HellermannTyton

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HellermannTyton Group PLC

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Rechtsform Public limited company
Gründung 1935
Sitz Crawley, Vereinigtes Königreich
Leitung Steve Salmon (CEO)
Mitarbeiterzahl 3.808 (2014)[1]
Umsatz 596,9 Mio. Euro (2014)[1]
Branche Automobilzulieferer
Website www.hellermanntyton.com

Die HellermannTyton Group ist ein britischer Hersteller von Produkten zum Bündeln, Befestigen, Schützen, Kennzeichnen und Verarbeiten von Kabeln und Leitungen und deren Anschlusskomponenten mit Sitz in Crawley.

Weiterhin entwickelt das Unternehmen Systeme im Bereich Daten- und Netzwerktechnik. Die deutsche Niederlassung des weltweit in 34 Schwesterunternehmen agierenden Unternehmens ist Tornesch. Zwölf der Standorte sind zugleich Fabrikationsstätten für die mehr als 60.000 Produkte, die das Unternehmen in seinem Produktportfolio führt. Am Standort Tornesch werden sowohl Standardprodukte für Kunden als auch komplexe Teile für sehr spezifische Anwendungen (z. B. für die Automobilindustrie) produziert.

Die bekanntesten Produkte von HellermannTyton sind Kabelbinder, Schrumpfschläuche, Kabelschutzsysteme, Etiketten und Verarbeitungswerkzeuge für die hergestellten Produkte.

Die Aktien des Unternehmens waren von 2. April 2013 - 18. Dezember 2015 an der London Stock Exchange notiert und im FTSE 250 enthalten.[2][3]

Geschichte

Eines der ersten Produkte von Hellermann: Dreidornzange und Kabeltüllen

Paul Hellermann hat 1935 die gleichnamige GmbH gegründet und zunächst mit Gummitüllen gehandelt. Der erste Geschäftssitz war 'Großen Bleichen' in der Nähe der Hamburger Binnenalster. In den gleichen Räumlichkeiten befand sich später das Ohnsorg-Theater, welches 2011, nach 75 Jahren an diesem Standort, in das Bieberhaus am Heidi-Kabel Platz umzog.[4] Wenige Jahre später ist die Hellermann-Dreidornzange zum Aufweiten und Aufbringen von Tüllen zum Markenzeichen geworden.

1960 zog das Unternehmen von Hamburg nach Pinneberg (Schleswig-Holstein) in die Siemensstraße um.[5] Fünf Jahre nach dem Umzug in die Kreisstadt Pinneberg wurde ein neues System zur Bündelung von Kabeln und Leitungen vorgestellt, welches mit Endlosmaterial arbeitet, das Tyton-System. Der Produktname „Tyton“ wurde ab 1999 in den Unternehmensnamen integriert, als die Hellermann-Gruppe unter dem Markennamen HellermannTyton zusammengefasst wurde.

1981 wurde das Tochterunternehmen Hellermann Engineering, heute HellermannTyton Engineering GmbH zur Herstellung eigener Spritzguss-Werkzeuge gegründet.[6]

2000 zog die deutsche GmbH, mit ihren damals 270 Mitarbeitern, nach Tornesch (Schleswig-Holstein) um. Dort wurde „auf der grünen Wiese“ ein neues Verwaltungs- und Produktionsgebäude inkl. automatischem Hochregalsystem gebaut.[5] Der Neubau wurde im Jahre 2006 erweitert, wobei die Lagerkapazität mehr als verdoppelt wurde.

Im Juli 2015 wurde bekannt, dass HellermannTyton von der britischen Delphi Automotive übernommen wird.[7] Am 18. Dezember 2015 wurde die Übernahme abgeschlossen und HellermannTyton ist fortan nicht mehr börsennotiert.[8] HellermannTyton wurde Bestandteil der Elektro-/ Elektronik-Architektur Sparte von Delphi.[9]

Bedeutung für die Region

Das erste Logo der Paul Hellermann GmbH. Es wurde 1999 von dem heute gültigen Logo, dem HellermannTyton-Schriftzug in Blau und Rot, abgelöst.

HellermannTyton ist einer der wichtigsten Arbeitgeber und Steuerzahler der Stadt Tornesch. In dem neuen Industriegebiet, in dem auch die Firmen Hanseatische Wein- und Sektkontor (Hawesko) und Panther Packaging ansässig sind, beschäftigt die Firma über 700 Mitarbeiter. Darüber hinaus engagiert es sich bei lokalen Veranstaltungen und ist Partner der neuen Kooperativen Gesamtschule (Schulverband Tornesch – Uetersen). Mit Sachspenden wie Spielzeug unterstützt der Hersteller unter anderem regionale Kindergärten im Umkreis.[10]

Das Unternehmen bildet in kaufmännischen und gewerblichen Berufen aus. Es beschäftigt rund 30 Auszubildende in folgenden Berufen:

Märkte und Produkte

Die Produkte werden in vielen Industriebereichen wie der Luftfahrt, dem Schienenfahrzeugbau und dem Maschinenbau verwendet und zum Teil über den Elektrofachgroßhandel vertrieben.

