Hıdır Eren Çelik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. September 2016 um 13:45 Uhr durch 212.202.122.172 (Diskussion) (→‎Belletristik). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hıdır Eren Çelik (* 16. Juni 1960 in Tunceli, Türkei) ist ein deutschsprachiger Schriftsteller, Soziologe und Journalist.

Leben

Die Eltern Çeliks gehörten zur ersten Generation der sog. „Arbeitsmigranten“. Hıdır blieb bis zu seinem Abitur in der Türkei und kam erst gegen Ende 1978 nach Deutschland. Zunächst arbeitete er, mit vielen anderen Migranten, in einer Metallfabrik. 1985 nahm er ein Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Germanistik auf. Mit einem Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung promovierte er 1995 bei Hans-Adolf Jacobsen[1] in Bonn über „Die Migrationspolitik bundesdeutscher Parteien und Gewerkschaften.“

Çelik ist heute Leiter der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit des Ev. Kirchenkreises Bonn und Vorsitzender des Bonner Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e. V. Seit 1999 hat er einen Lehrauftrag an der Universität zu Köln im Fachbereich Interkulturelle Pädagogik und ist Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller (VS).

Hıdır E. Çelik ist auch gesellschaftspolitisch aktiv. So war er z. B. von 2004 bis 2010 Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes Bonn/Rhein-Sieg/Ahr und ist seit November 2004 als Gründungsmitglied und Vorsitzender der Evangelischen Stiftung für Migrationsarbeit (ESMA) aktiv. Im November 2010 rief er mit einer Gruppe Akademiker aus der Region Dersim/Tunceli, Türkei die Dersimstiftung für akademischen Austausch in Europa ins Leben.[2]

Çelik ist Vater zweier Söhne, die in Bonn geboren sind.

Werk

Çelik hat diverse Bücher verfasst; neben der Herausgabe mehrerer Sachbücher zu Migrationsthemen veröffentlichte der Soziologe ab 1982 Gedichtbände, später auch Märchen, Kurzgeschichten und Satiren. Er schrieb schon als Schüler Gedichte und Prosatexte auf Türkisch. Seit 1990 schreibt und veröffentlicht er jedoch nur noch auf Deutsch. In seinen Texten kreist er wie in seinem beruflichen Alltag „wie ein Vogel um die Themen Flucht, Kriege, Armut“, setzt sich für Menschen ein, „die Diskriminierung im Alltag“ erleben, in der Hoffnung, „dass es eines Tages nur noch eine Heimat der Heimatlosen geben wird, in der nicht mehr nach Nationalität oder Hautfarbe differenziert wird.“[3]

Hıdır E. Çelik wurde am 4. April 2006 vom Landschaftsverband Rheinland für seine Verdienste sowohl im kulturellen/literarischen Bereich als auch für die Förderung des interkulturellen Zusammenlebens der Kulturen mit dem Rheinlandtaler Kulturpreis ausgezeichnet. „Als ‚Grenzgänger‘ zwischen Morgenland und Abendland, zwischen islamischer und christlicher Religion, immer aber als Akteur und Impulsgeber haben Sie sich zwischen den unterschiedlichen Kulturen bewegt und für eine Migrationspolitik geworben, die über den Tag, über den Alltag hinausschaut. (…) Literatur ist ein ausgezeichnetes Mittel, Verbindungen zu schaffen, Verbindungen zwischen den Kulturen, zwischen Entfernungen, zwischen Völkern. Die Liebe zur Literatur ist immer auch eine Liebe zu den Menschen – Literatur baut Brücken und nicht zuletzt das haben Sie als Wunsch für die Zukunft formuliert.“[3]

Çelik ist Initiator der Bonner Buchmesse Migration, die alle zwei Jahre im Haus der Geschichte stattfindet. Für sein gesellschaftspolitisches sowie literarisches Engagement wurde Çelik vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Das Verdienstkreuz wurde am 22. Juni 2016 in Düsseldorf durch die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, ausgehändigt.[4]

Bibliografie

Belletristik

  • Tükenmedim Kanli Kavgalar icinde. Gedichte-Türkisch. 1985.
  • Hasretimden Kesitler. Gedichte-Türkisch. Istanbul 1991.
  • Suche in der Fremde. Gedichte. Protext-Verlag, Bonn 1992, ISBN 3-929118-00-9.
  • Mein Gott ist schwarz. Gedichte. Free Pen Verlag, Bonn 1999, ISBN 3-933672-02-3.
  • Der kleine Fisch auf der Flucht. Free Pen Verlag, Bonn 2000, ISBN 3-933672-00-7.
  • Sa(u)tierisch - satirisch aber ernst: Die Angst vor den Inländern. Satiren. Free Pen Verlag, Bonn 2001, ISBN 3-933672-06-6.
  • Mein Gott ist schwarz. Gedichte. 2. Auflage. Free Pen Verlag, Bonn 2007, ISBN 978-3-933672-04-9.
  • Der Apfelbaum und der kleine Vogel. Märchen in Deutsch und Türkisch. Free Pen Verlag, Bonn 2007, ISBN 978-3-938114-31-5.
  • Der Fluss meiner Träume. Lebensreise eines Wanderers. Free Pen Verlag, Bonn 2008, ISBN 978-3-938114-37-7.
  • Der Dichter und die Feldblume. Märchen Deutsch-Türkisch. Mit Illustrationen von Lena Lazuli Franco. Free Pen Verlag, 2010, ISBN 978-3-938114-58-2.
  • Nomaden. Gedichte. Free Pen Verlag, Bonn 2012, ISBN 978-3-938114-76-6.
  • Vasilios, der kleine Fischer. Märchen. Deutsch. Mit Illustrationen von Alp Gürhan Yalciner. Free Pen Verlag, Bonn 2014, ISBN 978-3-945177-13-6.
  • Oma, wie kann ein Mensch ein Engel sein?. Mit Illustrationen von Alp Gürhan Yalciner. Free Pen Verlag, Bonn 2016, ISBN 978-3-945177-33-4
  • My God is black.Poems.E-book.Free Pen Verlag, Bonn 2016, ISBN 978-3-945177-15-0

