Irmela Mensah-Schramm

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Irmela Mensah-Schramm (* 1945 in Stuttgart) ist eine Aktivistin für Menschenrechte und eine ehemalige Heilpädagogin an einer Berliner Schule für geistig Behinderte. Irmela Mensah-Schramm ist bekannt geworden durch ihre seit 1986 begonnene Dokumentation und Entfernung von rassistischen und antisemitischen Aufklebern und Graffiti in ganz Deutschland.

Irmela Mensah-Schramm 2013 in Suvilahti, Helsinki.

Leben

Von 1969 bis 2006 arbeitete Mensah-Schramm als Erzieherin und Heilpädagogin. Ab 1975 unterstützte sie die Flüchtlingsberatung bei Amnesty International. Nach der Wende weitete sie ihre Beseitigung von rassistischen Parolen und Zeichen auch auf andere Bundesländer aus. Mit über 100 Ausstellungen zum Thema „Hass vernichtet“ und vielen Unterrichtsbesuchen dokumentiert sie ihre Arbeit, die sie ohne Unterstützung von staatlicher und anderer Seite durchführt. Während ihrer Tätigkeit ist sie oft Anfeindungen ausgesetzt und stößt auf Unverständnis gegenüber ihrem Handeln. Mehrere Verfahren wurden gegen sie eröffnet und wieder eingestellt, neben Gewaltandrohungen erhielt sie auch Morddrohungen. Bei der Beseitigung von Aufklebern und Graffiti ließe sich manchmal die Beschädigung einer Glasscheibe oder eines Firmenschildes nicht umgehen, was sie aber in Kauf nehme, da für sie die Menschenwürde einen höheren Wert habe.[1]

Irmela Mensah-Schramm beim Entfernen von neonazistischer Propaganda in Berlin-Frohnau

Als sie 1992 ein Graffito „Türken vergasen“ übermalte, stieß sie ein Mitarbeiter des Wachschutzes der Berliner Verkehrsbetriebe rückwärts zum Bahnwärterhäuschen auf dem S-Bahnhof Friedenau, wodurch sie auf den Hinterkopf stürzte und im Krankenhaus wegen eines Schädel-Hirn-Traumas behandelt werden musste. Er erstattete daraufhin Anzeige wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Körperverletzung, sie wiederum zeigte den Wachschutz-Mitarbeiter wegen Körperverletzung an, beide Verfahren wurden eingestellt.[2] Seit langem schon hat sie es sich zur Gewohnheit gemacht, niemals ohne eine Tasche mit Fotoapparat, Bürsten, Pinseln, Lösungsmitteln und Farbe außer Haus zu gehen. Der Liedermacher Gerhard Schöne ehrte sie mit dem Song „Die couragierte Frau“.

Irmela Mensah-Schramms umfangreiche Sammlung selbst entfernter Aufkleber bildete einen wesentlichen Teil der Ausstellung „Angezettelt. Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute“, die 2016 im Deutschen Historischen Museum Berlin gezeigt wurde. Ein Raum der Ausstellung porträtierte Mensah-Schramm und ihre Arbeit.[3]

Mensah-Schramm wurde 1981 Mitglied der „Alternativen Liste“ in Berlin (einer Quellorganisation von Bündnis 90/Die Grünen Berlin) und ist Mitglied der Zehlendorfer Friedensinitiative.

Mensah-Schramm wandelte im Mai 2016 in einem Fußgängertunnel im Berliner Bezirk Zehlendorf den Spruch „Merkel muss weg“ in „Merke! Hass weg“ um. Daraufhin wurde sie angezeigt, und die Staatsanwaltschaft Berlin leitete ein Verfahren wegen des Straftatbestandes der Sachbeschädigung ein. Sie wurde, da sie den Schriftzug vergrößert und die Farbe Pink verwendet habe, Anfang Oktober 2016 zu 1.800 Euro Geldstrafe, ausgesetzt auf ein Jahr zur Bewährung, verurteilt und kündigte daraufhin Berufung an.[4][5]

Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Irmela Mensah-Schramm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Regina Finsterhölzl: Mit Schaber und Stahlwolle gegen Nazis, die tageszeitung, 28. Juli 2007
  2. Wibke Bergemann: Die Hass-Jägerin (Memento vom 6. November 2014 im Internet Archive), vorwärts zeitblende 07-08/2007
  3. Angezettelt. Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute. Herausgegeben vom Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und Deutsches Historisches Museum, Berlin 2016, ISBN 978-3-86102-197-1.
  4. Kemal Hür: Rentnerin mit Zivilcourage – Gericht verwarnt Aktivistin für Menschenrechte. In: Deutschlandfunk. Abgerufen am 6. Oktober 2016 (deutsch).
  5. "Polit-Putze" wehrt sich gegen Strafbefehl, Spiegel Online, 6. Oktober 2016
  6. Hilde Meier: „Alle soll'n sehen, was ich mache!“ dieBerlinerin.com, 1. Januar 2003, Portrait
  7. Welt-Online: Heftiger Streit um Ordensverleihung
  8. http://www.goettinger-friedenspreis.de/?page_id=1332