Darüber hinaus findet man die Produkte in nahezu jedem Automobil. So werden Befestigungselemente und Kabelbinder in Türen, im Motorraum und am gesamten Kabelbaum verwendet. Im Motorraum werden z. B. Kabel, Schläuche und Leitungen gehalten und befestigt.[12] Neben den Standard-Kunststoffteilen, wie Kabelbinder, Schrumpfschläuche etc., werden kundenspezifische Produkte diverser Anwendungsgebiete auf Basis der spezifischen Anforderungen entwickelt.

Herstellungsverfahren

In der Deutschen Produktionsstätte werden folgende Herstellungsverfahren angewendet: Spritzguss, Extrusion, Entwicklung und Montage von Verarbeitungswerkzeugen und Laserschweißen. Der Schwerpunkt der Produktion liegt auf dem Spritzgussverfahren zur Herstellung der Kunststoffprodukte. Dabei wird granulierter Kunststoff, das sogenannte Granulat, zum Beispiel Polyamid, durch Erhitzung verflüssigt und in eine Form gespritzt.[12]

Verwendete Rohstoffe

Für die Produkte aus Kunststoff wird vorrangig Polyamid 6.6 (PA66) verarbeitet. Weitere Stoffe sind Polypropylen (PP), Polyamid 12 (weniger hygroskopisch als PA66) und Polyamid 4.6 (hitzebeständiger als PA66). Des Weiteren werden sogenannte "Designerpolymer" wie Polyetheretherketon (kurz PEEK), Polyamid 4.6 (PA46) und E/TFE (Tefzel®) verwendet. Dabei handelt es sich um hitzeresistente Materialien die für Anwendungen geeignet sind, bei denen Temperaturen von +150 °C (PA 46), +170 °C (E/TFE (Tefzel®)), +240 °C (PEEK) (Dauerbetriebstemperatur) erreicht werden. Der Materialverbrauch liegt bei über 10.000 Tonnen im Jahr (Stand 2012).[12] Seit 2012 stellte das Unternehmen Kabelbinder aus PA11, einem Rinizinusöl-Kunststoff, her. Einem Kunststoff, basierend auf nachwachsenden Rohstoffen. Einsatzgebiete für diese Kabelbinder sind hauptsächlich Solaranlagen und Offshore-Windparks.[13] Des Weiteren werden bspw. Schwerlast-Kabelbinder aus Edelstahl hergestellt, die höheren Belastungen standhalten müssen. Diese Kabelbinder werden zum Beispiel bei Offshore-Windpark, in der chemischen Industrie und im Bergbau verwendet.[14]

Zertifizierungen

HellermannTyton wird seit Februar 2013 in der EG-Datenbank der reglementierten Beauftragten und bekannten Versender (RAKCD) geführt. Der bekannte Versender besitzt einen besonderen Status: Er gilt als „zuverlässig und vertrauenswürdig“ und kann Luftfrachtsendungen innerhalb der Transportkette bereits „sicher“ abfertigen und übergeben und so eine vereinfachte Frachtabfertigung am Flughafen in Anspruch nehmen.[15] Ebenso besitzt das Unternehmen die Zertifizierung als Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter (AEO – „Authorized Economic Operators“).[16] Ein zugelassener Wirtschaftsbeteiligter kann u. a. innerhalb der gesamten Europäischen Union ohne erneute umfangreiche Überprüfung besondere Vereinfachungen im Rahmen der Zollabfertigung in Anspruch nehmen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b http://www.hellermanntytoninvestors.com/~/media/Files/H/HellermannTyton/Annual%20Reports/HellermannTyton_AR2014.pdf
  2. HellermannTyton raised £24.5m from IPO www.insidermedia.com, 17. Mai 2013
  3. Delphi Automotive übernimmt HellermannTyton http://www.automobil-produktion.de, 30. Juli 2015
  4. Ohnsorg-Theater zieht um Hamburger Abendblatt, 13. Juni 2008
  5. a b Hellermann ist angekommen Hamburger Abendblatt, 3. Februar 2000
  6. Innovation aus Leidenschaft, In: Konstruktionspraxis, 7. Dezember 2010
  7. Delphi Automotive übernimmt HellermannTyton
  8. Delphi acquires HellermannTyton
  9. Delphi übernimmt HellermannTyton
  10. awo-bildungundarbeit.de "Freude über neue Kickertische und Fußballtore"; In Pinneberger Tageblatt vom 15. März 2012, In awo-bildungundarbeit.de
  11. Duales Studium der HSBA, Überblick Website der HSBA
  12. a b c Artikel aus "Die WELT" "Alle drei Tage ein neues Produkt"
  13. cleanthinking.de 4. März 2013 CleanThinking "Kabelbinder aus nachwachsenden Rohstoffen"
  14. FAZ vom 27. Oktober 2011 "Auf ewig festgezurrt"
  15. Info-Homepage Bekannter Versender des LBA
  16. Leitlinien "Zugelassene Wirtschaftsbeteiligte" als PDF "EUROPÄISCHE KOMMISSION"