Koboltenhof

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Koboltenhof
Gemeinde Gramzow
Koordinaten: 53° 12′ N, 13° 58′ OKoordinaten: 53° 12′ 6″ N, 13° 57′ 35″ O
Höhe: 65 m
Postleitzahl: 17291
Vorwahl: 039861
Koboltenhof (Brandenburg)
Koboltenhof (Brandenburg)

Lage von Koboltenhof in Brandenburg

Koboltenhof ist ein Wohnplatz in der Gemeinde Gramzow im Landkreis Uckermark (Brandenburg). Er wurde zwischen 1827 und 1835 durch das Amt Gramzow auf der Feldmark Gramzow als Heidevorwerk angelegt.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wohnplatz liegt rund 3 km südwestlich des Ortskerns von Gramzow an der kleinen Verbindungsstraße (K7318) zwischen Blankenburg und Meichow auf der Gemarkung Neumeichow. Nur wenig westlich liegt der Große Rathsburgsee, südwestlich der Düsterbruch, nordöstlich der Große Kuhsee und nördlich der Kleine Kuhsee. Der Wohnplatz Koboltenhof liegt auf etwa 65 m ü. NHN.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Vorwerk Koboltenhof wurde zwischen 1827 und 1835 vom Amt Gramzow auf der Feldmark von Gramzow neu angelegt.[1] Das Vorwerk wurde zunächst nur als Heidevorwerk ohne eigenen Namen bezeichnet.[2] Die genaue Herkunft des Namens Koboltenhof ist nicht bekannt. Er ist ziemlich sicher von Kobold = Hausgeist, Naturgeist abgeleitet. Eventuell käme auch ein Personennachname in Frage. Doch warum das Vorwerk ausgerechnet diesen Namen bekam, ließ sich nicht ermitteln.[3]

1840 bestand das Vorwerk aus einem Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden; das Vorwerk hatte sechs Bewohner.[4] Eduard Messow gibt in seiner 1846 erschienenen Arbeit dann acht Einwohner für das Vorwerk an.[5] Nach der 1861 erschienenen Arbeit von Richard Boeckh Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin (Stand 1858) wurden im gesamten Gutsbezirk Gramzow 134 Personen in 11 Wohnhäusern gezählt; hinzu kamen 23 Wirtschaftsgebäude im Gutsbezirk. In dieser Arbeit ist der Name Koboltenhof erstmals erwähnt (Koboltenhof oder Heidevorwerk). Separate Zahlen für den Koboltenhof sind aber nicht ausgewiesen.[6]

Riehl und Scheu (1861) nennen für Koboltenhof zwei Wohnhäuser und 25 Einwohner.[7] 1868 wurden 14 Morgen der zu Koboltenhof gehörenden Fläche zum zukünftigen Neubau der Oberförsterei Gramzow abgetreten.[8] 1868 umfasste das Vorwerk Koboltenhof (auch Heidevorwerk) 409 (Kleine Magdeburger) Morgen 172 Quadratruten Acker, 48 Morgen 59 Quadratruten Wiesen, 72 Quadratruten Hof- und Baustellen und 12 Morgen unbrauchbares Land, insgesamt 470 Morgen 123 Quadratruten (entspricht in etwa 120 ha).[9]

1871 lebten nun in den zwei Wohnhäusern 18 Menschen.[10] Lehnerdt gibt 1881 für das Vorwerk Koboltenhof sogar 31 Einwohner an.[11] In Meyers Orts und Verkehrs-Lexikon Des Deutschen Reichs. Band 1. sind schließlich 29 Einwohner genannt.[12]

1927 wurden 359 Morgen des zum Koboltenhof gehörenden Areals an die Gemeinde Neu-Meichow verpachtet.[13] Anscheinend gab es 1932 Pläne, das Vorwerk aufzuteilen und neue Bauernhöfe zu schaffen.[14]

Bevölkerungsentwicklung von 1840 bis 1925 (in der Übersicht)[2][10][6][5][11][12]
Jahr 1840 1861 1871 1881 1912 1925
Einwohner 10 25 18 31 29 13

Kommunale Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Zeit der Gründung des Vorwerkes gehörte das Heidevorwerk zum Amt Gramzow im Kreis Angermünde der Provinz Brandenburg. Innerhalb des Amtes Gramzow gehörte es zum Gutsbezirk Gramzow, der erst 1928 aufgelöst und zum größeren Teil mit der Gemeinde Gramzow vereinigt wurde. Der Koboltenhof ohne den Großen Kuhsee und den forstfiskalischen Besitz wurde dagegen mit der Gemeinde Neu-Meichow vereinigt.[15]

Mit der Kreisreform von 1952 in der damaligen DDR wurde Gramzow mit dem Wohnplatz Koboldtenhof dem Kreis Prenzlau im Bezirk Neubrandenburg überwiesen. 1973 wurde Neumeichow in die Gemeinde Meichow eingegliedert. 1977 war Neumeichow ein Ortsteil von Meichow. Mit der politischen Wende wurde 1990 das Land Brandenburg neu begründet. 1992 schloss sich Meichow mit seinem Ortsteil Neumeichow und dem Wohnplatz Koboltenhof dem 1992 neu begründeten Amt Gramzow an. In der Kreisreform von 1993 wurde der Kreis Prenzlau zusammen mit den Kreisen Angermünde und Templin zum Landkreis Uckermark vereinigt. Zum 31. Dezember 2001 schlossen sich Gramzow, Lützlow und Meichow des Amtes Gramzow und der Gemeinde Polßen (Amt Angermünde-Land) zur neuen Gemeinde Gramzow zusammen. Seitdem ist Meichow ein Ortsteil der Gemeinde Gramzow, Neumeichow und Koboltenhof haben den Status eines Wohnplatzes in der Gemeinde Gramzow.[16]

