Jean-Claude Brisseau

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Jean-Claude Brisseau (* 17. Juli 1944 in Paris; † 11. Mai 2019[1] ebenda) war ein französischer Filmemacher, der in seinen Filmen häufig sexuelle Obsessionen umsetzte.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich Französischlehrer in der Banlieue, begann er als Autodidakt Schmalfilme zu drehen. Er wurde von Éric Rohmer entdeckt und gefördert. Obwohl er anfangs seine sozialen Erfahrungen einarbeitete, wollte er nicht Realist oder Sozialkritiker sein.

Im Jahr 1988 erhielt Brisseau in Cannes für Lärm und Wut einen Förderpreis; 1992 war Céline in Berlin für den Goldenen Bären nominiert.

Gleichgültig, ob berechnete Provokation oder eher ins Bild gesetzte Obsession, sein Hang, in einzelnen Szenen auch pornografischen Ansprüchen zu genügen, brachte ihn mit Heimliche Spiele in eine Grenzsituation. Das wohl drastische Casting wurde von der französischen Justiz als sexuelle Belästigung gewertet und mit einer Bewährungsstrafe geahndet. Der Film selbst wurde von den angesehenen Cahiers du cinéma als bester Film des Jahres bezeichnet. Der Erfolg führte zu drei weiteren Filmen, Teuflische Engel – Heimliche Spiele 2 (2006), Gefallene Engel – Heimliche Spiele 3 (2008) und Teuflische Versuchung – Heimliche Spiele 4 (2018). Ein erneutes Ermittlungsverfahren 2006 mit demselben Vorwurf wie 2002 verlief folgenlos für ihn. Im zweiten Teil der Reihe verarbeitete er die Erlebnisse aus den Castings aus seiner Sicht.

2012 erhielt er für La Fille de nulle part den Goldenen Leoparden des Internationalen Filmfestivals von Locarno.[3] Der Film stellt einen von Brisseau selbst gespielten verwitweten und pensionierten Mathematikprofessor in den Mittelpunkt, der eine junge obdachlose Frau (Virginie Legeay) bei sich aufnimmt.[4]

Brisseau starb im Mai 2019 im Alter von 74 Jahren in Paris.

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1978: Das Leben wie es ist (La vie comme ça) – Buch und Regie
  • 1983: Grausames Spiel (Un jeu brutal) – Buch und Regie
  • 1988: Lärm und Wut (De bruit et de fureur) – Buch und Regie
  • 1989: Weiße Hochzeit (Noce blanche) – Buch und Regie
  • 1992: Céline – Buch und Regie
  • 1994: Ein schwarzer Engel (L’ange noir) – Buch und Regie
  • 2000: Die armen Leute und der liebe Gott (Les savates du bon Dieu) – Buch und Regie
  • 2002: Heimliche Spiele (Choses secrètes) – Buch und Regie
  • 2006: Teuflische Engel – Heimliche Spiele 2 (Les anges exterminateurs) – Buch und Regie
  • 2008: Gefallene Engel – Heimliche Spiele 3 (A l’aventure) – Buch und Regie
  • 2012: Das Mädchen von nirgendwo (La fille de nulle part) – Buch, Regie, Darsteller
  • 2018: Teuflische Versuchung – Heimliche Spiele 4 (Que le diable nous emporte) – Buch und Regie

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jean-Claude Brisseau bei IMDb
  • Pierre Baumard: Jean-Claude Brisseau: Biographie, filmographie, bibliographie et liens. In: savates.org: Les savates du Bon Dieu. (französisch).
  • Frédéric Bonnaud: Anti-Social Realism: Jean-Claude Brisseau. In: Film Comment. Film Society of Lincoln Center, Januar 2004; (englisch, ursprünglicher Titel: Anti-Social Realism: Why Jean-Claude Brisseau is France’s most misunderstood filmmakern).
  • Rob Nelson: Getting Off. In: The Village Voice. 27. Februar 2007; (englisch, Bericht über den „Skandal-Regisseur“).
  • Le cinéaste Jean-Claude Brisseau déféré devant la justice. In: AFP auf Google News. 21. Dezember 2007, archiviert vom Original am 24. Dezember 2007; (französisch, zum Strafverfahren).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Französischer Filmregisseur Jean-Claude Brisseau ist tot. Salzburger Nachrichten vom 11. Mai 2019, abgerufen am 12. Mai 2019.
  2. Regisseur Jean-Claude Brisseau gestorben, deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 12. Mai 2019.
  3. Pardo d’oro: “La Fille de nulle part” bei pardolive.ch, 11. August 2012 (abgerufen am 12. August 2012).
  4. Deutsche Filmbeschreibung bei pardolive.ch (abgerufen am 12. August 2012).