Johannes Cochläus

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Kupferstich von Johannes Cochläus

Johannes Cochläus (* 10. Januar 1479 in Raubersried, Pfarrei Wendelstein bei Schwabach, Mittelfranken; † 11. Januar 1552 in Breslau) war ein deutscher Humanist und Theologe. Er war einer der erbittertsten Gegner Martin Luthers und ist ein Heiliger der katholischen Kirche.

Name

Sein bürgerlicher Name lautet Dobeneck, auch in den Schreibweisen Dobneck oder Dobenek. Im Zeitalter der Renaissance war es unter Gelehrten üblich, einen gräzisierten oder latinisierten Namen zu tragen. Der Name Cochläus, unter dem er bekannt wurde, leitet sich von einer Latinisierung seiner Heimatpfarrei Wendelstein ab (griech./lat. cochlea = Schnecke, Schneckenhaus, Wendeltreppe). Oftmals wurde Johannes Cochläus auch Wendelstinus genannt.

Leben

Cochläus studierte an der Universität Köln und wurde 1510 Rektor der Schule bei St. Lorenz in Nürnberg, eine Stelle, die er bis zum Frühjahr 1515 innehatte.[1] Für den humanistischen Schulbetrieb schrieb er 1512 das Büchlein Brevis Germaniae descriptio tum a rebus gestis moribusque populorum tum a locorum situ. Seine Schilderungen der Schweiz, Westfalens, der Oberpfalz und der Niederlande beruhen auf eigenen Beobachtungen während seiner Studienfahrten. Zu dieser Zeit gehörte er einem humanistischen Zirkel um Albrecht Dürer und Willibald Pirckheimer an.[2]

Nach einer Italienreise wurde er Dechant des Liebfrauenstiftes zu Frankfurt am Main und Kleriker in Mainz. Cochlaeus wurde 1526 Stiftsherr an St. Viktor vor Mainz und nahm als theologischer Berater von Kardinal Albrecht von Mainz am Reichstag zu Speyer teil. 1527–39 war er Domherr am Meißner Dom und endlich Kanonikus am Breslauer Dom, wo er 1552 starb. Der hl. Johannes Cochläus wird an seinem Todestag, dem 11. Januar, gefeiert.

Anfangs war er wie alle Humanisten lutherfreundlich, wandte sich aber 1521 gegen ihn. Er bot Luther in Worms einen theologischen Zweikampf an und erfuhr von diesem eine scharfe Abweisung in der Schrift Wider den gewappneten Mann C. (1523). Später war er als Mitarbeiter auf dem Augsburger Reichstag (1530) an der Ausarbeitung einer Schrift gegen die Augsburger Konfession beteiligt, auch auf dem Regensburger Kolloquium von 1546 tätig und schrieb unter anderem: Commentaria de actis et scriptis Martini Lutheri, Martin Luther, das ist kurze Beschreibung seiner Handlungen und Inschriften der Zeit nach vom 1517. bis auf das 1546. Jahr seines Ableibens[3]

Cochläus’ Kommentar zu Luther prägte jahrhundertelang das katholische Lutherbild in der Geschichtsschreibung, ohne dass man sich dessen bewusst geworden wäre. Erst Adolf Herte stellte in seiner Untersuchung zu Cochläus 1915 diese Besonderheit fest. Siehe auch: Geschichte der Geschichtsschreibung.

Ein Exemplar des De Gratia Sacramentorvm Liber Vnvs Ioan. Cochlei aduersus assertionem Marti. Lutheri von 1522 ist im Bestand der Stadtbibliothek Mainz. Vorbesitzer war die Kartause Mainz.

Literatur

Wikisource: Johannes Cochläus – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Georg von Kress: Die Berufung des Johannes Cochläus an die Schule bei St. Lorenz in Nürnberg im Jahre 1510; in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 7 (1888), S. 19–38 bib-bvb.de
  2. Michael Klein: Geschichtsdenken und Ständekritik in apokalyptischer Perspektive. Hamm 2004, S. 108 (PDF, 841 KB [abgerufen am 20. Februar 2013] Dissertation an der Fernuni Hagen).
  3. Deutsche Übersetzung von Hüber, Ingolstadt 1582. Vgl. Otto: Johann C., der Humanist. Breslau 1874.
VorgängerAmtNachfolger
Hieronymus EmserHofkaplan in Dresden
1528–1539
Paul Lindenau