Jacopo Amigoni

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Selbstbildnis (circa 1750–1752)

Jacopo Amigoni, manchmal auch Amiconi (* 1675 in Venedig oder Neapel; † 1752 in Madrid) war ein italienischer Maler des Rokoko.

Jacopo Amigoni kam im Laufe seines künstlerischen Schaffens durch halb Europa. Er wurde vor allem als Porträt- und Historienmaler zu einiger Berühmt- und Bekanntheit sowie zu einigem Wohlstand.

Leben

Deckengemälde Dido empfängt Aeneas im Viktoriensaal im Neuen Schloss Schleissheim
Neues Schloss Schleißheim – Großer Saal – Deckenfresco, vgl. auch die große zoombare Version bei www.bavarikon.de

Seine Lehrjahre führten Amigoni von Venedig aus nach Flandern, wo er sich intensiv mit Flämischer Malerei auseinandersetzte.

Bayern: Schleißheim, Frauenkirche in München und andere

Seine eigentliche Karriere begann im Jahre 1715, als er beim bayerischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel in Anstellung ging.

Während seiner Zeit in Bayern entstanden von ihm unter anderem:

Das erwähnte große Altarbild Christus der Auferstandene begegnet seiner Mutter befindet sich heute in der Kirche der Abtei Frauenwörth auf der Insel Frauenchiemsee, wo es allerdings zu bestimmten Zeiten im Jahreszyklus durch ein Gemälde der seligen Irmengard von Chiemsee ersetzt wird.[2]

In München wurde der Kupferstecher Joseph Wagner sein Schüler.

London: Amigoni, Wagner & Farinelli

Eines der Gemälde Amigonis, die den Kastraten Farinelli zeigen. Es wurde von Wagner gestochen.
Kupferstich des obenstehenden Gemäldes von Amigoni. Es zeigt den Kastratensänger Carlo Broschi, genannt Farinelli, als von den Musen gekrönter Sänger
Ein weiteres Gemälde Amigonis, das Carlo Broschi alias Farinelli zeigt.

Im Jahre 1730 ging er nach London, nahm dorthin auch Wagner mit. Offenbar lernte Amigoni dort bald den italienischen Komponisten Nicola Porpora kennen und kam über diesen in Kontakt zu dem wohl berühmtesten Kastratensänger des 18. Jahrhunderts – Farinelli. Dieser hatte bei Porpora gelernt und wurde von diesem auch nach London verpflichtet.[3] In London wurde Farinelli, obwohl er nur von 1734 bis 1735 in der englischen Hauptstadt bleiben sollte, der Star der Opernbühne und nicht nur zum bestbezahlten Sänger seiner Zeit, sondern auch zum Liebling der Adligen, die sich gleichsam darum drängelten, ihn reich beschenken zu dürfen. Es wird kolportiert, dass Porpora und Amigoni, Farinelli gleichsam als Zugpferd nutzend, durch ihn auch zu lukrativen und sehr gut bezahlten Aufträgen kamen.[4] Jedenfalls sind von Amigoni zahlreiche Portraits des Kastraten erhalten, die heutzutage in ganz Europa verteilt sind. Sein Schüler Wagner nutzte einige dieser Gemälde, um Kupferstiche anzufertigen, auch diese finden sich in zahlreichen Museen und Privatsammlungen.[5]

Madrid 1747–1752: Wiedersehen mit Farinelli

1739 kehrte er nach Venedig zurück. Es soll Amigoni gewesen sein, der Canaletto zur Englandreise überredete, die dieser dann 1746 unternahm. Weitere Stationen seines Lebens waren Frankreich und Spanien.

In Spanien wurde er 1747 Hofmaler am Königshof in Madrid, wo er fünf Jahre später auch starb. In Madrid kam es zu einem Wiedersehen mit Farinelli, der dort 1737 in die Dienste von Maria Luisa Gabriella von Savoyen, der Königin von Spanien, eingetreten war, um die Schwermut, bzw. nach heutiger Definition Depression, ihres Gatten, des Königs Philipp V. von Spanien, zu lindern. Auch unter dessen Nachfolger Ferdinand VI. blieb Farinelli weiterhin am Hof beschäftigt und war quasi Kapellmeister und Operndirektor dort. So entstanden denn auch in Madrid weitere Porträts Farinellis.