Archäologische Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In unmittelbarer Nähe des Koboltenhof liegt bzw. lag ein archäologisch bedeutendes Gräberfeld der Spatlatènezeit. Es wurde von einer Kiesgrube angeschnitten und dadurch wohl weitgehend zerstört. Einige Funde wurde vom damaligen Gutsbesitzer J. O. von der Hagen auf Schmiedeberg gesammelt. Sie wurden im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Zeichnungen und Reste des Fundmaterials wurden schließlich 1954 von Klaus Raddatz publiziert.[17]

120 Meter südwestlich des Koboltenhof wurden beim Ziehen eines Grabens eine Herdstelle mit verglühten Steinen gefunden. In der Nähe wurden slawische Scherbenfunde gemacht, die überwiegend der Menkendorfer Gruppe zugeordnet werden konnten.[18]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch Koboltenhof führen der Wallpfad Uckermark und die Radwege: Gutsherren-Radtour, Museums-Radtour und Uckermärkischer Radrundweg.[19]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gramzow Kr. Angermünde, MK (HOL VIII S. 349), mit Koboltenhof, Meichow (bis 1834), Zehnebeck. 1810–1812, 1814, 1816–1835. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online-Recherche.
  2. a b Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII Uckermark. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1986, ISBN 3-7400-0042-2, S. 518.
  3. Sophie Wauer: Brandenburgisches Namenbuch. Teil 9: Die Ortsnamen der Uckermark. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1996, ISBN 3-7400-1000-2, S. 18/19. 391 S.
  4. August von Sellentin: Heidevorwerk. XIII. Der Angermündesche Kreis, Nr. 78. In: Topographisch-statistische Übersicht des Regierungsbezirks Potsdam und der Stadt Berlin. Verlag der Gander’schen Buchhandlung, Berlin 1841, S. 243 (zlb.de).
  5. a b Eduard Messow: Topographisch-statistisches Handbuch des Preussischen Staats oder Alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher Städte, Flecken, Dörfer, Rittergüter, Vorwerke, Mühlen, oder sonstiger bewohnter Anlagen, Fabriken und Grundstücke, welche einen eigenen Namen führen, mit genauer Bezeichnung der letztern. 1. Band: A-K. Verlag von Emil Baensch, Magdeburg 1846, S. 50. Google Books
  6. a b Richard Boeckh: Ortschafts-Statistik des Regierungs-Bezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. Verlag von Dietrich Reimer, Berlin 1861, S. 38 (separate Zählung für die Orte und Kreise). 276 S. Google Books
  7. Wilhelm Riehl, J. Scheu: Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Scheu, Berlin 1861, S. 286; Textarchiv – Internet Archive.
  8. Karte von der 14 Morgen großen Fläche des Vorwerks Koboltenhof, welche zur Abtretung an die Oberförsterei Gramzow bestimmt ist. 1868. Nach der Karte von Amerlan aus dem Jahre 1843 angefertigt durch Emelius, 1868. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online-Recherche.
  9. Königlich Preußischer Staats-Anzeiger, Oeffentlicher Anzeiger, Beilage zum Königlich Preußischen Staats-Anzeiger, No. 197 vom Freitag, den 21. August 1868, S. 3369. Google Books
  10. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. II. Die Provinz Brandenburg. Verlag des Königlich Statistischen Bureau, Berlin 1873, S. 21 (unten in Fußnote). Google Books
  11. a b Otto Lehnerdt: Alphabetisches Ortsverzeichnis des Deutschen Reiches. Zweiter Band (Groß Marchow bis Nesselzwang). R. von Grumbkow, Dresden 1881, S. 613. Google Books
  12. a b Erich Uetrecht (Hrsg.): Meyers Orts und Verkehrs-Lexikon Des Deutschen Reichs. Band 1. 5., vollst. neubearb. und verm. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1912, S. 611.
  13. Pachtvertrag vom 6. Juli 1927 mit der Landgemeinde Neu-Meichow über 359 1/2 Morgen des Vorwerks Koboltenhof für die Zeit vom 1. Okt. 1926 bis 30. Sept. 1938 und dann bis 1943. 1926–1943. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online-Recherche.
  14. Abgabe des Vorwerks Koboltenhof der Domäne Gramzow für Anliegersiedlungszwecke. 1932–1943. Brandenburgisches Landeshauptarchiv – Online-Recherche.
  15. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Potsdam, Sonderausgabe Nr. 4 des Amtsblatts vom 18. September 1928, S. 293 Google Books
  16. Gemeinde Gramzow. Kommunalverzeichnis der Landesverwaltung des Landes Brandenburg.
  17. Klaus Raddatz: Spätlatènezeitliche Gräber von Koboltenhof bei Gramzow, Uckermark. In: Germania, 1954, 32, S. 72–76; uni-heidelberg.de (PDF; 5,5 MB)
  18. Bodendenkmalpflege in Mecklenburg. Jahrbuch 1979. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1979, S. 381.
  19. Uckermark – Informationen. uckermark-region.de