Johann Matthäus Schmahl

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Tafelklavier von J. M. Schmahl im Musikinstrumenten-Museum Berlin

Johann Matthäus Schmahl (auch: Schmal) (* 1. Mai 1734 in Ulm; † 24. November 1793 ebenda)[1] war ein süddeutscher Klavier- und Orgelbauer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Matthäus Schmahl entstammte einer weit verzweigten, ursprünglich mitteldeutschen, Orgelbauerfamilie. Er kam im Jahr 1734 als ältester Sohn des Orgelbauers Georg Friedrich Schmahl in Ulm zur Welt. In der Werkstatt seines Vaters erlernte er den Beruf des Orgel- und Instrumentenbauers. Neben kleineren Instrumenten wie Geigen und Klavieren mit und ohne Pedal baute er so wie sein Vater auch neue kleinere Orgeln für verschiedene Dorfkirchen in der Umgebung von Ulm und auf der Schwäbischen Alb.[2] An der Orgel der Dreifaltigkeitskirche in Ulm führte er grundlegende Reparaturarbeiten durch und versah sie mit neuen Registern.[2]

Im Jahr 1779 erhielt er von einem Stifter den Auftrag, für die zum Franziskanerkloster auf dem Ulmer Münsterplatz gehörige Barfüßerkirche eine neue Orgel zu bauen, die er 1781 fertigstellte. Diese Schmahl-Orgel wurde wenige Jahrzehnte später in die Stadtkirche von Geislingen versetzt und war dort – nach einigen Umbauten und Reparaturen – noch bis 1934 in Betrieb.[3] Seine Rokoko-Orgel in der evangelischen St.-Laurentius-Kirche in Berghülen gehört zu den wenigen noch teilweise original erhaltenen Instrumenten des 18. Jahrhunderts in der Orgellandschaft Oberschwaben.[4][5]

Nach dem Tod seines Vaters übernahm Johann Matthäus Schmahl dessen Werkstatt und verlegte den Schwerpunkt seiner Arbeit auf den Bau von Klavieren und Cembali. Einige seiner zwischen 1770 und 1785 entstandenen Tafelklaviere und Hammerflügel sind im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen, weitere im Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig, im Musikinstrumenten-Museum Berlin und im Musikinstrumentenmuseum (mim) in Brüssel.[6] Auch Wolfgang Amadeus Mozart soll eines seiner Instrumente besessen haben.[7]

Johann Matthäus Schmahl starb im November 1793 im Alter von 59 Jahren in Ulm. Nach seinem Tod führte sein jüngerer Bruder Georg Friedrich Schmahl d. J. (1748–1827) die Werkstatt weiter, später dessen Sohn Christoph Friedrich Schmahl (1787–1839).

Am 27. August 1936 spielte der Musikwissenschaftler und Organist Joachim Altemark (1906–1963) im Institut für Deutsche Musikforschung in Berlin für den Deutschlandsender der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft auf historischen Klavieren der Berliner Instrumentensammlung ein kleines auf Schellackplatten erhaltenes Programm ein, darunter auch zwei Mozartstücke auf einem Tafelklavier von Johann Matthäus Schmahl.[8]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schmahl-/Link-Orgel in Berghülen

Orgeln (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Instrumente in Museen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gotthilf Kleemann: Die Orgelbaufamilie Schmahl. In: Acta Organologica. Band 7, 1973, S. 71–104.
  • Wolfgang Manecke, Johannes Mayr: Historische Orgeln in Ulm und Oberschwaben. Pfeifenorgeln im Alb-Donau-Kreis, in Ulm, Hayingen und Zwiefalten (= Alb und Donau, Kunst und Kultur. Band 21). Süddeutsche Verlags-Gesellschaft, Ulm 1999, ISBN 3-88294-268-1.
  • Wolfgang Manecke: Ein saumfertiger Träumer: Johann Matthäus Schmahl und seine Orgel in der Evangelischen Pfarrkirche Berghülen. In: Orgel international. 2000, S. 333–335 (statistik-bw.de).
  • Michael Günther: Der Ulmer Klavierbauer Matthäus Schmahl (1734–1793). In: Andreas Schmauder, Michael Wettengel (Hrsg.): Ulm und Oberschwaben. Band 59. Thorbecke Jan Verlag, 2015, ISBN 978-3-7995-8049-6, S. 254–277, doi:10.53458/uo.v59i.6883.
  • Hans-Martin Braunwarth: Die Orgelmacherfamilie Schmahl und ihr Wirken in den Reichsstädten Heilbronn und Ulm und im Herzogtum Württemberg. In: Württembergische Blätter für Kirchenmusik. Band 5, 2012, S. 5–17.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Johann Matthäus Schmahl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Johann Matthäus Schmahl. In: Landesbibliographie Baden-Württemberg. Abgerufen am 27. Oktober 2022.
  2. a b Albrecht Weyermann (Hrsg.): Nachrichten von Gelehrten, Künstlern und anderen merkwürdigen Personen aus Ulm. Christian Ulrich Wagner, Ulm 1798, S. 470 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Karlheinz Bauer: Die Orgel in der Stadtkirche Geislingen. Evangelischer Kirchenbezirk Geislingen, archiviert vom Original am 23. Dezember 2015; abgerufen am 27. Januar 2022.
  4. Sabine Graser-Kühnle: Orgelkonzert für die Renovierung. In: Südwest Presse. 11. April 2012, archiviert vom Original am 23. Dezember 2015; abgerufen am 27. Oktober 2022.
  5. a b Berghülen, St. Laurentius (ev.). In: Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 27. Oktober 2022.
  6. Johann Matthäus Schmahl. In: Musical Instrument Museums Online. Abgerufen am 17. Dezember 2015 (englisch).
  7. Wolfgang Manecke: Johann Matthäus Schmahl (1734–1793): der genial-ungeratene Sohn. In: Original-Nachrichten aus Schwaben – Teil II. Daniel Kunert, archiviert vom Original am 23. Dezember 2015; abgerufen am 27. Oktober 2022.
  8. Dokument des Monats Januar 2006 – Der junge Mozart. In: Deutsches Rundfunkarchiv. Januar 2006, archiviert vom Original am 23. Dezember 2015; abgerufen am 27. Oktober 2022.