Hof Iben

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Chor der Templerkapelle
Schlussstein im Chor mit dem Agnus Dei

Hof Iben ist eine ehemalige Wasserburg und Templerkommende bei Fürfeld im Landkreis Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. Seine Kapelle gehört zu den frühesten Bauwerken der Hochgotik in Deutschland.

Geschichte

1258 wird Iben erstmals erwähnt als Niederlassung des Templerordens. Es ist naheliegend anzunehmen, dass Iben als Niederlassung des Ordens der Tempelritter nach der Mitte des 12. Jahrhunderts, vielleicht nach dem Zweiten Kreuzzug in den fünfziger Jahren gegründet worden ist. Nach dessen Auflösung fiel die Burg 1312 an die Raugrafen von Altenbaumburg und 1362 an die Marschälle von Waldeck, die sie bis zu ihrem Aussterben 1553 behielten. Anschließend gehörte der Hof Daniel V. von Mudersbach (1532–1600), der ihn an seine Tochter Elisabeth († 1611) und seinen Schwiegersohn Hartmut XVI. von Kronberg († 1608) vererbte. Auf Hof Iben wurden als deren Enkel die Hofbeamten Hartmut (um 1615–1685) und Johann Daniel von Cronberg (* um 1616; † nach 1668) geboren.

1638/39 fand der lutherische Pfarrer Justus Wilhelm Nigrinus (1599–1676), der von der reformierten Pfalzgräfin Maria Eleonora (1607–1675) aus Kreuznach vertrieben worden war, bei den lutherischen Kronbergern in Hof Iben Asyl.

Seit dem Tod des letzten Kronbergers, Reichsfreiherr Johann Nicolaus von Kronberg (1633–1704), gehörten der Hof und die Kapelle den katholischen Herren Schenk von Schmidtburg.

Der „Schinderhannes“ Johannes Bückler (1779–1803) stahl im Herbst 1795 auf Hof Iben Lebensmittel aus einem französischen Proviantwagen, wurde kurz gefangen genommen, aber von einem österreichischen Husaren-Piquet (Abteilung von ca. 30 Mann) wieder befreit. Franz Joseph Nepomuk Ignaz Schenk von Schmidtburg († 1822) ließ den Besitz 1812 versteigern. Die Burg ging in bäuerlichen Besitz über.

Die Kapelle wurde 1870 vom Staat (Großherzogtum Hessen) erworben[1] und gehört seit 1948 dem Land Rheinland-Pfalz.

Anlage

Blick in die Kapelle

Die bestehenden Hofgebäude geben nur noch ein ungefähres Bild der Ausdehnung der ehemaligen Wasserburg. Einzig von Bedeutung ist der um 1240 entstandene Chor der ehemaligen Burgkapelle. Ihm schloss sich ursprünglich ein romanisches Langhaus an, das im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde. Der kreuzrippengewölbte 5/8-Chor hat einen achteckigen Dachreiter mit steinernem Spitzhelm. Das Maßwerk der Fenster, die Profilierung der Rippen und Scheidbögen und nicht zuletzt die Blattkapitelle legen eine Zuschreibung an die auch am Westlettner des Mainzer Domes beteiligte Naumburger Dombauhütte nahe. Neben der Marburger Elisabethkirche und der Trierer Liebfrauenkirche gehört die Burgkapelle von Iben zu den frühesten Zeugnissen der französischen Kathedralgotik im deutschen Sprachraum. Das Auftreten an einem vergleichsweise unbedeutenden Ort erklärt sich durch die Tatsache, dass die Templer die Bauherren waren.

Literatur

  • Staatliche Burgen und Schlösser in Rheinland-Pfalz. Mainz 1980.
  • Fürfeld - Geschichte eines rheinhessischen Weindorfs. ISBN 3-929745-43-7.
  • Johann Plützer: Die ehemalige Templerkapelle auf Hof Iben bei Fürfeld. Finden der Baumaße. Augsburg 2005, ISBN 3-86611-025-1.
  • Wolfgang Bickel: Templerkapelle Iben - Baukunst und Spiritualität im Orden der armen Ritter Christi. Worms 2009, ISBN 978-3-88462-277-3.
  • Dehio-Handbuch Rheinland-Pfalz/Saarland, Auflage von 1971; S. 251–252.

Einzelnachweise

  1. Dehio-Handbuch; S. 251

Weblinks

Koordinaten: 49° 46′ 23,4″ N, 7° 55′ 31,2″ O