Leopold Auerbach (Jurist)

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Leopold Auerbach (geboren 22. März 1847 in Breslau, Königreich Preußen[1] als Löbel Auerbach; gestorben 19. September 1925 in Berlin-Charlottenburg[2]) war ein deutscher Jurist und Historiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obgleich Auerbachs Werk in der Wissenschaft international bis heute stark rezipiert wird, ist über sein Leben kaum etwas bekannt. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts überliefert. Er studierte in Leipzig, wahrscheinlich Jura, Geschichte und Orientalistik, und wurde 1870 bei Heinrich Leberecht Fleischer[3] mit einer Arbeit über die Entwicklungsgeschichte des Jüdischen Rechts promoviert.

Später wirkte Auerbach als Rechtshistoriker in Berlin, wo er sich weiterhin besonders mit der Geschichte des Jüdischen Rechtes und dem Brückenschlag zum preußischen Recht befasste. Er gehörte neben Hirsch Baer Fassel, Zechariah Frankel, Joseph Levin Saalschütz, Max Samuel von Mayer, Moses Bloch und anderen zu den wichtigsten Gelehrten des 19. Jahrhunderts, die sich auf wissenschaftlicher Basis mit der Geschichte des jüdischen Rechtes befassten und damit den Weg für das Recht des modernen Staates Israel bereiteten.[4]

Auerbach war ein einflussreicher Vertreter der Reform bzw. Emanzipation des Judentums im 19. Jahrhundert und jüdischer Apologet, der nach Strategien suchte, dem deutschen Judentum den Weg in die Moderne zu bahnen und von jüdischer Seite dem Antisemitismus zu begegnen. So setzte er sich vehement dafür ein, dass Juden aktiv Konvertiten suchen und die Bedingungen für den Übertritt zum Judentum erleichtern sollten, um weitverbreiteten Argumenten zu widersprechen, dass das Judentum ein in sich geschlossenes, exklusives Volk sei.[5] 1890 veröffentlichte Auerbach einen leidenschaftlichen, aber auch kontroversen Aufruf, dass sich die deutschen Juden organisieren sollten. Darin sprach er sich auch für die «Mischehe» aus, d. h. für die Ehe zwischen jüdischen und nichtjüdischen Ehepartnern.[6]

Über sein spätes Leben ist nichts bekannt. Er starb 1925.[7][8][9]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Auerbach, Leopold, in: Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Band 6. Czernowitz, 1935, S. 430

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geburtsdatum nach Angabe bei Heirat mit Elise Solon (1855–1922); Heiratsregister Standesamt Berlin 6, Nr. 293/1877
  2. Sterberegister Standesamt Charlottenburg 1, Nr. 650/1925
  3. Holger Preißler: Der Leipziger Orientalist Heinrich Leberecht Fleischer. In: Stephan Wendehorst (Hrsg.): Bausteine einer jüdischen Geschichte der Universität Leipzig. S. 266, Fußnote 82.
  4. Menachem Elon: The Sources and Nature of Jewish Law and its Application in the State of Israel, Part III. In: Israel Law Review, Volume 3, Issue 3, July 1968, p. 416.
  5. Kevin Macdonald: Toward an Evolutionary Theory of Anti-Semitism, Long Beach, 2004, p. 235. ISBN 1-4107-9260-9 (online by archive.org).
  6. Alan T. Levenson: Jewish reactions to intermarriage in nineteenth century Germany. U.M.I., Ann Arbor, 1990, S. 15–16 & S. 99–100. (online bei OHIOlink)
  7. Leopold Auerbach; Abraham M. Fuss (Herausgeber): Das jüdische Obligationenrecht [Nachdruck der Ausgabe von 1870], Gedera (Israel) 1976.
  8. Dr. Leopold Auerbach gestorben. In: Wiener Morgenzeitung. Heft 2381, 9. Oktober 1925, S. 6 (Online [abgerufen am 18. März 2020] Universitätsbibliothek Goethe-Universität, Frankfurt).
  9. Jüdische Lehre und Lehrer. In: Menorah. Heft 11, November 1925, S. 226 (Online [abgerufen am 18. März 2020] Universitätsbibliothek Goethe-Universität, Frankfurt).