Hellmut Stern

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Hellmut Stern (* 21. Mai 1928 in Berlin) ist ein deutscher Geiger, Mitglied der Berliner Philharmoniker und Buchautor.

Hellmut Stern 2011 bei einem Vortrag am Sankt-Josef-Gymnasium Biesdorf / Eifel

Leben

Hellmut Stern wurde 1928 als Sohn jüdischer Eltern, Vater Gesangslehrer, Mutter Pianistin, in Berlin geboren.[1] Als Kind erlebte er die Novemberpogrome 1938 in Berlin, flüchtete mit seinen Eltern über Irrwege bis ins chinesische Harbin, wo er unter extremer Armut den Rassenwahn der Nationalsozialisten überlebte. Als Pianist und Geiger trug er in den elf Jahren des Exils in der Mandschurei dazu bei, seine Familie über Wasser zu halten. Er spielte in Bars, Nachtclubs und Hotels, bis 1949 die Ausreise nach Israel möglich wurde. Als Barpianist im King-David-Hotel in Jerusalem lernte er 1951 seinen berühmten Namensvetter Isaac Stern[2] kennen, der ihm den Weg zum Israel Philharmonic Orchestra in Tel Aviv ebnete. Über musikalische Stationen in namhaften Orchestern in St. Louis und New York kehrte Stern 1961 schließlich nach Berlin zurück. In der Folge gehörte er 34 Jahre lang dem Berliner Philharmonischen Orchester an, in dem er als erster Geiger, Orchestervorstand und Konzertmeister mit allen führenden Dirigenten seiner Zeit, hauptsächlich jedoch mit Herbert von Karajan[3] zusammenarbeitete.

Musiker und Schriftsteller

In den 34 Jahren seiner Zugehörigkeit zu den Berliner Philharmonikern wirkte Stern an einer Vielzahl an Plattenproduktionen, hauptsächlich unter dem Dirigat von Herbert von Karajan mit. In ungezählten Konzerten trat er als Solist auf, so zum Beispiel 1982 beim „humoristischen Festkonzert“ zum 100. Geburtstag der Berliner Philharmoniker, dirigiert von Vicco von Bülow (Loriot). Wegen seiner herausragenden Verdienste als Orchestervorstand und Konzertmeister der Berliner Philharmoniker wurde er 1993 vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte Stern, der sowohl die deutsche als auch die israelische Staatsbürgerschaft besitzt, im Jahr 1990: Nach dem Tod Karajans[4] initiierte er als Orchestervorstand die weltweit beachtete erstmalige Israel-Tournee[5] der Berliner Philharmoniker unter dem Dirigat von Daniel Barenboim.

Nach seiner aktiven musikalischen Karriere veröffentlichte er seine Autobiografie „Saitensprünge“, über die die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb: „Diesen Rahmen eines abenteuerlichen Lebenslaufs füllt Stern prall mit gefährlichen, beglückenden oder rührenden Ereignissen.“ 2007 erschien das Hörbuch "Weil ich überall auf der Welt zu Hause bin" (Autor David Dambitsch), in dem Hellmut Stern gemeinsam mit seinem Freund Daniel Barenboim zu hören ist. [6] und noch im hohen Alter unternimmt Stern als Zeitzeuge vielbeachtete Vortragsreisen im In- und Ausland.

Werke

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Lebensdaten entstammen weitgehend der Autobiografie Sterns: Saitensprünge - Erinnerungen eines leidenschaftlichen Kosmopoliten. Aufbau Verlag, Berlin 2000, passim.
  2. Foto mit Isaac und Hellmut Stern: Saitensprünge - Erinnerungen eines leidenschaftlichen Kosmopoliten. Aufbau Verlag, Berlin 2000, S. 153.
  3. Zur manchmal problematischen Zusammenarbeit Sterns mit Karajan vgl.: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13529215.html
  4. Anm.: Wegen der umstrittenen Rolle Karajans im Nationalsozialismus wäre die Reise mit ihm als Chefdirigent unmöglich gewesen. Vgl.: http://www.welt.de/vermischtes/article1595506/Der-Mann-der-zweimal-in-die-NSDAP-eintrat.html
  5. http://www.digberlin.de/anlasslich-125-jahre-berliner-philharmoniker-sprach-hellmut-stern-am-17-dezember-2007-uber-die-historische-israel-reise-des-orchesters-im-april-1990/
  6. Weil ich überall auf der Welt zu Hause bin - David Dambitsch - Hörbuch. Airplay-Entertainment, 2007.