Katharina von Siena

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Die Heilige Katharina empfängt die Wundmale
(Domenico Beccafumi, 1515).

Die heilige Katharina von Siena (* 25. März 1347 in Siena; † 29. April 1380 in Rom) war eine italienische Mystikerin und Kirchenlehrerin.

Leben

Katharina von Siena wurde als Caterina Benincasa als 24. Kind eines verarmten Adeligen, der sich als Pelzfärber den Lebensunterhalt verdienen musste, geboren. Die meisten ihrer Geschwister starben früh an der Pest. In dieser schwierigen Zeit (siehe 14. Jahrhundert) wuchs Katharina ohne Ausbildung heran, etwas Lesen und Schreiben lernte sie erst viel später. Bereits als sechsjähriges Kind hatte sie ihre erste Vision: Sie sah über dem Dach der Dominikanerkirche Jesus Christus sowie die Apostel Petrus, Paulus und Johannes. Mit 12 sollte sie verheiratet werden, weigerte sich jedoch und trat mit 16 gegen den Willen ihrer Eltern in den Dritten Orden der Dominikaner ein. Sie widmete sich intensiv der Pflege von Kranken und der Armenfürsorge sowie dem Gebet.

Erst durch eine neuerliche Christusvision beendet sie ihr zurückgezogenes Leben und beginnt eine vita activa zu führen. Sie geht hinaus zu den Menschen und äußert sich neben kirchlichen Fragen auch zu politischen und gesellschaftlichen - für eine Frau in dieser Zeit äußerst ungewöhnlich und Aufsehen erregend. Dies mag auch der Grund sein, warum Katharina im Jahre 1374 vor das Generalkapitel des Dominikanerordens berufen wurde. Dokumente zu dieser Befragung existieren nicht mehr, die Forschung nimmt jedoch an, dass es bei dieser Untersuchung um den Vorwurf des Ketzertums ging. Sie muss für rechtgläubig erklärt und von dem möglichen Vorwurf der Ketzerei freigesprochen worden sein, ihr wurde jedoch - um sie unter institutionelle Kontrolle zu stellen - der zu diesem Zeitpunkt bereits einflussreiche Pater des Dominikanerordens Raimund von Capua als Beichtvater zugeteilt. Er sollte sie ihr Leben lang als Berater und Dolmetscher begleiten, nach ihrem Tod verfasste er Katharinas Biographie „Legenda maior“.

Aus ihrem genuin religiös-kirchlichen Verständnis heraus entfaltete sie auch eine politische Wirksamkeit. Sie hielt öffentliche Ansprachen und brachte dabei - wenn sie es gerade aufgrund ihrer Verbundenheit mit der Kirche für nötig hielt - auch scharfe Kritik an den kirchlich und politischen Verantwortlichen an. Bald verbreitete sich ihr Ruf in ganz Europa und Menschen aus allen Ländern fragten sie um Rat - darunter selbst der Papst, den sie ihrerseits nicht schonte, sondern ihn auch prophetisch zurechtwies. Auflehnung gegen die päpstliche Autorität als solche war ihr jedoch fremd. So formulierte sie:

„Und selbst wenn der Papst ein fleischgewordener Teufel wäre, statt eines gütigen Vaters, so müssten wir ihm dennoch gehorchen, nicht seiner Person wegen, sondern Gottes wegen. Denn Christus will, dass wir seinem Stellvertreter gehorchen.“

Brief 207

Am 1. April 1375 erfolgte vor einem Kreuz in Pisa ihre Stigmatisation: auf wunderbare Weise erschienen an ihrem Körper die Wundmale Jesu, die allerdings nur für Katharina selbst zu erkennen waren.

1376 reiste Katharina nach Avignon. Sie überzeugte Papst Gregor XI., nach Rom zurückzukehren. Ein Jahr später begann das große Schisma, wobei Katharina Papst Urban VI. unterstützte. Auf seinen Wunsch zog sie nach Rom. Von dort aus kämpfte sie für die Einheit der Kirche und für eine Friedenslösung im krisengeschüttelten Italien.

