Mauritius der Fürer von Haimendorf
  7. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 509.
  8. Gemeindeverzeichnis, Bezirksamt Nürnberg
  9. a b Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Nürnberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 345 (Digitalisat).