Kreis Goldap

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Der Landkreis Goldap war ein ehemaliger preußisch-deutscher Landkreis in Ostpreußen und bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1945.

Der Landkreis Goldap umfasste am 1. Januar 1945:

  • die Stadt Goldap, als einziger Ort mit mehr als 2.000 Einwohnern
  • sowie 156 weitere Gemeinden
  • und 2 Gutsbezirke (Forsten).

Einwohnerentwicklung

  • 1871: 43.203
  • 1885: 45.442
  • 1933: 43.491
  • 1939: 45.887

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. September 1818 der Kreis Goldap im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Preußen (nicht: Ostpreußen).

Dieser umfasste die Kirchspiele:

Das Landratsamt befand sich in Goldap.

Norddeutscher Bund/Deutsches Reich/Großdeutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Goldap am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Goldap entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke bis auf zwei aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Goldap entsprechen der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und wurde danach Teil Polens bzw. der Sowjetunion.

Landräte

Kommunalverfassung

Der Landkreis Goldap gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinde Goldap, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden führten jetzt die Bezeichnung Stadt.

Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst.

Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Gemeinde Sutzken/Hitlershöhe

Am 27. Oktober 1933 wurde die Landgemeinde Sutzken in Hitlershöhe umbenannt. Dem lag der folgende Antrag der Gemeinde vom 9. März 1933 zu Grunde:

  • Das Dorf Sutzken im Kreise Goldap ist ein Bauerndorf mit 167 Einwohnern. Es liegt auf den Höhen südlich von der Stadt Goldap. Von den Bewohnern sind 95 % National-Sozialisten, während die restlichen 5 % deutschnational sind. Seit Jahren gibt es hier keinen Marxisten mehr. [...].

Die Zustimmung Hitlers erfolgte am 12. April 1933 unter der Voraussetzung, dass die zuständige Verwaltungsbehörde ihre Zustimmung erteilt. Diese entschied zustimmend am 27. Oktober 1933.

Ortsnamen

1936/1938 setzten die Nationalsozialisten im Kreis Goldap umfangreiche Umbenennungen durch, da ihnen viele Ortsnamen nicht deutsch genug erschienen. Dieses Umlügen wurde durch lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen bewerkstelligt, zum Beispiel:

  • Bludßen: 1936: Bludschen, 1938: Forsthausen,
  • Bodschwingken: Herandstal,
  • Buttkuhnen: Bodenhausen,
  • Dobawen: Dobauen,
  • Dubeningken: Dubeningen,
  • Gawaiten: Herzogsrode,
  • Grabowen: Arnswald,
  • Grilskehmen: Grilsen,
  • Groß Rominten: Hardteck
  • Groß Wronken: Winterberg
  • Jodupp: Holzeck,
  • Kallweitschen: Kornberg,
  • Jörkischken: Jarkental,
  • Pelludßen: 1936: Pelludschen, 1938: Pellau,
  • Plawischken: Plauendorf,
  • Sausleßowen: 1936: Sausleschowen, 1938: Seefelden (Ostpr.),
  • Skötschen: Grönfleet,
  • Szabojeden: 1936: Schabojeden, 1938: Sprindberg,
  • Szeldkehmen: 1936: Scheldkehmen, 1938: Schelden,
  • Szittkehmen: 1936: Schittkehmen, 1938: Wehrkirchen,
  • Wyszupönen: Kaltensee.

Architektur

In Ostpreußen, so auch im Landkreis Goldap, wurden zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 zahlreiche Orte von der russischen Armee okkupiert und zum großen Teil zerstört. Nach Ende der Kriegshandlungen wurde ein "Aufbauprogramm Ostpreußen" durchgeführt, an dem der Architekt Hans J. Philipp, Goldap, großen Anteil hatte. Die äußere Gestaltung der neuen Häuser orientierte sich an der bekannten Architektur Ostpreußens: Pfannendach auf Stülpschalung, auf dem Land wurde überwiegend rauer Kellenputz, in der Stadt Kratzputz verwendet. Die Fenster erhielten in den feststehenden Blendrahmen dunklen, in dem Flügelholz weißen Anstrich (Quelle: Wasmuths Monatshefte, Berlin 1919-20, Heft 11-12, Seiten 321 ff). Ein typisches Gebäude aus dem Wiederaufbauprogramm Ostpreußens ist/war das Wohnhaus Groehn in Plawischken (am 16. Juli 1938 in Plauendorf umbenannt). Die zweite Abbildung zeigt das Gasthaus Karl Urmoneit in Grabowen (10 km von Goldap entfernt, umbenannt in Amswald) aus dem Jahr 1916/17, ebenfalls vom Architekten Hans J. Philipp, Goldap, entworfen. Dieses Gebäude aus dem Wiederaufbauprogramms Ostpreußens hatte die für diese Gegend typische Aufteilung von Laden, Schankstube und den "besseren" Gaststuben.

Weblinks