Julo Levin

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Julo Levin (als Julius Levin geboren 5. September 1901 in Stettin; gestorben 1943 im KZ Auschwitz) war ein deutsch-jüdischer Maler des Expressionismus.

Leben und Wirken

Julo Levin, drittes und jüngstes Kind von Emma und Leo Levin, wuchs in Stettin auf.[1] Schon in frühen Jahren war Julo an Kunst interessiert. 1926 schloss er die Kunstschule ab und sicherte sich ab 1931 eine Anstellung in Düsseldorf.

Seit 1919 gehörte er der rheinischen Kunstszene an. Er studierte an den Kunstgewerbeschulen in Essen und München, später an der Kunstakademie Düsseldorf. Von 1925 bis 1932 war er Mitglied der Rheinischen Sezession und des Jungen Rheinland. Er gehörte der von 1930 bis 1933 bestehenden Künstlergruppe Das Neue Pommern an.[2] Nach dem Malverbot war der Künstler als Zeichenlehrer an jüdischen Schulen in Düsseldorf und Berlin tätig. Er besuchte jedes Jahr für einige Wochen seinen Geburtsort Stettin. Losgelöst von beruflichen Anforderungen widmete er sich hier künstlerisch dem Treiben im großen Seehafen. Levins Vorliebe für Hafenszenen gipfelte in Bildern, die eine Reise nach Südfrankreich (1931) widerspiegeln.

1933 wurde Levin aus politischen Gründen verhaftet. Wegen seiner jüdischen Herkunft blieb ihm die Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer, und damit eine weitere Berufsausübung, verwehrt.

Julo Levin hat als Kunstlehrer an der 1935 begründeten Privaten Jüdischen Volksschule an der Kasernenstraße in Düsseldorf gearbeitet und die bedeutenden Zeichnungen seiner jüdischen Schülerinnen und Schüler gesammelt.[3] Diese Sammlung wurde durch Mieke Monjau, der Frau des Malers Franz Monjau (1903–1945; ermordet im Zwangsarbeitslager Ohrdruf des KZ Buchenwald), während der NS-Zeit versteckt und damit für die Nachwelt erhalten. Unter dem Titel „Verjagt, ermordet“ wurden diese jüdischen Kinderzeichnungen rund um den Erdball ausgestellt. Die Sammlung befindet sich im Stadtmuseum Düsseldorf.

Levin ging 1939 nach Berlin, wo er ebenfalls Zeichenunterricht erteilte. Am 17. Mai 1943 wurde Levin nach Auschwitz deportiert und ermordet. Es gibt in der Shoah-Opfernamendatenbank auf der Yad Vashem-Gedenkseite zwei Einträge zu seinem Namen,[4][5] ein Lebenslauf und Bericht über ihn findet sich im Bundesarchiv in Koblenz (Signatur: DY 55/V 278/6/1105).

Gedenken

Seit 2003 erinnert das „Julo-Levin-Ufer“ im Düsseldorfer Medienhafen an den Künstler, dort wurde am 27. November 2014 eine Gedenk- und Informationsstele enthüllt, die durch die in Düsseldorf ansässige „Stiftung Monjau-Levin“ initiiert worden war. In der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf erinnern der „Julo-Levin-Raum“ als kleiner Saal für Veranstaltungen oder pädagogische Projekte sowie eine Büste an den Künstler. Auf dem südlichen Teil des Golzheimer Friedhofs wurde 1962 ein Gedenkstein für die Maler Julo Levin, Karl Schwesig, Franz Monjau und Peter Ludwigs aufgestellt.

Am 25. Juni 2015 verlegte Gunter Demnig einen Stolperstein zu seinem Gedenken in der ul. Śląskiej 51 der heute polnischen Geburtsstadt des Malers, in Szczecin.

Werke

  • Stier.[6]
  • Emma Levin geb. Arnfeld, die Mutter des Künstlers.[7]

Literatur

  • Annette Baumeister (Hrsg.): Julo Levin 1901–1943. Monographie und Werkverzeichnis. Wienand, Köln 2001, ISBN 3-87909-768-2.
  • Joseph Walk (Hrsg.), Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. München : Saur, 1988 ISBN 3-598-10477-4
  • Mieke Monjau: … zu denen halten, die verfolgt sind. Eine biografische Befragung von Bernd H. Stappert. Talheimer Verlag 1993, ISBN 3-89376-019-9

Weblinks

Commons: Julo Levin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Julius (Julo) Levin, United States Holocaust Memorial Museum. „Der Holocaust.“ Holocaust-Encyclopedie (ushmm.org). Zugriff am [6. November 2013].
  2. Waldemar Diedrich: Frag mich nach Pommern. Verlag Gerhard Rautenberg, Leer 1987, S. 160.
  3. Bilder vom Abschied – Stadtmuseum zeigt Zeichnungen von jüdischen Kindern aus den Jahren 1936 bis 1938, Andreas Rehnolt, Artikel vom 23. Februar 2012 in der Jüdischen Allgemeinen.
  4. Levin, Julius (ID:3923626), Yad Vashem The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority.
  5. Levin, Julius (ID:4114361), Yad Vashem The Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority.
  6. Stier von Levin, Julo, Malerei/Papier in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  7. Emma Levin geb. Arnfeld, Mutter des Künstlers von Levin, Julo, Ölgemälde, 1939/1940 in der Deutschen Digitalen Bibliothek