Kernkraftwerk Akkuyu

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Kernkraftwerk Akkuyu
Lage
Kernkraftwerk Akkuyu (Türkei)
Kernkraftwerk Akkuyu (Türkei)
Koordinaten 36° 8′ 40″ N, 33° 32′ 28″ OKoordinaten: 36° 8′ 40″ N, 33° 32′ 28″ O
Land Turkei Türkei
Daten
Eigentümer ROSATOM Atomstroyexport
Betreiber ROSATOM Atomstroyexport
Projektbeginn 2016 (Baubeginn)[1]
Kommerzieller Betrieb geplant ab 2022[2][veraltet]

Reaktoren in Planung (Brutto)

4  (4800 MW)
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Das Kernkraftwerk Akkuyu (türkisch Akkuyu Nükleer Enerji Santrali) ist ein derzeit (Stand 2016) in Bau befindliches Kernkraftwerk an der Mittelmeerküste zwischen Aydıncık und Silifke in der Provinz Mersin im Süden der Türkei.[3]

Entwicklungs- und Baugeschichte

Bereits in den frühen 1970er- und den späten 1990er-Jahren gab es Pläne für ein Kernkraftwerk an diesem Standort, die aber verworfen wurden. Ab 2006 lebten die Pläne mit erhöhter Intensität wieder auf.[3]

Wie im Mai 2010 in einem türkisch-russischen Abkommen vereinbart, soll das Kraftwerk vom russischen Unternehmen Atomstroiexport errichtet und zunächst auch betrieben werden. Die Baukosten werden mit 20 Milliarden US-Dollar angegeben.[3][4] Später soll das Kraftwerk mehrheitlich in den Besitz und Betrieb türkischer Unternehmen übergehen.[4]

Geplant sind vier Blöcke mit Reaktoren des Typs WWER-1200 (AES-2006), die entsprechend dem ursprünglichen Zeitplan ab dem Jahr 2013 errichtet und ab 2016[4] bzw. ab 2019[1] im Abstand von je einem Jahr in Betrieb gehen sollten.

Anfang 2013 wurde mitgeteilt, dass ein Vertrag mit Baubeginn im Frühjahr 2014 unterzeichnet wurde. Laut dem neuen Zeitplan soll die erste Einspeisung von Strom im Jahre 2019 erfolgen. Mit dem Bau des letzten (vierten) Blocks soll das AKW 2023 vervollständigt werden. Statt der ursprünglich geschätzten Baukosten von rund 20 Milliarden US-Dollar werden die Kosten "aller Voraussicht nach bis zu 25 Milliarden US-Dollar" betragen.[5]

Nach seiner Fertigstellung soll das erste türkische Kernkraftwerk etwa sechs Prozent des elektrischen Energieverbrauches der Türkei decken.

Den AKW-Betreibern wird die Abnahme des erzeugten Stroms für 12,35 US-Cent je kWh garantiert. Die Abnahmegarantie bezieht sich auf 70 % des von den ersten beiden Blöcken erzeugten Stroms, beim dritten und vierten Block sind es 30 %. Die Abnahmegarantie bezieht sich auf einen Zeitraum von 15 Jahren. Der restliche Strom wird frei verkauft.[3]

Nachdem Verantwortliche im Oktober 2013 bereits verkündet hatten, dass sich die Inbetriebnahme auf Mitte 2020 verzögern werde, wurde im Februar 2014 bekannt, dass sich die Inbetriebnahme weiter verzögern wird: Da eine Überprüfung des Umweltverträglichkeitsberichts bisher nicht zustande kam, verzögere sich der Baubeginn auf das Jahr 2016 und die Inbetriebnahme auf das Jahr 2021.[6] Im März 2015 wurde der Termin für die Inbetriebnahme um ein weiteres Jahr auf 2022 verschoben.[7]

Baubeginn und Grundsteinlegung 2015

Am 14. April 2015 erfolgte, begleitet von Protestaktionen, die offizielle Grundsteinlegung durch Energieminister Taner Yıldız.[8][9][3]

Der russische Präsident Putin äußerte einige Tage nach dem Abschuss einer Suchoi Su-24 der russischen Luftwaffe durch einen Abfangjäger der türkischen Luftstreitkräfte am 24. November 2015, das Projekt Kernkraftwerk Akkuyu bleibe bis auf Weiteres von Sanktionen verschont.[10]

Am 9. Dezember 2015, schrieb Der Spiegel dass Rosatom die Bauarbeiten gestoppt hat,[11] Rosatom und das türkische Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen haben jedoch umgehend dementiert.[12][13]

Kritik

Karte der erdbebengefährdeten Gebiete der Türkei

Kritiker befürchten Sicherheitsrisiken, da der Standort wegen seiner Nähe zu einer tektonischen Verwerfung stark erdbebengefährdet sei.[14] In der Vergangenheit hat es in der Region bereits starke Erdbeben gegeben. Die Auslegung des AKW auf ein Erdbeben mit einer Magnitude von 6,5 auf der Richterskala erscheint angesichts von möglicherweise stärkeren Erdbeben bedenklich.[3][15][16]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Künftiges türkisches AKW soll erdbebensicher sein - russischer Projektant. RIA Novosti, 18. April 2011, abgerufen am 11. August 2011.
  2. http://bizzenergytoday.com/atomstrom_nicht_vor_2022
  3. a b c d e f Akkuyu Nuclear Power Plant, Turkey. power-technology.com, abgerufen am 10. August 2011 (englisch).
  4. a b c Russian plant for Turkey's Akkuyu. World Nuclear News, 13. Mai 2010, abgerufen am 10. August 2011 (englisch).
  5. Vertrag über Bau von AKW-Akkuyu besiegelt. Turkishpress, 21. Februar 2013, abgerufen am 24. März 2013.
  6. Erstes AKW in der Türkei: Start könnte sich um ein weiteres Jahr verzögern, Deutsch Türkische Nachrichten, abgerufen am 10. Februar 2014.
  7. bizzenergytoday: Atomstrom nicht vor 2022 abgerufen am 28. März 2015.
  8. Türkei beginnt mit Bau von erstem Atomkraftwerk, aufgerufen am 14. April 2015
  9. Protest marks ground breaking ceremony for Turkey’s first nuclear power plant
  10. So sieht Putins Strafliste für die Türkei aus, Die Welt vom 1. Dezember 2015
  11. spiegel.de 9. Dezember 2015: Diplomatische Spannungen: Russland stoppt Bau von türkischem AKW
  12. Construction of Turkey’s first nuclear plant continues as planned. Daily Sabah, 9. Dezember 2015, abgerufen am 22. Dezember 2015. (englisch)
  13. Russian contractor denies halt to Turkish nuclear power plant project. RT TV-Novosti, 9. Dezember 2015, abgerufen am 22. Dezember 2015. (englisch)
  14. Protestkundgebung gegen AKW in Akkuyu. Turkishpress, 17. März 2011, archiviert vom Original am 22. März 2011; abgerufen am 10. August 2011.
  15. TÜRKISCHE ATOMPOLITIK: „Es ist unmöglich, sich gegen das Volk zu stellen“. Deutsch-Türkische Nachrichten, 15. März 2011, abgerufen am 10. August 2011.
  16. Atomkatastrophe in Japan: Türkei und Tepco "Hoffnungslos ignorant". Süddeutsche Zeitung (Online), 17. März 2011, abgerufen am 10. August 2011.