Vor allem aber schuf Amigoni in Madrid großformatige Gemälde im Auftrag des spanischen Königs. Darunter sind besonders bekannt:

  • Deckengemälde in einem Saale des Palastes des spanischen Königs in Aranjuez
  • heilige Familie im Oratorio in der Kirche San Salvador zu Madrid
  • die vier Jahreszeiten im königlichen Theater im Palast Buen Retiro (nicht erhalten)

Stil

Amigonis Stil wird im Neuen allgemeinen Künstler-Lexicon … von Georg Kaspar Nagler wie folgt charakterisiert:

„Er ist eigentümlich in sanften oft unbestimmten Umrissen und einem mitunter gelbem Tone. Sein besserer Styl ist nach Lanzi derjenige, den er sich in Flandern durch das Studium jener Meister aneignete. Dort lernte er die Kunst, mit Schatten bis zum einfachen Schwarz zu gelangen, und damit, ohne der Lieblichkeit Eintrag zu thun, vollkommene Durchsichtigkeit und Klarheit zu erreichen.[6]

Werke (Auswahl)

  • Christus der Auferstandene begegnet seiner Mutter , ca. 1715
  • Jupiter und Callisto, circa 1740–1750
  • Zephyr und Flora, Mitte 18. Jahrhundert
  • Juno erhält das Haupt des Argus
  • Perseus und Andromeda
  • Venus und Adonis
  • Carlo Broschi detto Farinelli, 1735;
  • Carlo Broschi detto Farinelli (1734/35), Öl auf Leinwand (277 × 186 cm); Bukarest, Muzeul Național de Artă al României, cat. 272
  • Carlo Broschi detto Farinelli (1750/52), Öl auf Leinwand, Staatsgalerie Stuttgart
  • Carlo Broschi detto Farinelli (1750/51), Öl auf Leinwand, Melbourne, National Gallery of Victoria
  • „Sig[no]r Carlo Broschi D[ett]o Farinello“, Öl auf Leinwand, Paris, Musée Carnavalet, (Amigoni zugeschrieben),
  • Hercules und Omphale

Auktionen

  • 1826 in Nürnberg: Ein Mann mit einem Knaben m. Trommel, von Amiconi., Verzeichniß der Sammlung der Bücher, Oelgemälde, Kupferstiche, Wasser- und Email=Malereien, … des zu Nürnberg verstorbenen Herrn Oberpostmeisters Schustern welche …, Google Books, online, S. 15, Position 2.

Abbildungen

Literatur

am ausführlichsten:

vgl. auch:

Weblinks

Commons: Jacopo Amigoni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. Eintrag Amigoni, Jacopo in Felix Joseph Lipowsky: Baierisches Künstler-Lexikon. Erster Band. Von A. bis O. S. 5–6 sowie Eintrag Amigoni, Jacopo in Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon …. Schwarzenmann & Schumann, Leipzig, S. 101–102
  2. Abtei Frauenwörth, Frauenchiemsee, abgerufen am 8. Juli 2014
  3. Zu Barockzeiten nutznießten Gesangslehrer von den Erfolgen ihrer erfolgreichen Schüler oft noch lange, nachdem diese ihre Ausbildung beendet hatten. Da die zu Kastraten auszubildenden Gesangsschüler zumeist aus armen Familien stammten, konnten sie ihre Ausbildung nicht bezahlen und mussten sich somit verpflichten, die Ausbildungsgelder bei Erfolg nachzuzahlen. So traten sie oft schon in den letzten Jahren ihrer Ausbildung und oft auch noch einige Jahre danach auf, bekamen dafür auch eine Gage, mussten aber einen großen Teil derselben an ihren Gesangslehrer abtreten. Farinelli hatte bei Porpora gelernt und dieser rief ihn 1734 nach London, damit er der Gesangsstar der so genannten Adelsoper werde, die sich zum Ziel gesetzt hatte, der Royal Academy of Music, bei der Georg Friedrich Händel angestellt war, Konkurrenz zu machen.
  4. (Autor unbekannt): Farinelli. The Westminster Magazine: or, The Pantheon of Taste, vol. 5 (1777), pp. 396-397
  5. Die Behauptung, der Kontakt zu Farinelli sei erst während eines Aufenthaltes in Paris 1736 zustande gekommen, wie sie Constantin von Wurzbach: Amigoni, Jakob. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 1. Theil. Universitäts-Buchdruckerei L. C. Zamarski (vormals J. P. Sollinger), Wien 1856, S. 31 (Digitalisat). bringt, stimmt also ganz offensichtlich nicht.
  6. Eintrag Amigoni, Jacopo in Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon …. Schwarzenmann & Schumann, Leipzig, S. 101