Schwer krank starb Katharina mit erst 33 Jahren in Rom, nahe der Kirche Santa Maria sopra Minerva. Von ihren sterblichen Überresten wurde das Haupt nach Siena gebracht und befindet sich heute in der Kirche San Domenico.

1461 wurde Katharina heilig gesprochen und 1939 zur Schutzpatronin von Italien ernannt. 1970 erhielt sie den Titel Kirchenlehrerin zugesprochen. Katharina von Siena wurde 1999 zur Mitpatronin Europas erhoben.

Werke

Von ihren Briefen, die sie diktierte, da sie des Schreibens kaum mächtig war, sind über 380 erhalten geblieben, die nicht nur ein bedeutendes Zeugnis ihrer Zeit darstellen, sondern wegen ihrer theologischen Dichte auch ihren Ruf als Kirchenlehrerin begründet haben. In deutscher Fassung sind sie nur teilweise verfügbar, z.B.:

  • Ferdinand Strobel (Hg.), Katharina von Siena. Politische Briefe (Menschen der Kirche in Zeugnis und Urkunde, 5), Einsiedeln 1944
  • Die "Politischen Briefe" sind 25 Jahre später gekürzt und leicht verändert als Taschenbuch erschienen unter dem Titel Engagiert aus Glauben (Klassiker der Meditation), Benziger. Zürich und Köln 1979
  • In ähnlicher Weise erschien das Buch nochmals unter dem Titel Ich will mich einmischen in die Welt. Engagierte Briefe des Glaubens von Katharina von Siena, hg. von Manfred Baumotte, Benziger. Zürich und Köln 1997, ISBN 3-545-203-026
  • Im Rahmen der noch nicht abgeschlossenen deutschen Gesamtausgabe (Sämtliche Briefe, hg. von Werner Schmid) erschienen bisher: Caterina von Siena, An die Männer der Kirche I, Kleinhain 2005, ISBN 3-901853-07-3; Caterina von Siena, An die Männer der Kirche II, Kleinhain 2005, ISBN 3-901853-08-1; Caterina von Siena, An die Ordensfrauen, Kleinhain 2007, ISBN 978-3-901853-15-9

Bekannte Zitate

  • „Nicht der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“ Katharina von Siena
  • „Dem Tapferen sind Glück und Unglück wie seine rechte und linke Hand, er bedient sich beider.“ Katharina von Siena

Gedenktag

Katharina gilt als Schutzpatronin von Europa, Italien und Rom, außerdem der Sterbenden, der Wäscherinnen, für Vorsorge gegen Feuer sowie gegen Kopfschmerzen und Pest.

Literatur

  • Hanno Helbling: Katharina von Siena. Mystik und Politik. C.H.Beck. 2000. ISBN 3-406-461-603
  • Walter Nigg und Helmuth Nils Loose: Katharina von Siena. Die Lehrerin der Kirche. Herder. Freiburg 1980. ISBN 3-451-186-276
  • Werner Schmid (Hrsg.): Caterina von Siena. Tommaso Caffarini - Erinnerungen eines Zeitzeugen. Die Legenda Minor. Kleinhain 2000, ISBN 3-901-853-065
  • Tommaso Caffarini: Das Supplementum. Biographische Ergänzungen zu Caterina von Siena. Vollständige Übersetzung der lateinischen Erstausgabe. Herausgegeben von Werner Schmid. Kleinhain 2005. ISBN 3-901853-10-3
  • Raimund von Capua: 33 Jahre für Christus. Das Leben der hl. Caterina von Siena. Vollständige Übersetzung von Dr. Josef Schwarzbauer. Hg. v. Werner Schmid. Kleinhain 2006. ISBN 978-3-901853-13-5
  • Eleonore Dehnerdt: Katharina von Siena. Das Mädchen aus Fontebranda. Brunnen Verlag Gießen 2004. ISBN 3-7655-1851-4

Weblinks