Kiwusee

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Kiwusee
Seeufer in Ruanda
Geographische Lage Ostafrika
DR Kongo, Ruanda
Zuflüsse Kalundura
Abfluss Rusizi
Daten
Koordinaten 1° 48′ S, 29° 10′ OKoordinaten: 1° 48′ S, 29° 10′ O
Karte von Kiwusee
Höhe über Meeresspiegel 1462 m
Fläche 2650 km²dep1
Breite 48 km
Volumen 500 km³dep1
Maximale Tiefe 485 m
Mittlere Tiefe 240 m
Ansicht des Kiwusees aus dem Weltraum
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Kivusee mit der Stadt Goma im Hintergrund

Der Kiwusee oder Kivusee ist ein See in Zentralafrika. Durch ihn verläuft die Grenze zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo.

Geographie

Direkt östlich der großen Zentralafrikanischen Schwelle und westlich des Ruanda-Hochlands liegt er südlich der Virunga-Vulkane und nördlich der Provinzhauptstadt Bukavu. Der See liegt im Ostafrikanischen Grabenbruch.

Einer der Zuflüsse, die den Kiwusee speisen, ist der Kalundura, der vom eben genannten Hochland hinunter stürzt. Entwässert wird der See im Süden über den Rusizi in den Tanganjikasee.

Der Kiwusee ist 2650 km² groß und bis zu 485 m tief.

Wichtigste Insel ist Idjiwi, die zur Demokratischen Republik Kongo gehört. Die Insel Iwawa liegt in Ruanda und ist als Militärgebiet für die Öffentlichkeit gesperrt.

Geologische und klimatische Gegebenheiten

Einzigartig macht den Kiwusee die Tatsache, dass sowohl die Wassertemperatur als auch der Salzgehalt mit zunehmender Tiefe steigen. Ursache für dieses Phänomen sind vulkanische Quellen aus dem Untergrund.[1] Hinzu kommt, dass in dieser Region keine großen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen zu verzeichnen sind, eine dauerhafte Abkühlung der oberflächennahen Wasserschichten ist nicht möglich; das Absinken kälteren Oberflächenwassers in die Tiefe – und damit ein Wasseraustausch – ist dadurch weitgehend ausgeschlossen.

Die Sättigung mit Gasen

Der Kiwusee weist in seinem Tiefenwasser sehr hohe Konzentrationen an gelösten Gasen auf. Man schätzt, dass etwa 250 km³ CO2 und etwa 60 km³ Methan im See gelöst sind. Dies ist nur durch den hohen Druck in über 250 m Tiefe möglich. Die Gesamtsättigung liegt derzeit noch bei maximal 55 % des Drucks in der betreffenden Tiefe. In den letzten Jahren wurde jedoch, vermutlich durch Eutrophierung bedingt, eine deutliche Zunahme des Methangehalts im Vergleich zu den 1970er-Jahren festgestellt. Sollte hierdurch bei einem gleichbleibenden Trend gegen Ende des 21. Jahrhunderts die Gesamtsättigung in irgendeiner Tiefe über 100 % des dortigen Drucks kommen, so könnte es zu einem katastrophalen Gasausbruch eines Methan-Kohlendioxid-Gemisches kommen, bei dem, ähnlich wie 1986 am Kameruner Nyos-See oder 1984 am Manoun-See, die Menschen in der Umgebung des Sees ersticken könnten. Hier sind ca. zwei Millionen Menschen gefährdet.[2]

Beim letzten Ausbruch des nahegelegenen Nyiragongo-Vulkans 2002 fürchtete man eine solche Katastrophe, da vermutet wurde, dass plötzliche Abgasungen auch durch vulkanische Aktivität ausgelöst werden können – sie blieb jedoch aus.