Sachbücher

  • Die Migrationspolitik bundesdeutscher Parteien und Gewerkschaften. Eine kritische Bestandsaufnahme ihrer Zeitschriften 1980–1990. Protext-Verlag Bonn 1995, ISBN 3-929118-33-5.
  • mit Almut Schubert: 30 Jahre Migration – 30 Jahre Frauen in der Fremde. Migrantinnen in der Region Köln-Bonn. Protext-Verlag, Bonn 1995, ISBN 3-929118-32-7.
  • als (Hrsg.): Mehrsprachigkeit. Aspekte und Standpunkte. Free Pen Verlag, Bonn 1999, ISBN 3-933672-01-5.
  • Vielfalt der Kulturen-Vielfalt der Sprachen in der Einwanderungsgesellschaft. Eine Brücke zur Völkerverständigung und zur Einheit der Gesellschaft. In: Hıdır Çelik (Hrsg.): Mehrsprachigkeit. Aspekte und Standpunkte. Free Pen Verlag, Bonn 1999, S. 7–30.
  • mit F. Röcher-Gilson: Wi(e)der AusänderInnen-Feindliches in Bonn. Ergebnisse eines Projektes. 1992.
  • mit E. Weissweiler, H. Jeppesen: Nationalität: Schriftsteller – Zugewanderte Autoren in NRW. Mit-Hrsg. und Mitautor. Free Pen-Verlag, Bonn 2002, ISBN 3-933672-12-0.
  • Gemeinde: ein Ort der Begegnung, ein Ort der Gestaltung des Zusammenlebens in Vielfalt. In: Institut für Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. (Hrsg.): Beheimatung durch Kultur. Kulturorte als Lernorte interkultureller Kompetenz. Kulturpolitische Gesellschaft/Klartext Verlag, Bonn/ Essen 2007, ISBN 978-3-89861-778-9, S. 136–141.
  • Einwanderung zwischen Assimilation und Ghetto. Arbeitsmigration aus der Türkei in die Bundesrepublik Deutschland. Free Pen-Verlag, Bonn 2009, ISBN 978-3-938114-45-2.
  • als (Hrsg.): Zugezogen... Tannenbuscher Gesichter. Fotografien von Jürgen Eis, Texte von Hidir Çelik. Free Pen Verlag, Bonn 2011, ISBN 978-3-938114-61-2.
  • als (Hrsg.): Handbuch zur interkulturellen Arbeit. Aspekte, Erfahrungen, Perspektiven. Free Pen-Verlag, Bonn 2011, ISBN 978-3-938114-60-5.
  • Perspektivwechsel zur interkulturellen Vielfalt -ein Begriffs-,Handlungs- und Gestaltungsdiskurs. In: Hıdır Çelik (Hrsg.): Handbuch zur interkulturellen Arbeit. Aspekte, Erfahrungen, Perspektiven. Free Pen-Verlag, Bonn 2011, S. 11–56.
  • mit Mika Wagner: Dersim-Aleviten in Deutschland. Gelebter Glaube oder verlorene Identität? Eine Orientierungshilfe für Forschung und Arbeit mit Aleviten aus der Region Dersim/Türkei. Free Pen-Verlag, Bonn 2014, ISBN 978-3-938114-93-3.
  • Celik, Hidir: Flüchtlingsarbeit in den Kommunen – Eine Herausforderung für Politik und Gesellschaft, 30.06.2015. Beitrag in: bpb: Bundeszentrale für politische Bildung, URL:http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/208899/meinung-fluechtlingsarbeit-in-den-kommunen-eine-Herausforderung-fuer-politik-und-gesellschaft

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hıdır Eren Çelik: Die Migrationspolitik Bundesdeutscher Parteien Und Gewerkschaften. Bonn 1995, S. 3.
  2. Homepage der Dersimstiftung
  3. a b Rede von Corinna Beck (stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland) zur Verleihung des Rheinlandtalers an Çelik, am 4. April 2006 im Bonner Rathaus
  4. Migrapolis, abgerufen am 6. Juli 2016