Joh. Wilh. von Eicken

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Joh. Wilh. von Eicken GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1770
Sitz Lübeck, Deutschland Deutschland
Leitung Johann Wilhelm von Eicken,
J. W. Marc von Eicken
Mitarbeiterzahl 694[1]
Umsatz 189,6 Mio. Euro[1]
Branche Tabakindustrie
Website www.von-eicken.com
Stand: 30. September 2021

Die Joh. Wilh. von Eicken GmbH ist ein konzernunabhängiges Unternehmen der Tabakindustrie mit Sitz in Lübeck, das sämtliche Tabakerzeugnisse vom Rohtabak bis zum Endprodukt selbst fertigt. Das Unternehmen wurde 1770 gegründet und befindet sich bis heute in Besitz der Familie von Eicken. Es wird von Joh. W. von Eicken und dessen Sohn J. W. Marc von Eicken in der 7. bzw. 8. Familiengeneration geführt. Die Joh. Wilh. von Eicken GmbH ist eines der 50 ältesten unabhängigen Familienunternehmen Deutschlands.[2][3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werbeschild der Fabriken in den 1920er-Jahren

Der Ursprung des Unternehmens geht in das Jahr 1770 zurück, als der Kaufmann Johann Wilhelm von Eicken in Mülheim an der Ruhr einen Kolonialwarenhandel mit Lebens- und Genussmitteln gründete.[4][5] Bereits damals lag der Schwerpunkt im Tabakhandel und der Weiterverarbeitung zu Rauch- und Schnupftabak. Die ursprüngliche Gründung des Unternehmens erfolgte als offene Handelsgesellschaft.[6]

Im Jahr 1804 starb der Gründer des Unternehmens und sein Sohn, Gerhard von Eicken (geb. 1770), übernahm als ältester Sohn die Leitung. 1824 verstarb Gerhard von Eicken, woraufhin dessen Sohn Johann Wilhelm von Eicken (geb. 1806) die Geschäfte weiterführte.[7] Als Johann Wilhelm von Eicken im Alter von 55 Jahren verstarb, übernahm seine Ehefrau Sophie von Eicken die Geschäftsführung. Ihr Sohn Carl Heinrich (geb. 1846) stieg bereits im Alter von 16 Jahren in das elterliche Geschäft ein und übernahm 1866 die Führung des Familienunternehmens. Carl Heinrich von Eicken fokussierte sich ab 1866 ausschließlich auf Tabakproduktion und -handel.[2][3] Im Jahr 1877 wurde eine neue Fabrik in der Wilhelmstraße in Mülheim gebaut.

Hoheluftchausse 95 (Hamburg-Hoheluft-West)

1886 erwarb von Eicken eine Tabakfabrik in Hamburg, da für 1889 der Zollanschluss an Hamburg vor der Tür stand.[5] 1901 brannte es in den angemieteten Von-Eicken-Fabrikräumen der Firma H.W. Heidmann. Diese wurden wieder aufgebaut. In der Hamburger Hoheluftchaussee 95 wurde 1902 eine neue Fabrik errichtet und ein Jahr später eingeweiht.[3] Zu diesem Anlass wurde Johann Wilhelm von Eicken (geb. 1878) von seinem Vater Carl Heinrich zum Teilhaber der Firma ernannt. 1921 wurde von Eicken von einer Handelsgesellschaft in eine Kommanditgesellschaft umfirmiert.[7]

1943 zerstörten Bomber die Von-Eicken-Fabrik in Mülheim, vier Wochen später das Kontorgebäude in Hamburg sowie das Privathaus der von Eickens. Zum 1. Januar 1945 gingen die Geschäfte in die Hände des ältesten Sohnes, Johann Wilhelm von Eicken (geb. 1905), über. Zum Ende des Krieges im Mai 1945 wurde die Fabrik stillgelegt, da sie für Röntgenapparate benötigt wurde.[7]

Im Jahr 1970 wurde die Geschäftsleitung an den heutigen ersten Geschäftsführer, Johann Wilhelm von Eicken (geb. 1942), übertragen.[8] 1982 zog die Firma von Hamburg nach Lübeck um, wo sich seitdem der Firmenhauptsitz befindet.[3] 1992 übernahm von Eicken mit dem Tabakhaus in Dingelstädt (Thüringen) eine Manufaktur für Zigarren und Zigarillos und 1993 die Zigarettenfabrik Becifa in Berlin-Pankow.[5] Seit 1999 erfolgt die Zigarettenproduktion komplett in Eigenverantwortung.

2002 wurde J. W. Marc von Eicken zweiter Geschäftsführer der von Eicken GmbH.[8] Im Jahr 2004 übernahm die Joh. Wilh. von Eicken GmbH seinen einstigen Lieferanten, den Malchiner Bandtabak-Betrieb.[9] 2011 und 2019 erwarb das Unternehmen neue Firmengebäude in Lübeck.[7]

Unternehmensstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Firmensitz von Eicken in Lübeck (2020)
Zigarrenfabrik in Dingelstädt (2016)

Erster Geschäftsführer der Joh. Wilh. von Eicken GmbH ist Johann Wilhelm von Eicken, zweiter Geschäftsführer ist sein Sohn J. W. Marc von Eicken.[7][5] Marc von Eicken hält 60 Prozent der Firmenanteile, 40 Prozent halten seine beiden Schwestern.[6]

Der Umsatz der Joh. Wilh. von Eicken GmbH betrug im Jahr 2021 189,6 Mio. Euro und sie beschäftigte 694 Mitarbeiter.[1]

Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Lübeck. Außerdem gibt es die weiteren Standorte des Tabakhauses in Dingelstädt und der Zigarrenmanufaktur Tabacalera von Eicken s.r.l. in Santiago de los Caballeros in der Dominikanischen Republik.[6] Für den Vertrieb unterhält die Joh. Wilh. von Eicken GmbH die Vertriebsgesellschaften von Eicken France SAS in Bracieux (Frankreich), Connshade Cigar Corporation in Miami (USA)[10], von Eicken Middle East FZE in Dubai und die von Eicken Asia in Singapur.[5][11]

Geschäftsfelder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Unternehmen der Nahrungs- und Genussmittelindustrie bietet von Eicken ein breites Spektrum an Tabakprodukten für Großhandel und Endverbraucher: Zigaretten, Zigarillos, Zigarren, Drehtabak, Stopftabak und Pfeifentabak.[4][6][8]

Von Eicken stellt seit 1999 Zigaretten vollständig in Eigenverantwortung am Standort Lübeck her.[12] Im thüringischen Dingelstädt werden Zigarren und Zigarillos maschinell gefertigt und in verschiedenen Formaten produziert. Nahezu das gesamte Portfolio wird in Lübeck und im thüringischen Dingelstädt produziert, mit Ausnahme der Longfiller-Zigarren.[13] Deren Herstellung als 100 % handgerollte Zigarren erfolgt in der Zigarrenmanufaktur in Santiago de los Caballeros in der Dominikanischen Republik.[14]

Seit 1999 stellt die Joh. Wilh. von Eicken GmbH mit ihrer Marke Manitou und seit 2007 auch mit ihrer Marke Pepe zusatzstofffreie Tabakwaren her. Das Unternehmen verwendet für seine Marke Manitou seit 2008 auch Tabak aus kontrolliertem, ökologischem Anbau ohne Pestizide und künstliche Düngemittel.[3][4]

In Deutschland werden Zigaretten u. a. unter den Namen Burton, Denim, Manitou, Pepe, Allure und Dimitrino angeboten.[4] Dreh- und Stopftabak bietet von Eicken unter den Marken Burton, Denim, Manitou, Pepe und Sioux im Inland an sowie Zigarren und Zigarillos unter den Marken Burton, Denim, Candlelight und Pipers.[8][15]

Das Unternehmen vertreibt insgesamt über 30 Marken in mehr als 120 Ländern.[13] Die Exportquote beträgt nach eigenen Angaben 60 %.[2]

Außerdem produziert von Eicken ebenfalls Produkte als Private Label für andere Unternehmen.[4]

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joh. Wilh. von Eicken ist Gründungsmitglied des Deutschen Zigarettenverbandes (DZV)[16] sowie dessen Dachverbandes, dem Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse (BVTE).[17] Ebenfalls ist von Eicken Mitglied des am Mittelstand orientierten Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR).[18] Auf europäischer Ebene ist von Eicken Mitglied der European Smoking Tobacco Association (ESTA)[19] und der European Cigar Manufacturers Association (ECMA).[20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Joh. Wilh. von Eicken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.10.2020 bis zum 30.09.2021, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 28.10.2022
  2. a b c Joh. Wilh. von Eicken GmbH. In: Lexikon der deutschen Familienunternehmen (Hg. Florian Langenscheidt, Peter May). S. 384 f.
  3. a b c d e Joh. Wilh. von Eicken. In: Die Zeit Verlagsgruppe. Abgerufen am 28. Oktober 2022 (deutsch).
  4. a b c d e Erfolgreich in die Zukunft. In: Lübecker Nachrichten, S 23. 10.09.2021.
  5. a b c d e 250 Jahre " Aus Freude am Tabak". In: Lübecker Nachrichten, S. 27. 25.10.2020.
  6. a b c d Christian Müssgens: "Es geht nicht um eine gesündere Zigarette". In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 113, S. 9. 18.05.2015.
  7. a b c d e Unternehmensgeschichte. In: Von Eicken. Abgerufen am 18. Juni 2022.
  8. a b c d 500 Mitarbeiter in Lübeck und Dingelstädt. In: Märkische Allgemeine, S. 19. 27. August 2022.
  9. Bandtabak-Betrieb kann weiterarbeiten. In: Nordkurier. 02.07.2004.
  10. www.connshadecigars.com
  11. Standorte. In: Von Eicken. Abgerufen am 18. Juni 2022.
  12. Erfolgreich in die Zukunft. In: Lübecker Nachrichten, S. 23. 10. September 2021.
  13. a b Vom Pfeifentabak bis zum Energydrink. In: Lübecker Nachrichten, S. 27. 25.10.2020.
  14. Produkte. In: Von Eicken. Abgerufen am 18. Juni 2022.
  15. Birger Nicolai: Burton, Pepe, Manitou: Das Erfolgsrezept des Zigarettenherstellers Von Eicken. In: DIE WELT. 21. Dezember 2019 (welt.de [abgerufen am 28. Oktober 2022]).
  16. Mitgliedsunternehmen. In: Deutscher Zigarettenverband - DZV. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (deutsch).
  17. Mitglieder - BVTE - Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse. Abgerufen am 29. Oktober 2022.
  18. VdR - Verband der deutschen Rauchtabakindustrie e.V.: Verband. Abgerufen am 29. Oktober 2022.
  19. Members – ESTA. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (amerikanisches Englisch).
  20. Who We Are. In: European Cigar Manufacturers Association - ECMA. Abgerufen am 29. Oktober 2022 (britisches Englisch).