Nutzung des Methans

Um die Gefahr eines Gasausbruchs abzuwenden und um gleichzeitig den gewaltigen und offenbar nachwachsenden Methanvorrat zu nutzen, wird derzeit ein Projekt vorangetrieben, das kleine Mengen des gashaltigen Wassers anpumpen und mit dem Methan ein 70-Megawatt Kraftwerk betreiben soll.[3][4] Ca. vier Kilometer vom Seeufer entfernt wurde 2009/2010 unweit der Stadt Gisenyi die Förderplattform „Kibuye I“ mit einem 25 m hohen Turm errichtet. Mittels leistungsfähiger Mammutpumpen wird das CO2- und Methan-haltige Wasser aus 320 Meter Tiefe angesaugt. In der frei im See hängenden Ansaugleitung ist eine Gasabscheiderkaskade eingebaut, mittels derer CO2 und Methan vom Wasser und voneinander getrennt werden.[5] Pro Stunde sollen ungefähr 1000 m³ Methangas durch eine Leitung an Land zu einem Kraftwerk transportiert werden. In der Nähe von Gisenyi produzieren damit drei Generatoren mit einer Abgabeleistung von 30 MW den Grundbedarf an elektrischem Strom für die Stadt und die Bralirwa-Brauerei.[6][7] Weitere, erheblich größer dimensionierte Anlagen dieser Art mit grenzüberschreitendem Stromversorgungsauftrag sind in Planung.[8] Die Multilaterale Investitions-Garantie-Agentur (MIGA) der Weltbank hat im April 2011 ein 142 Mio.-Methangas-Verstromungs-Projekt der US-amerikanischen Firma Contour Global abgesichert.[9]

Fischfauna

Der Kivusee ist vergleichsweise artenarm und wird von nur etwa 30 Fischarten besiedelt. Den größten Anteil der Fischfauna des Kivusees stellen 15 Haplochromis-Arten (H. adolphifrederici, H. astatodon, H. crebridens, H. gracilior, H. graueri, H. insidiae, H. kamiranzovu, H. microchrysomelas, H. nigroides, H. occultidens, H. olivaceus, H. paucidens, H. rubescens, H. scheffersi und H. vittatus). Weitere im See lebende Fischarten sind die Buntbarsche Oreochromis mweruensis und O. niloticus eduardianus, die Karpfenfische Labeobarbus altianalis, Enteromius apleurogramma, E. kerstenii, E. pellegrini und Raiamas moorii, sowie die Welse Amphilius uranoscopus, Clarias gariepinus, Clarias liocephalus und Chiloglanis batesii. Das Vorkommen von Schilbe grenfelli ist fraglich. Vom Menschen eingeführt wurden O. leucostictus, O. macrochir, O. niloticus niloticus, Coptodon rendalli und die Tanganjikasee-Sardine (Limnothrissa miodon).[10][11]

Geschichte

Der Kiwusee wurde erstmals von Gustav Adolf von Götzen 1894 erkundet. Anschließend waren mehrere Reisende mit der genaueren Erforschung der geographischen und naturkundlichen Verhältnisse beschäftigt:

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Ostafrika erlangte die deutsche Schutztruppe kurzzeitig die Seehoheit und besetzte die Insel Idjiwi. Im Verlauf des Krieges wurde sie von belgischen Kolonialtruppen aus dem Kongo nach Südosten abgedrängt.[12]

Nach dem See ist der Methansee Kivu Lacus auf dem Saturnmond Titan benannt.

Siehe auch

Literatur

  • Jean-Pierre Descy, François Darchambeau, Martin Schmid (Hrsg.): Lake Kivu. Limnology and biogeochemistry of a tropical great lake (Aquatic ecology series; Bd. 5). Springer, Dordrecht 2012, ISBN 978-94-007-4242-0.

Quellen

  1. KT Whittaker, TC Johnson, AI Johnson, JI Johnson (1996). Limnology, Climatology and Paleoclimatology of the East African Lakes. ISBN 2-88449-234-8
  2. Eawag-News 62 (2006). Gefährliche Gasmassen in der Tiefe des Kivu-Sees (Memento vom 12. August 2014 im Internet Archive) (PDF; 493 kB)
  3. Risiken eines Gasausbruchs
  4. NZZ Online: ETH-Forscher helfen bei Suche nach Lösung für Kivu-See. 11. Oktober 2007
  5. Projektseite, Michel Halbwachs mit weiteren ausführlichen Hinweisen
  6. Christian Wüst in: Der Spiegel 35/2010 vom 30. August 2010, S. 110
  7. Günther Beyer / Gabi Mayr, Der Schatz im Kivu-See, in Süddeutsche Zeitung vom 30. Juni 2011, S. 16
  8. Christian Wüst, a. a. O.
  9. Günther Beyer; Gabi Mayr: Der Schatz im Kivu-See, a. a. O.
  10. J Snoeks, De Vos, L., Thys van den Audenaerde, D.: The ichthyogeography of lake Kivu. In: South African Journal of Science. 93. Jahrgang, 1997, S. 579–584. PDF
  11. Fishbase Species in Kivu
  12. Reinhard K. Lochner: Kampf im Rufiji-Delta. München 1987, S. 294ff. ISBN 3-453-02420-6

Weblinks

Commons: Lake Kivu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien